Tischgespräch mit Herbert Föttinger
© Jan Frankl

© Jan Frankl
FALSTAFF: Ihr Herz brennt für die Bühne – aber bringen Sie auch Leidenschaft für Kulinarik auf? Es ist ja nicht unwichtig, womit man seinen Körper füttert.
Föttinger: Aber ja, sehr viel Leidenschaft. Meine Tendenz geht zum barocken Esser. Aber als Schauspieler hat man eine berufliche Verpflichtung seinem Körper gegenüber. Und gegenüber seinen Kostümen. Das »Spielgewicht« zu halten, ist schon notwendig und erfordert Disziplin von mir. Mit ein paar Kilos zu viel fühl ich mich auch nicht wohl.
Gehen Sie gerne mit Ihrer Frau, der Schauspielerin Sandra Cervik, essen? Welche Lokale präferieren Sie? Restaurants, Wirtshäuser?
Ich gehe wahnsinnig gerne mit meiner Frau essen, am liebsten aber in unserer Umgebung, da hat Grinzing einiges zu bieten. Ihre Frau besitzt Tausende von Kochbüchern.
Wie schaut es mit Ihren Kocherfahrungen aus?
Sandra kocht hinreißend, mit großem Aufwand und auf einem sagenhaften Niveau. Öfters auch acht Gänge. Dem kann ich gar nichts entgegensetzen, meine Kochereien würden sie nur beleidigen. Am Anfang der Beziehung habe ich noch gekocht, dann hat sie damit begonnen und in rasantem Tempo meine Kochkünste überflügelt. Es ist klar, wer bei uns der »Chef« ist.
Ihre Frau schenkte Ihnen zu einem Geburtstag einen Weinkeller in Niederösterreich. Nach welchen Kriterien sammeln Sie Weine?
Dieser Weinkeller in Niederösterreich ist voll mit Rotweinen aus dem Jahr 1998, denn da ist mein Sohn Fabian geboren. Wir haben ihm dort quasi Flaschen seines Geburtsjahrganges versteckt. Ansonsten sammle ich keine Weine, sondern trinke sie lieber – mit großem Genuss.
Welche kulinarischen Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Kindheit?
Rindfleisch mit Semmelkren – das war damals meine Lieblingsspeise. Eine Irritation waren die Palatschinken meiner böhmischen Oma, die waren eher dick – mit zu viel Fett gemacht. Ich hätte sie gerne hauchzart gehabt.
Wie schaut ein freier Tag im Hause Föttinger/Cervik aus?
Wunderschön! Gemeinsames Essen wird bei uns zu Hause richtiggehend zelebriert. Meine Frau verwöhnt, lange Gespräche gehören dazu. Aber wir kennen auch den 4-Uhr-FrühHeißhunger, nach einer Premierenfeier, wenn man den Eiskasten plündert und aus dem Papierl isst – das kann auch mal lustig sein.
Zur Person
Herbert Föttinger ist Kammerschauspieler, Regisseur und Josefstadt-Direktor. Bereits 1998 bekam er den Wiener Schauspielerring verliehen, 2013 wurde der Wiener mit dem »Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien« ausgezeichnet – nun wurde er einmal mehr bis 2026 als Direktor des Theaters in der Josefstadt verlängert – mehr Wiener Theaterkultur geht nicht.
MEHR ENTDECKEN
-
Tischgespräch mit Leo BauernbergerFalstaff spricht mit Leo Bauernberger über den Apfelstrudel seiner Mutter, die Süßigkeiten im Advent und die Salzstangerl der Stiftsbäckerei...
-
Tischgespräch mit Philipp HochmairDer Schauspieler spricht mit Falstaff über seinen Beruf, seine Leidenschaft zum Kochen und die Zutaten in seinem Kühlschrank.
-
Tischgespräch mit Elīna GarančaFalstaff spricht mit dem lettischen Opernstar über Kunst, Kalorien und Kakao.
-
Tischgespräch mit Cecilia BartoliDie Opernsängerin spricht mit Falstaff über den Appetit nach einer großen Oper.
-
Tischgespräch mit Anna NetrebkoDie russische Sängerin spricht mit Falstaff über Borschtsch, Wein und Spinat.
-
Tischgespräch mit Harald KrassnitzerDer Schauspieler spricht mit Falstaff über seine Leidenschaft für Natural Wines.
-
Tischgespräch mit Charles AznavourDie Chanson-Legende im Falstaff-Talk über Großvaters Küche und frisches Baguette.
-
Tischgespräch mit Aida GarifullinaFalstaff spricht mit dem russischen Opernstar Aida Garifullina über tatarische Köstlichkeiten und andere kulinarische Highlights.
-
Tischgespräch mit Bo SkovhusFalstaff spricht mit Bo Skovhus über die große Kunst des Smørrebrøds und weitere kulinarische Highlights des dänischen Opernstars.
-
Tischgespräch mit Gottfried HelnweinHelnwein spricht im Talk mit Falstaff über Kinder, Enkel und Hunde am Tisch.