Harmonieren perfekt:Cognac und Zigarren

Harmonieren perfekt:Cognac und Zigarren
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Traum-Paare: Cognac und Zigarren

Eins und eins ist mehr als bloß zwei – mit dem richtigen Cognac-Zigarren-Pairing spielen die Aromen harmonisch zusammen oder erzeugen gar eine neue Spannung. Falstaff zeigt, welcher Cognac zu welcher Zigarre passt.

Es ist eine klassische Trias, die sich durch die Gourmetgeschichte der letzten zwei Jahrhunderte zieht: Kaffee–Cognac–Zigarre als Abschluss eines guten Essens. Dieser Topos wurde zwar im Lauf der Zeit immer wieder substituiert durch Rum, (vornehmlich Malt-)Whisky, ja sogar durch die banale Zigarette, aber seiner einzigartigen Kultstellung konnte das nichts anhaben. Besonders heute erlebt er ein Revival – gemeinsam mit anderen Pairings, also der Zusammenführung und gegenseitigen Abstimmung von Aromen beim Essen und Trinken.Zu Beginn einige grundlegende Gedanken zum Cognac-Zigarren-Pairing: Weinbrände stehen einander geschmacklich näher als Zigarren. Sie hinterlassen in der Regel ein eindeutiges, liebliches, blumiges und einander ähnliches Geschmacksbild bei durch die Bank vierzig Volumenprozenten. Unter den verschiedenen Zigarrenformaten und -marken ist die Vielfalt größer. Sie reicht von »nichts gespürt« eines extrem leichten dominikanischen Exemplars bis zum wuchtigen Nikotinhammer einer kubanischen Partagás 8-9-8.
Was das Verhältnis des Tabaks nicht nur zu Cognac, sondern jedwedem Brand und auch Wein angeht, sollte die Geschmacksintensität der Zigarre die Wahl des Getränks widerspiegeln. Dabei gibt es zwei Denkschulen. Die einen meinen, das Verhältnis müsste ausgewogen sein, die anderen, die Zigarre sollte die Führung übernehmen: Milde Zigarren werden mit Cognac, Champagner oder einem trockenen Rotwein gepaart, kräftige Habanos mit kubanischem Rum oder einem hochprozentigen Whisky. Klingt ja gut, aber das Ganze hat einen Haken: Was ist mild und was ist stark? Das hängt nämlich von der einzelnen Genuss-Persönlichkeit und deren Biografie ab. Denn durch stetige Übung verändert man sein Sensorium. Ein Beispiel: Leute, die in ihrer Jugend nicht einmal eine einzige Montecristo am Abend vertrugen, können als Erwachsene mehrere am Tag rauchen. Und ist die würzige Stärke, die von der Aromenfülle einer Davidoff ausgeht, vergleichbar mit jener trockenen Stärke des klassischen kubanischen Typs à la Bolívar? Die Antworten kann nur die Praxis bringen. Im Folgenden haben wir Cognacs und Puros zu Paaren gemacht, von denen wir glauben, dass sie zusammen ein Surplus ergeben.

© Davidoff

Davidoff Aniversario Special R Robusto mit Baron Otard VSOP

Diese Zigarre ist ein Traum, eines der Spitzenprodukte von Davidoff: Nicht wie sonst so oft mit floralen Noten zu Beginn – man raucht sich sanft in den Puro hinein. Er gewinnt dann ganz langsam eine ordentliche Würze und Dichte im Rauchverlauf, wird nie scharf und bleibt bis zum letzten Zug freundlich, wobei man diese Robusto tatsächlich bis zu dem Punkt herunterrauchen kann, wo es nicht mehr geht. 
Der Cognac ist auch ein Traum. Die Farbe ist dunkles, opulentes Gold. In der Nase florale Noten mit einem Hauch von Lindenblatt, Birne, Tabak und Vanille. Am Gaumen rund und sanft mit subtil süß-fruchtigem Geschmack und einem Hauch von Gewürzen. Lang im Abgang.
Falstaff-Punkte Zigarre: 95
Falstaff-Punkte Cognac: 92

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Montecristo No.2 mit Rémy Martin 1738 Accord Royal

Der Pirámides-Klassiker im Montecristo-Portfolio zeigt die beste Konstruktion aller Formate dieser Marke und einen – sonst manchmal vermissten – tadellosen Zug. Schon das ölig glänzende Deckblatt weckt die Lust am Rauchen. Nach dem Entzünden Töne von Sirup, Biskuit, dunkler Schokolade und feuchter Erde. Im weiteren Rauchverlauf Übergang in getoasteten Tabak und frisch gebackene Kekse. Das Finale bringt Anflüge von Bitterstoffen und Menthol. 
Der Cognac: Ursprünglich 1927 kreiert, reift dieser VSOP im Mature Cask Finishing, einem besonderen Verfahren, das eine perfekte Harmonie von kräftigen und eleganten Aromen erzielt. In der Nase großzügige Noten von Pflaumen und Feigenmarmelade, abgerundet durch intensive Düfte von Holz und Toastbrot. Am Gaumen die Zartheit von Karamellbonbons und Anklänge schwarzer Schokolade, zusammen mit Gewürznoten. Der Körper ungewöhnlich rund mit cremigem Nachgeschmack und Konzentration von nussigen Aromen.  
Falstaff-Punkte Zigarre: 92
Falstaff-Punkte Cognac: 92

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Culebras von Brun del Ré mit Hennessy XO

Costa Rica ist ja nicht gerade bekannt als Zigarrenland. Und
die Brun del Ré verwendet auch hauptsächlich Tabak aus dem angrenzenden Nicaragua und anderen lateinamerikanischen Ländern. Doch was daraus entsteht, zeugt von höchster Professionalität. Denn diese »Krummen« stehen in nichts den viel berühmteren von Partagás und Davidoff nach. Und kosten zudem nur einen Bruchteil davon. Sie zaubern Noten von Leder, Gras und Pfeffer auf den Gaumen, gepaart mit intensiver Cremigkeit. Trotz der verschlungenen Rauchkanäle ist der Zugwiderstand gut und der Abbrand gleichmäßig. Die angenehm mittlere Stärke hält sich über den gesamten Rauchverlauf.  
Das Aroma kandierter Früchte und die leicht würzige Nase schaffen die Harmonie des XO. Die Cognac-Verkostung ergibt eine weiche und gleichzeitig kräftige Tonalität mit einer Spur von Kakao und einer warmen, fruchtigen Präsenz. Der lange Abgang ist Zeichen hoher Komplexität des Blends und langer Alterung.
Falstaff-Punkte Zigarre: 88
Falstaff-Punkte Cognac: 94

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Cohiba Espléndidos mit Courvoisier Xo ImpÉrial

Die Cohiba Espléndidos, Schröders »Kanzlerzigarre«, ist die berühmteste der drei- statt zweifach fermentierten Edelmarke – und wohl auch die beste. Das Churchill-Format liegt mächtig in der Hand und garantiert lang anhaltenden, cremigen Rauchgenuss. Obwohl sie generell zu den kräftigeren Cohibas gezählt wird, ist die Espléndidos dennoch angenehm mild zu rauchen. Ihre aromatische Kraft entfaltet sich mit jedem Zug, von leicht grasigen Noten über nussig-holzige Aromen bis zu kräftigen Röstnoten von Vanille, Kakao und Kaffee. Gegen Ende macht sich Orange bemerkbar.
Der »Cognac der Könige«: Napoleon soll ihn nach St. Helena mitgenommen haben, in Wien war Courvoisier Hoflieferant. In der Nase ein duftendes Bukett von Bourbonvanille, braunem Zucker, Südfrüchten und dunkler Schokolade. Am Gaumen enormer Aromenreichtum, Vanille, Schokolade, Honig, Crème bru-lée, blumige Noten und kandierte Orangen. Exquisite, seidige Struktur im Mundraum, lang anhaltender und sehr voluminöser, tiefgehender Abgang.

Falstaff-Punkte Zigarre: 93
Falstaff-Punkte Cognac: 93

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Camacho Connecticut Coronas mit Rémy Martin VSOP

Als die breite Marketingwelle nach der Camacho-Neuübernahme heranrollte, meinten ja einige Aficionados, da könne nichts Gutes landen. Sie mussten ihr Urteil revidieren, fast alle Formate sind ganz große Klasse – und das für wirklich ganz wenig Geld. Und mit einer neuen Banderolentechnik, die das Deckblatt nicht beschädigt. Das beste Beispiel ist die Connecticut-Serie. Das Deckblatt aus Ecuador verleiht Weichheit und dezente Süße, in der Einlage Ligero-Tabak, gezogen von Fachleuten in der Dominikanischen Republik. Zu Beginn dominieren Holz und Nuss, später kommen Erde, Röstaromen, Leder dazu. Gegen Ende deutliche Espresso- und Pfeffer-Noten.  
Dazu passt hervorragend der Rémy mit der dominanten Vanille in der Nase infolge der langen Reifung in Limousine-Fässern, gefolgt von Aprikosen und Bratäpfeln. Am Gaumen frische Früchte und Lakritze. Der Körper ist strukturiert, ausgewogen und vielschichtig – wie seine Tabak-Begleiterin.
Falstaff-Punkte Zigarre: 89
Falstaff-Punkte Cognac: 91

Aus Falstaff Magazin Nr. 08/2016.

Angelo Peer
Angelo Peer
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