Tischgespräch mir Johannes »Gio« Hahn
Johannes Hahn
© @EU

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Falstaff: Sie sind seit zehn Jahren Mitglied der Europäischen Kommission und leben privat zwischen Brüssel, Wien und seit einigen Jahren Salzburg. Worauf freuen Sie sich kulinarisch am meisten, wenn Sie nach Hause kommen?
Johannes Hahn: Auf eine Portion Leberkäse mit einem süßen Pfefferoni.
Die belgische Küche gilt als eine der besten der Welt. Was sind Ihre Lieblingsgerichte in Brüssel, der Stadt des besonderen Geschmacks?
Natürlich Meeresfrüchte und da vor allem die »Crevettes grises« (Nordseegarnelen). Diesen Geschmack werde ich immer mit einer schönen Erinnerung an meinen leider zu früh verstorbenen Freund Michael Fischer verbinden. Mit ihm habe ich sie am Marché d’Aligre in Paris zum ersten Mal gegessen. An einem einfachen Tisch mit einem Glas Wein, und seither esse ich sie überall gerne, wo sie so frisch sind wie damals. Und dann ist Brüssel auch die Stadt derbelgischen Pommes frites mit den vielen Saucen. Vor allem, wenn mein Enkel da ist, gehen wir beide zur berühmten Fritterie »Maison Antoine« an der Place Jourdan, wo auch schon Angela Merkel Pommes frites gegessen hat.
Wenn Sie in Österreich essen gehen oder einladen, welches Restaurant wählen Sie? Und verraten Sie uns auch, wo Sie in Brüssel privat essen?
Brüssel ist für mich die nördlichste mediterrane Stadt. Eines meiner Lieblingslokale ist das italienische Restaurant »Le Buone Maniere«, wo ich immer den Fisch in der Salzkruste bestelle. Das beste Seafood-Restaurant für mich ist die »L’Huîtrière« am Fischmarkt. In Wien
mag ich die bodenständige österreichische Küche im »Gmoakeller« oder im »Restaurant zur WILDen Schimanszky«.
Sie sind seit einigen Jahren der Liebe wegen Neo-Salzburger. Gibt es auf den diversen Speisekarten der Restaurants etwas oder mehreres, das Sie besonders mögen
Salzburger Nockerln bei Emanuel Weyringer sind ein absolutes Muss. Und bei Walter Grüll in Grödig vor allem die Garnelen in Curry. Dieser Geschmack erinnert mich ein wenig an die Currywurst am Flughafen in Berlin, die ich auch sehr gerne esse.
Berufsbedingt sind Sie ständig unterwegs und Flughäfen (fast) Ihre zweite Heimat. Sie können sicher eine »Landkarte« der Flughafen-Mahlzeiten schreiben – welche Tipps geben Sie uns?
Jeder Flughafen hat ein besonderes Essen, hier eine kleine Auswahl. München: Leberkäse mit Kartoffelsalat; Frankfurt: Wiener Würstchen (= Frankfurter) und Bruschette; Zürich: Vanilleeis; Kiew: Palatschinken; Warschau: Käseteller; und Tallinn: Fisch und Shrimps-brötchen. Diese Liste ließe sich lange fortsetzen …
Sie haben mir am Anfang Ihrer Kommissar-Zeit erzählt, dass Sie gerne überall in Europa in der jeweiligen Landessprache einen »kleinen Braunen« bestellen möchten? In wie vielen Sprachen funktioniert das nun schon?
In acht Sprachen und damit komme ich ganz gut durch Europa, wo ich in jedem Staat außer in Andorra schon war. An großen Städten fehlen mir Turin, Sevilla, Valencia. Aber einen »Macchiato« oder »Cortado« habe ich natürlich schon oft bestellt. Und an jedem Ort, an dem ich bin, liebe ich es, beim Abschluss einer Dienstreise auf einer Piazza zu sitzen, ein Glas Weißwein zu trinken und die Leute zu beobachten …
Über Johannes Hahn
Der studierte Philosoph ist seit 2010 EU-Kommissar und einer der erfolgreichsten und längst gedienten Europa-Politiker. Brüssel, Wien und der Liebe wegen Salzburg sind die Lebensmittelpunkte des Europäers aus Leidenschaft. Eine private Rolle spielen auch das Salzburger Landleben, das Segeln am Neusiedler See und »Luis«, ein sehr lebhafter Labrador.
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