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Tipps und Tricks für Bar-Aficionados

Früher war’s einfach: Man hatte ein Fläschchen Weinbrand und ein paar bunte Liköre im verspiegelten Hausbarmöbel. Im Zeitalter der Mixologie muss man da etwas aufrüsten.

Haben Sie sich auch schon einmal geärgert, weil in einer bummvollen Donnerstagabend-Bar ein Gimlet plötzlich den Weg in Ihren Hemdkragen fand? Oder Ihre Brieftasche sich plötzlich in nichts auflöste? Haben Sie sich auch schon einmal gedacht, das kann doch nicht so schwer sein, einen Drink selbst zu machen. Wenigstens viel einfacher als ein Witzigmann-Rezept zu realisieren? Sie haben Recht. Ist gar nicht so schwer. Man braucht nur, wie bei allem im Leben, die richtige Ausrüstung.

Gehen Sie ins nächste Geschäft für Küche und Tischkultur oder gleich ins Netz und suchen Sie dort aus – nicht nach Herzenslust, sondern mit Verstand. Folgende Utensilien braucht die eigene Hausbar: ein Rührglas (Mixing Glass) zum Zubereiten von Cock­tails mit Flüssigkeiten, die sich leicht vermischen, wie beispielsweise der Martini Cocktail. Einen langen Barlöffel (Bar Spoon) zum Bespielen des Rührglases. Einen Mixbecher (Shaker) zur Zubereitung von Drinks, die durcheinandergewirbelt gehören. Darunter sind alle Mixturen mit Likören und Fruchtsäften. Ein Barmaß (Jigger) zum genauen Abmessen der Zutaten. Denn die exakten Mengen sind für den Erfolg genauso wichtig wie beim Kuchenbacken. Einen Barstössel (Muddler) zum Zerdrücken von Zutaten, wie etwa der Limetten im Caipirinha. Ein Barmesser zum exakten Schneiden. Ein Barsieb (Strainer), das das Eis und andere Störfaktoren, die nicht ins Glas kommen sollen, zurückhält. 
Fehlen nur noch die Gläser. Es hat sich eingebürgert, das im Querschnitt dreieckige Martiniglas als das wahre Shortdrink-Glas anzusehen. Viel bequemer zum Halten ohne zu verschütten ist jedoch die breite Cocktail- und Champagnerschale. Für im Glas montierte Drinks und pure Spirits braucht es einen Tumbler, für Longdrinks ein Highball-Glas. Sie müssen ja nicht gleich von jeder Sorte sechs kaufen, zwei genügen völlig für die Zweisamkeit. 

Und jetzt zum Eingemachten: den flüssigen Beständen Ihrer Hausbar. Am Wichtigsten: ein Gin, weil dieser die Grundlage von geschätzten zwei Dritteln aller klassischen Drinks bildet. Wir empfehlen eine möglichst neutrale Marke, die so schmeckt, wie Gin eben schmecken soll, nämlich nach Wacholder. Dazu ein trockener Vermouth, und man hat schon die beiden Top-Drinks im Rührglas – Dry Martini und Manhattan.
Die zweite wichtige Spirituose ist Wodka. Mit ihm kann man praktisch alle Gindrinks substituieren. Auch hier gilt: das Typischste ist das Beste. Das Wässerchen sollte auch wirklich klar und rein sein, das heißt, ohne Eigengeschmack dem Mischgetränk lediglich Kraft verleihen. Und als eiserne Regel beim Purtrinken gilt: Immer eiskalt servieren!
Wichtig für amerikanische Drinks ist ein Bourbon (aus Mais), alternativ dazu kann man auch einen Rye (aus Roggen) nehmen. Viele, etwas lieblichere Cocktails enthalten Orangenlikör, bekannt als Curacao oder Triple Sec (die höhere Qualität). 
Geschmacksverstärkende Helfer in kleinen Apotheker-Fläschchen sind die Bitters. Inzwischen bevölkern etliche verschiedene dieser Essenzen die Internet-Regale, mit Angostura und vielleicht noch Orange Bitter findet man das Auslangen.
Mit der Zeit werden sich immer mehr Spirits bei Ihnen ansammeln, auch solche, die man lieber pur trinkt: Scotch Whisky, Cognac, Tequila, Grappa, Obstschnäpse. Oder auch relativ sanfte Aperitive wie Campari, Cynar, Lillet. Das entwickelt sich nach Lust und Laune, doch wenn man gerne mixt, sollte man immer auch einige (Frucht-)Säfte vorrätig haben: Zitronen und Orangen sind dabei unumgänglich. Frisch muss es alles sein, nicht aus der Tüte. Und für Longdrinks haben wir zum Auffüllen ein paar sogenannte Filler in der Vorratskammer wie Tonic Water, Ginger Ale oder Sprite.

Wie mixt man die coolsten Drinks?

Nun ist alles bereit – es fehlen nur noch die Rezepte. Die bekommen Sie im Internet (zum Beispiel in der Falstaff Cocktailrezept-Datenbank). Da gibt es nach Eingabe entsprechender Stichwörter eine Vielzahl von Webseiten in Deutsch und Englisch, die teilweise auch, wie es jetzt üblich ist, Videos über die Zubereitung bieten. Für diejenigen, die Bücher bevorzugen, gibt es erlesene Literatur: das bekannteste, beliebteste und wohl beste deutschsprachige Buch zum Thema ist »Schumann’s Bar – The Artistry of Mixing Drinks« des Münchner Starkeepers Charles Schumann. Oder Sie lesen einfach öfters das Falstaff-Magazin. 

Aus dem Man's World Magazin 01/2016

Angelo Peer
Angelo Peer
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