Vanilleeis im Test: Skandal im Eisregal

Das Testmagazin »Konsument« nahm gemeinsam mit der AMA das heimische Vanilleeis-Angebot unter die Lupe. Mit ernüchterndem Ergebnis.

Im Sommer ist der Gang zum Eissalon obligatorisch. Ob dort oder aus der Kühltruhe im Geschäft um die Ecke, eine der beliebtesten Geschmacksrichtungen der Österreicher ist Vanille. Der Verein für Konsumenteninformationen (VKI) hat nun zusammen mit der AMA in einem Test 22 verpackte sowie fünf offene Vanilleeis bewertet, und kam dabei zu einem mäßig zufriedenstellenden Ergebnis.

Was ist »echtes« Vanilleeis?
Milch, Vanille und Zucker, so stellt sich der Konsument ein selbstgemachtes Vanilleeis vor. Dass das nicht immer der Fall ist, zeigen die Testergebnisse. Weil Vanille nach Safran das zweitteuerste Gewürz der Welt ist steht immer häufiger statt Vanilleeis – als Zutat werden Bestandteile der Vanillepflanze verwendet – Eis mit Vanillegeschmack – zumindest teilweise mit künstlichen Aromen wie dem synthetisch hergestellten Vanillin produziert – auf der Packung.

Der Trick mit dem Pflanzenfett
Ein weiterer Trend ist der verstärkte Gebrauch von Pflanzenfetten anstelle von Milchfett – allen voran Kokosfett und Palmkernöl von den Philippinen und aus Indonesien, denn Pflanzenfett ist in der Herstellung bedeutend billiger als Milchfett. Auf Anfrage des VKI verwiesen die Produzenten darauf, dass die Konsumenten Pflanzenöle den Tierfetten vorziehen würden, da diese als gesünderer gelten. Birgit Beck, Ernährungswissenschaftlerin beim VKI, räumt mit diesem Glauben auf. Kokosfett ist beispielsweise ähnlich zusammengesetzt wie tierische Fette, und dadurch vergleichbar mit Milchfett.

Enthält ein Eis Pflanzenfett, müsste es in Österreich als »Pflanzenfetteis« bezeichnet werden. Da diese oft im Ausland hergestellt werden, zählt das Recht des Herkunftslandes. In Deutschland entspricht die Zusammensetzung den dort gültigen Vorschriften und kann aus diesem einfachen Grund auch in Österreich problemlos ohne der Bezeichnung »Pflanzenfetteis« verkauft werden. Martin Greßl, Abteilungsleiter des AMA-Qualitätsmanagements, wünscht sich deshalb mehr Transparenz bei der Beschriftung von Eispackungen, um den Konsumenten auf diese Unterschiede hinzuweisen. Auch irreführende Motive auf den Verpackungen stiften Verwirrung beim Konsumenten, zum Beispiel wird die Österreichische Flagge auf die Verpackung gedruckt, obwohl das Eis im Ausland hergestellt wurde. Ein anderes Beispiel für die Irreführung ist das Verwenden von Orchideen- und Narzissenblüten anstelle von der Vanilleblüte auf den Eisverpackungen. Franz Floss, Geschäftsführer und Bereichsleiter Untersuchung beim VKI: »Hier gibt es nach wie vor eine große Kluft zwischen Schein und Sein. Letztlich muss aber das drinnen sein, was auch drauf steht. Alles andere wäre gegenüber den Konsumenten unfair.«

Das Testmagazin »Konsument« unterzog das österreichische Vanilleeis-Angebot einem Vergleich. (v.l.n.r.: DI Martin Gressl (Leiter Abteilung Qualitätsmanagement, AMA-Marketing), Mag. Birgit Beck (Ernährungswissenschafterin, VKI), Ing. Franz Floss (Geschäftsführer und Leiter des Bereichs Untersuchung, VKI)
Das Testmagazin »Konsument« unterzog das österreichische Vanilleeis-Angebot einem Vergleich. v.l.n.r.: DI Martin Gressl (Leiter Abteilung Qualitätsmanagement, AMA-Marketing), Mag. Birgit Beck (Ernährungswissenschafterin, VKI), Ing. Franz Floss (Geschäftsführer und Leiter des Bereichs Untersuchung, VKI)

Der weite Weg des Eis’
Gerade einmal zwei der 22 getesteten Produkte sind echte Österreicher. Sowohl das Vanilleeis von Spar Premium als auch von Spar Natur werden ausschließlich im Inland aus heimischen Rohstoffen hergestellt. Spar Premium hat dafür das AMA-Gütesiegel erhalten, während Spar Natur pur Träger des AMA-Biozeichens ist. Träger der AMA-Gütesiegel wird nur, wer die strengen Vorlagen für Milchqualität besteht. Laut Franz Floss, macht sich die Industrialisierung von Vanilleeis hauptsächlich dadurch bemerkbar, dass die Milch immer öfter aus Deutschland und den Niederlanden, der Zucker aus vielen europäischen Staaten und Südamerika und das Pflanzenfett aus Asien kommen. Das schadet wiederum den Bauern und Erzeugern in Österreich, die mit dem Preiskampf aus dem Ausland oft den Kürzeren ziehen. Neben Spar Premium und Spar Natur pur setzen auch die Fast-Food-Kette McDonald’s, der Eissalon am Schwedenplatz und Tichy auf heimische Rohstoffe.

Testkriterien
Die Testkriterien beim verpackten und offenen Vanilleeis unterschieden sich einzig und allein in den Punkten »Pflanzenschutzmittel« und »Kennzeichnung«, da diese beim offen angebotenen Vanilleeis entfallen. Die mit jeweils fünf bzw. zehn Prozent gewichteten Kategorien wurden gleichermaßen auf die anderen Kategorien verteilt. Getestet wurden zudem Herstellerinformation Herkunft (10% bei verpackten Produkten bzw. 12% bei offenen Produkten), Expertenverkostung (10 bzw. 12%), Milchfett (10 bzw. 12%), Protein (5 bzw. 6%), Fett (5 bzw. 6%), Zucker (10 bzw. 12%), Mikrobiologie (25 bzw. 28%) und Beschaffenheit (10 bzw. 12%).

Testsieger und Fazit
Der Testsieger bei den verpackten Produkten: Dennree's VanilleeisDer Testsieger bei den verpackten Produkten wurde das, im Basic erhältliche, Bio-Vanilleeis von Dennree, welches mit 80 von 100 möglichen Punkten überzeugte, während das Vanilleeis vom Wiener Traditionssalon Tichy bei den offenen Produkten gewonnen hat. Erfreulich ist auch, dass in keinem Eis gesundheitsschädliche Keime wie etwa Listerien oder Salmonellen gefunden wurde. Lediglich das Vanilleeis von Ja! Natürlich sowie das Vanilleeis vom Eissalon Schwedenplatz wiesen erhöhte Keimzahlen auf, die für die Gesundheit allerding nicht schädlich sind.

Top 5 Vanilleeis verpackt               
1.    Dennree – 80 von 100 Punkten         
2.    Grandessa Premium – 77          
3.    Billa – 77          
4.    Landliebe – 77           
5.    Spar Natur pur – 76           

Top 5 Vanilleeis offen
1.    Tichy – 89 von 100 Punkten
2.    McDonald’s – 82
3.    Zanoni – 76
4.    Eis-Greissler – 76
5.    Schwedenplatz – 25

Sämtliche Details zum Test gibt es auf www.konsument.at sowie in der Augustausgabe des Testmagazins Konsument.

www.ama.at

(Lisa Arnold und Max Margaritoff)