Der Vollblut-Merlot von Château Péby-Faugères aus Saint-Émilion in Bordeaux fasziniert durch ­seine Eleganz und Fülle.

Der Vollblut-Merlot von Château Péby-Faugères aus Saint-Émilion in Bordeaux fasziniert durch ­seine Eleganz und Fülle.
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Top 10: Die besten Merlots der Welt

Ihrem Charme kann man sich nur schwer entziehen: Die ganz großen Merlots zählen zu den überzeugendsten Verführern unter den Rotweinen.

Merlot ist eine Kultsorte. Man denkt dabei sofort an ­Petrus, einen der berühmtesten und teuersten Weine der Welt. Die Rebsorte stammt aus dem Südwesten Frankreichs. Jüngste DNA-Forschungen ergaben, dass es sich um eine Kreuzung aus Cabernet Franc und einer weniger bekannten Sorte namens Magdeleine Noire des Charentes handelt. Der Ausgangspunkt des weltweiten Siegeszugs des Merlots war das rechte Ufer in Bordeaux, wo die Sorte seit dem Ende des 18. Jahrhunderts bekannt ist. Ihr Name soll auf die auffällig dunkle, schwarzblaue Färbung ihrer Trauben zurückgehen, die jenem des Gefieders der Amsel gleicht, die auf Französisch »Merle« genannt wird und der eine Präferenz für die reifen, dünnhäutigen Beeren des Merlots nachgesagt wird.
In Frankreich ist der Merlot heute die populärste Rebsorte, weltweit rangiert sie auf Platz fünf. Bei den Neuauspflanzungen liegt der Merlot nur mehr knapp hinter Cabernet Sauvignon. Die besten Vertreter kommen heute aus Bordeaux, wo Merlot rund 62 Prozent der Weingärten innehat, der Toskana und Kalifornien, aber auch dem Schweizer Tessin, und zunehmend spielen auch Argentinien, Chile und Australien im Konzert der Besten mit. Der Grund für die Popularität liegt auf der Hand: Rotweine aus Merlot sind gut strukturiert und kraftvoll, verfügen über eine weiche, seidige Textur, gute Säurestruktur und eine reiche Aromatik, was sie zu exzellenten Speisenbegleitern von großer Bandbreite macht. Das Spektrum reicht von Schweinefleisch über Käse bis zu Schokolade, Merlot gilt zu Recht als universell einsetzbar bei Tisch. Typisch für das ­Bukett eines Top-Merlots sind feinwürzige Nuancen von Nougat, kandierten Veilchen, Lakritze und schwarzer Trüffel, fruchtige Anklänge von schwarzen Kirschen, Brombeeren, Heidelbeere und Pflaumen. Am Gaumen gibt er sich stoffig bis opulent, verfügt über reife Tannine und – so nicht zu spät gelesen – auch über erstaunliche Säure und Lebendigkeit. Alle diese Eigenschaften machen den Merlot zum vielleicht beliebtesten Cuvée-Partner überhaupt, nur äußerst selten wird er ganz reinsortig auf die Flasche gebracht. Der Merlot ist ein freundlicher und facettenreicher Rotwein, dessen Charme und im allerbesten Fall Magie man sich schwer entziehen kann.

1. 2010 Petrus Pomerol (Bordeaux, Frankreich)

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Eine Sandsteinfigur des heiligen Petrus gab diesem Weltklasseweingut einst seinen Namen. Heute zählt dieser Wein der Familie Moueix zu den begehrtesten und zugleich teuersten Tropfen der Welt. Der kiesige Sand-Lehm-Boden auf einem Bett aus eisenhaltiger Erde mit besonders guter Drainage schafft hier hervorragende Bedingungen. Das Terroir ist ideal für Merlot, aus dem der Wein bei den meisten Jahrgängen zu 100 Prozent gekeltert wird. Ein weiteres Kriterium sind die zum Teil bis zu 70 Jahre alten Reben. Und ein dritter Punkt ist die extreme Ertragsbeschränkung. Auf einer Fläche von nur 11,5 Hektar werden pro Jahr maximal 4000 Kisten des exklusiven Spitzenweins produziert, einen Zweitwein gibt es von Petrus ebenso wenig wie ein Schloss – darum bescheidet man sich in jüngerer Zeit auch auf dem Etikett mit der Bezeichnung Petrus ohne den Vorsatz »Château«, der sonst in ­Bordeaux gebräuchlich ist.
Preis: ca. € 2000–3500,–
Spitzenjahrgänge: 2015, 2010, 2009, 2000, 1990, 1989, 1975, 1971, 1967, 1964, 1961, 1950, 1947, 1929, 1921
Bezugsquelle: Subskription, Auktion, Fachhandel

2. 2010 Masseto (Bolgheri, Toskana, Italien)

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Masseto ist Kult, einer der bekanntesten Merlot weltweit. Die Trauben wachsen auf dem gleichnamigen, sieben Hektar großen Weinberg in Bolgheri an der toskanischen Küste. Der Boden dieses Weinbergs zeichnet sich durch hohen Lehmgehalt aus und ist einzig in seiner Art im ganzen Gebiet. Zu Beginn der 1980er-Jahre hatte der bekannte russisch-amerikanische Önologe André Tchelistcheff auf die außer­ordentliche Güte des Weinbergs aufmerksam gemacht und geraten, Merlot zu pflanzen. Der erste Jahrgang entstand 1986, damals noch ohne nähere Namensangabe. Ab dem Jahrgang 1987 trug der Wein dann den Namen Masseto. Im vergangenen Jahr wurde Masseto aus dem ursprünglichen Weingut Ornellaia ausgegliedert und firmiert nun als eigenes Weingut, unverändert aber im Besitz der Familie Frescobaldi. Masseto wird als einziger italienischer Wein über den Weinhandelsplatz Bordeaux vertrieben.
Preis: ca. € 550–750,–
www.masseto.net
Spitzenjahrgänge: 2013, 2012, 2010, 2008, 2004, 2001, 1999
Bezugsquelle: Morandell, Wörgl; Alpina, Buchloe; Bindella, Zürich; Mövenpick, Zürich.

3. 2008 Messorio - Le Macchiole (Bolgheri, Toskana, Italien)

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Der zweite große Merlot aus Bolgheri. Inspiriert vom großen Vorbild Masseto legten Eugenio Campolmi und sein damaliger Berater Luca d’Attoma Ende der 1980er-Jahre einen Merlot-Weingarten in Dichtbepflanzung an. 1994 erfolgte die erste Ernte, und von Beginn an fand der Messorio eine eingeschworene Fan-Gemeinde. Im direkten Vergleich zu Masseto ist Messorio vielleicht einen Tick weniger opulent und geschliffen, spielt dafür aber dieFrucht mehr in den Vordergrund. Der Ertrag ist mit 800 Gramm pro Stock extrem niedrig. Nach der Vergärung reift der Wein für 20 Monate im Barrique. Seit dem Tod von Eugenio Campolmi führt dessen Frau Cinzia Merli das Weingut sehr erfolgreich weiter und machte Le Macchiole zu einem der Spitzen­-Weingüter Italiens.
Preis: ca. € 180,–
www.lemacchiole.it
Spitzenjahrgänge: 2013, 2012, 2010, 2008, 2004, 2001, 1999
Bezugsquelle: Pfurtscheller, Neustift; Superiore, Dresden; Vinum, München; Caratello, St. Gallen

4. 2012 Blankiet Estate Vineyard Merlot (Yountville, Napa Valley, USA)

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Als Katherine und Claude Blankiet 1996 ihr Weingutprojekt in Napa Valley begannen, hieß ihr erklärtes Ziel, Weltklasse-Weine zu machen, Heute ist das schmucke, toskanisch anmutende Weingut am Fuße der Mayacamas-Berge längst ein Mekka für Merlot-Aficionados aus aller Welt. Ihr mittlerweile berühmter Weingarten Paradise Hill wird seinem Namen zur Gänze gerecht. Hier verbindet sich Bodenmaterial vulkanischen Ursprungs mit Schwemmschotter zu genau der Mischung, auf der sich große Rotweine machen lassen. Mit Berater David Abreu und Starönologin Helen Turley hat dieses elitäre Weingut längst den Sprung unter die besten gemacht. Seit 2001 erzeugt das Weingut seinen Merlot, der in seinem Namen in Anlehnung an Pomerol und St. Émilion in Bordeaux trägt. Neben seiner Eleganz und präsenten, vom Terroir geprägten Mineralität verleihen diesem großen Wein auch einige Tropfen Cabernet Franc eine würzige Facette.
Preis: ca. € 160–200,–
www.blankiet.com
Spitzenjahrgänge: 2013, 2012, 2010, 2009, 2007, 2005
Bezugsquelle: www.bacchus-vinothek.de (2010), € 159,–; www.denzweine.ch (2012) CHF 195,–

5. 2005 Château Péby Faugères (St. Émilion, Bordeaux, Frankreich)

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Der Schweizer Unternehmer Silvio Denz bewies eine glückliche Hand, als er 2005 das 7,45 Hektar kleine Juwel in Saint-Émilion erwarb. Auf diesem außergewöhnlich guten ­Terroir entsteht mit Unterstützung des Merlot-Gurus Michel Rolland ein herausragender Wein, der sich still und leise an die Spitze Bordeaux’ herangearbeitet hat. Nicht nur für Robert Parker ist Château Péby Faugères einer der 24 besten Bordeaux-Weine und eine »Legende der Zukunft«. Seit dem Jahrgang 2009 wird dieser konzentrierte und vielschichtige Wein in eine speziell hergestellte Flasche gefüllt, die zum Merlot passend mit einem vom weltberühmten Glaskünstler René Lalique 1928 entworfenen Relief verziert ist, das die »Amsel (La Merle) auf der Traube« zeigt. Die qualitativen Anstrengungen bei Péby Faugères wurden 2012 mit der Erhebung zum »Grand Cru Classé« belohnt, der Schritt zum Premier Grand Cru ist nur mehr eine Frage der Zeit.
Preis: ca. € 95–120,–
www.chateau-peby-faugeres.com
Spitzenjahrgänge: 2015, 2012, 2010, 2009, 2005, 2000, 1998
Bezugsquelle: Subskription, Fachhandel, www.c-und-d.de, www.moevenpick-wein.de, www.ungerweine.de, www.denzweine.ch

6. 2013 Redigaffi – Tua Rita (Suvereto, Toskana, Italien)

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Das Weingut Tua Rita liegt in Suvereto, rund 30 Kilometer südlich von Bolgheri. In den späten 1980er-Jahren zogen Rita Tua und Virgilio Bisti nach Suvereto und wollten hier ihren Altersruhesitz einrichten. Als Beschäftigung für den Ruhestand legten sie einen kleinen Weingarten an und bepflanzten ihn mit Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot. 1992 wurde der erste Wein abgefüllt, die Cabernet-Cuvée Giusto di Notri. Zwei Jahre später folgte der reinsortige Merlot Redigaffi. Beide Weine erregten in der italienischen Weinpresse von Beginn an höchste Aufmerksamkeit. Den Redigaffi 1997 bedachte Robert Parker mit 100 Punkten – als ersten Wein aus Italien. Weitere großartige Jahrgänge folgten. Heute wird das Weingut von Stefano Frascolla geleitet, dem Schwiegersohn der beiden Gründer. Von den ursprünglichen zwei Hektar ist die Anbaufläche von Tua Rita auf 30 gestiegen.
Preis: ca. € 190,–
www.tuarita.it
Spitzenjahrgänge: 2013, 2012, 2008, 2001, 1999, 1997
Bezugsquelle: Wagner, Laakirchen; Noitz, Palt; Consigliovini, Düsseldorf; Zanolari, Chur; Wineworld, Stäfa

7. 2009 Galatrona – Petrolo (Toskana, Italien)

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Das Weingut Petrolo liegt im oberen Arno-Tal, auf halbem Weg zwischen Florenz und Siena, knapp außerhalb der Grenzen des Chianti Classico. Seit vier Generationen befindet sich das Landgut, auf dem auch köstliches Olivenöl erzeugt wird, im Besitz der römischen Familie Bazzocchi-Sanjust.  Zu Beginn der 1990er-Jahre ließ Luca Sanjust, beraten vom bekannten Önologen Carlo Ferrini, auf einem Grundstück mit besonders hohem Lehmanteil zehn Hektar mit Merlot bepflanzen. 1994 erschien die erste Flasche Galatrona, so benannt nach einem mittelalterlichen Turm in der Nähe des Weinbergs. Galatrona beeindruckt durch seine volle, dunkelbeerige Frucht und sein feinmaschiges Tannin. Für viele Jahre als IGT Toscana klassifiziert, trägt Galatrona seit dem Jahrgang 2013 die Ursprungsbezeichnung DOC Valdarno di Sopra. Produktionsmenge je nach Jahrgang 15.000–20.000 Flaschen.
Preis: ca. € 90,–
www.petrolo.it
Spitzenjahrgänge: 2013, 2012, 2011, 2009, 2007, 2003, 2000, 1999
Bezugsquelle: Fachhandel

8. 2007 Pahlmeyer Merlot (Napa Valley, Kalifornien, USA)

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Der amerikanische Wein-Guru brachte es in einem Statement im Vorjahr so auf den Punkt: »Es gibt einige wirklich profunde Merlots, die in Kalifornien erzeugt werden, aber Pahlmeyer hat konsistent einige der besten dazu beigetragen.« Der gefeierte Winzer und Weinenthusiast Jayson Pahlmeyer folgte bei seinem Merlot dem Beispiel von Château Petrus in Pomerol und füllte ihn zu einhundert Prozent reinsortig ab. Heute führen zwei junge Damen das Zepter auf dem Weingut, als Präsidentin des Betriebs Cleo Pahlmeyer, die Tochter des Gründers, und Bibiana González Rave als Winemakerin, die ihre Ausbildung in Bordeaux erhielt und seit 2012 für die Weine von Pahlmeyer Verantwortung trägt. Sie baut heute den Merlot zu 85 Prozent für 20 Monate in neuen französischen Barriques aus und würzt die Komposition mit einigen Tropfen Petit Verdot, Malbec und Cabernet Sauvignon. Zu Recht gerühmt wird die Lagerfähigkeit des Pahlmeyer Merlot.
Preis: € 90–130,–
www.pahlmeyer.com
Spitzenjahrgänge: 2014, 2103, 2010, 2007, 2002, 2001, 1996, 1994
Bezugsquelle: Subskription, Auktion, Fachhandel (www.arvi.ch)

9. 2011 L’ Apparita – Castello di Ama (Toskana, Italien)

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Die elegante, geschliffene Variante des Merlot aus der Toskana. Wächst auf einer Meereshöhe von 490 Metern im Herzen des Chianti Classico. Castello di Ama war in den 1980er-Jahren einer der maßgeblichen Motoren für die Renaissance des toskanischen ­Weins. Zu Beginn der 1980er-Jahre legte der damals junge Önologe Marco Pallanti einen Weingarten mit Merlot an. 1985 wurde der erste Jahrgang gefüllt. L’Apparita war damit der erste sortenreine Merlot Italiens. Mit den folgenden Jahrgängen – 1987, 1988 und dann 1990 – erregte der Wein höchstes Interesse bei Fachleuten und Weinkennern. Das ging so weit, dass Castello di Ama nur mehr wegen des Merlot bekannt war und die Chianti Classico in den Hintergrund traten. Das ging Lorenza Sebasti und Marco Pallanti zu weit, und eine Zeit lang wurde der Apparita bewusst in den Hintergrund gerückt. Heute strahlt er wieder – gleichwertig mit den ausgezeichneten Chianti Classico.
Preis: ca. € 180,–
www.castellodiama.com
Spitzenjahrgänge: 2011, 2010, 2007, 2004, 2001, 1999, 1998, 1992
Bezugsquelle: Wein & Co, Wien; Lobenberg, Bremen; Segnitz, Weyhe; Martel, St. Gallen

10. 2013 Kapcsándy Merlot Roberta’s Reserve (Yountville, Napa Valley, USA)

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Eigentlich hätte es nur ein gemütlicher Alterssitz werden sollen, den sich Lou und Bobbie Kapcsándy im Napa Valley Anfang 2000 zulegten. Einst wuchsen hier Cabernet-Trauben für Beringer’s Private Reserve, bevor die Reblaus den Weingarten zerstörte. Die sehr wein­affine neue Besitzerfamilie entschied sich, die Anlage wieder aus­zupflanzen, und 2005 wurde das Weingut eingeweiht. 1956 war der gebürtige Ungar Kapcsándy nach Österreich geflohen, später hatte er in den USA Karriere gemacht. Das kleine, feine Weingut setzt auf prominente Consultants, die die tollen Trauben zu Wein machen. Den ersten kommerziellen Jahrgang 2004 vinifizierte Helen Turley, die nächsten beiden Jahre ihr begabter Assistent Rob Lawson, dann kam Denis Malbec von Château Latour, seit dessen tragischem Autounfall 2016 ist nun Tony Arcudi verantwortlich.
Preis: ca. € 500–800,–
www.kapcsandywines.com
Spitzenjahrgänge: 2015, 2014, 2013
Bezugsquelle: Subskription, Auktion, Fachhandel (www.vinpark.eu)

Erschienen in
Falstaff Nr. 08/2017

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Othmar Kiem
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Peter Moser
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