Trüffelkrieg forderte Todesopfer

In Frankreich erschoss ein Trüffelproduzent einen vermeintlichen Dieb. Die Bauern der Region solidarisierten sich mit dem Schützen.

Kurz vor Weihnachten, als die Nachfrage nach den französischen schwarzen Trüffeln ihren Höhepunkt erreichte, forderte der »Krieg« um die Delikatesse sein erstes Todesopfer. Im größten und wichtigsten Anbaugebiet für schwarzen Trüffel in Europa, im südostfranzösischen Département Drôme, erschoss ein 32-jähriger Trüffelbauer einen vermeintlichen Trüffeldieb. Laurent Rimbaud bewachte seine Trüffelfelder im Dorf Grignan als er einen Eindringling beobachtete. Rimbaud dachte, dieser sei bewaffnet und gab aus seinem Jagdgewehr zwei Schüsse ab. Der vermeintliche Trüffeldieb, ein 43-jähriger zweifacher Vater aus dem Nachbardorf, erlag kurze Zeit später den Verletzungen. Lokalen Presseberichten zufolge hatte das Opfer zwar keine Schusswaffe bei sich, allerdings ein Messer, das zur Trüffelernte verwendet wird. Die lokale Polizei bestätigte, dass der Mann wegen Diebstahls amtsbekannt war. Der Schütze wurde nach dem Vorfall verhaftet.

Geringe Ernte, große Nachfrage, hohe Preise
In der Trüffel-Community hat der Fall für großes Aufsehen gesorgt. Etwa 250 Bauern und Trüffelzüchter solidarisierten sich mit Rimbaud, der sich bei der freiwilligen Feuerwehr engagiert und als angesehenes Mitglied der Gemeinde gilt. Die Trüffelzüchter-Kollegen verteidigen seine »Reaktion«, denn sie alle hätten Angst vor Dieben, heißt es in Berichten von Lokalmedien. Die Bauern betonten, dass sie um ihre Ernte und auch um ihr Leben fürchten müssen. In letzter Zeit haben sich Trüffeldiebstähle enorm gehäuft. Grund dafür sei vor allem die schlechte Ernte, die im Vergleich zu guten Trüffeljahren nur rund die Hälfte betragen dürfte. Dadurch steigen die Preise für die schwarze Knolle ins Unermessliche, bis zu 1000 Euro werden pro Kilo bezahlt. Und da die Nachfrage groß ist und die Diebe die gestohlenen Pilze leicht unter der Hand weiterverkaufen können, wittern sie hier große Gewinne.

Trüffelfelder als »Freiluft-Safes«
Laut Angaben der Trüffel-Bauern im Département Drôme wurden Gemeinde und Polizei über das Problem informiert, doch es wurden keine Maßnahmen von offizieller Seite gesetzt. »Unsere Trüffelfelder sind wie Freiluft-Safes und in harten Zeiten kennen gewisse Diebe keine Grenze«, so Joel Barthélémy, Vorsitzender der Trüffelzüchter-Vereinigung in der Region Tricastin gegenüber der Zeitung La Provence, »aber ich habe befreundeten Bauern gesagt, dass sie auf der Patrouille niemals ein Gewehr mitnehmen sollten. Die Versuchung abzudrücken ist zu hoch.« Manche dürfte der Fall an die Wilderer-Thematik in Österreich erinnern. Doch trotz Berechtigung zum Schutz persönlichen Eigentums muss betont werden, dass ein Menschenleben immer über Geld und Gut zu stehen hat. Dem Todesschützen Verständnis entgegenzubringen, ist also in jedem Fall unangebracht. 

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Marion Topitschnig
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