© Maria Frodl

Tischgespräch mit Michael Dangl

Der Schauspieler und Autor spricht mit Falstaff über den Genuss in der Nacht.

FALSTAFF: Ihre aktuelle Rolle des Fortunatus Wurzel in Raimunds »Der Bauer als Millionär« ist die eines – gelinde gesagt – uferlosen Genießers. Wirken sich solche Rollen auch privat aufs Essverhalten aus?
Michael Dangl: Prinzipiell gibt es immer Rollen, die körperlich und emotional anstrengender sind als andere, bei solchen Vorstellungen verliert man dann auch ein bis zwei Kilo. Danach bist du aufgepumpt und wach, kannst aber nichts essen, auch wenn die letzte Mahlzeit bereits um 14 Uhr war. Der Hunger kommt erst zwei, drei Stunden später.
Und dann geht’s ab zum Würstelstand?
Selten. Vielmehr koche ich zu Hause, da ist es viel gemütlicher. Vor allem in meiner Zeit in Hamburg gab’s so eine richtige Nachtkochzeit. Da habe ich dann schon auch ein mehrgängiges Menü zubereitet. Teilweise für mich allein, teilweise auch für meine damalige Freundin.
Ein mehrgängiges Menü? In der Nacht?
Ja, und wie! Das ging von Schnecken über Pasta, ein schönes Stück Fleisch bis hin zu Pudding – alles. Natürlich mit entsprechender Weinbegleitung. Das wurde dann richtig zelebriert, mit gedecktem Tisch, Musik etc. Und konnte schon bis drei Uhr früh dauern.
Sie schreiben Ihre Bücher mit der Hand und bezeichnen das als einen »sinnlichen Vorgang« – wie kochen?
Absolut. Das Eintauchen, das liebevolle Aussuchen von Zutaten, das Vorbereiten, das Naschen und der Duft, der dann in der ganzen Wohnung entsteht – herrlich.
Aber es gab doch sicher auch Dinge, die Ihnen weniger »schmeckten«?
Ich habe vor Jahrzehnten eine Kollegin adoriert, die war Vegetarierin. Und ich konnte damit so gar nichts anfangen – auch wenn ich es vernünftig finde und achte. Aber ich liebe Fleisch, esse es fast täglich. Ich glaube, ich könnte nur schwer mit einer Vegetarierin zusammen sein. Es ­täte mir unendlich leid, wenn sie all das nicht essen könnte, was ich koche.
Ihre Frau isst also offenbar Fleisch. Sie ist Russin, Sie sind Salzburger. Wie ausgewogen ist das kuli­narische Zusammenleben?
Es kommt immer darauf an, wo wir sind. In Wien die österreichische Küche, in St. Petersburg die
kaukasische, da meine Frau armenische Wurzeln hat. Die ist der mediterranen sehr ähnlich – aber doch ganz anders. Viel Lamm, Eintöpfe, Bohnen etc. Dort wird das Essen noch so richtig zelebriert, dauert ewig. Wobei dazu weniger getrunken wird als hier.
Ist nicht wahr! Und das in Russland?
Ja, da wundern sich immer alle, weil die Russen einen anderen Ruf haben. Bei Familienessen wirst du stets gefragt, was dein Getränk des Abends ist, einer sagt Wein, der anderer Wodka – und bei dem bleibst du den ganzen Abend. Du kannst zwar trinken, so viel du willst – aber eben nichts anderes dazu außer Fruchtsaft und Wasser. Das reguliert das Ganze auch. Und macht das Essen leichter.
Und welches Getränk wählen Sie?
Meistens Wein.


Zur Person

Der Schauspieler und Autor ist seit 1998 Ensemblemitglied im Wiener Theater in der Josefstadt, steht im Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz auf der Bühne (»My Fair Lady«) und wirkte in vielen TV-Produktionen (u. a. »Tatort«, »Vorstadtweiber«) mit. Sein aktueller Roman »Im Rausch« erschien im Braumüller Verlag. Dangl ist mit der Flötistin Maria Fedotova verheiratet und pendelt zwischen Wien und St. Petersburg.

Erschienen in
Falstaff Nr. 01/2019

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Ursula Macher
Ursula Macher
Chefredakteurin
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