Tim Raue gastiert im Salzburger Ikarus

Er vollzog den Wandel vom Gangmitglied zum Spitzenkoch und präsentiert im Februar den Gästen im Hangar 7 seine Aromenküche. 



Keine wilden Piercings, keine wilden Tattoos, die sich den Hals hochschlängeln, und auch keine auffälligen Narben: Dem sympathischen Sternekoch Tim Raue sieht man seine harte Jugend im Wrangelkiez in Berlin-Kreuzberg nicht an. Während Raue als Jugendlicher mit der berüchtigten Gang »36 Boys« durch die Straßen zog, befehligt er in seinem Restaurant Tim Raue heute lieber eine eingespielte Küchengang, die unter seiner Leitung eine asiatisch geprägte Aromenküche auf die Teller zaubert. Überzeugen kann man sich davon im Februar im Salzburger Ikarus im Hangar 7 bei Tim Raues kulinarischem Gastspiel.

Von der Straße in die Küche

Tim Raue wurde 1974 in Berlin geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Nach wilden Jahren als Gangmitglied schien sein Weg bereits vorgezeichnet. Zur Freude vieler Gourmets und Restaurantkritiker entschied sich Raue jedoch gegen ein Leben voller Perspektivlosigkeit: Nachdem ihm ein Berufsberater eröffnete, dass »ein Typ wie er« nur Maler, Gärtner oder Koch werden könne, begann er eine Lehre hinter dem Herd. Im zweiten Lehrjahr seiner Ausbildung lernte er seine heutige Ehefrau Marie-Anne kennen. Nach dem Abschluss sammelte Raue erste Erfahrungen, etwa im  Restaurant Quadriga im Hotel Brandenburger Hof. 1997 wurde er dann im Restaurant Rosenbaum zum ersten Mal Küchenchef. Im Jahr 1998 übernahm er in gleicher Position die Berliner Kaiserstuben. 2003 folgte der nächste Karriereschritt als  Executive Chef und Global Culinary Advisor im Swissôtel Berlin für das Restaurant 44. Von da an war er nicht mehr aufzuhalten und 2007 erhielt er seinen ersten Michelin-Stern. Nach seiner Station als Kulinarischer Direktor und Corporate Executive Chef bei der Adlon Holding GmbH, wo er sich bereits nach fünf Monaten einen Michelin-Stern erkochte, eröffnete er im Juli 2010 gemeinsam mit seiner Frau das Tim Raue in Berlin und die Auszeichnungen diverser Guides ließen auch hier nicht lange auf sich warten. 



Großes Gaumenkino
Seine asiatisch inspirierte Küche, welche die japanische Produktperfektion mit der thailändischen Aromenvielfalt und der chinesischen Küchenphilosophie verbindet, begeistert Kritiker und Gourmets weit über die Berliner Stadtgrenzen hinaus. Raues Kreationen sollen Lebensfreude und Energie spenden. »Belastende« wie Brot, Nudeln und Reis sowie weißer Zucker, Kuhmilchprodukte und Gluten haben deshalb Küchenverbot. Dafür geht Tim Raue umso großzügiger mit spannenden und köstlichen Aromen um: »Im Zentrum standen bei mir schon immer die Aromen: Süße, Säure, Schärfe.« Und das schmeckt man: Ob Kabeljau-Wan-Tan mit schwarzem Pfeffer, Trüffelmayonnaise und Erbsensprossen, Gazpacho mit Sauerampfer und Passionsfrucht-Granité oder Pink-Lady-Apfelröllchen mit Mousse von weißer Schokolade mit Ziegenmilch und Estragoneis – Tim Raue zelebriert in seinem kosmopolitischen Restaurant ganz großes Gaumenkino. Der eingespielte und erstklassige Service unter der Leitung seiner Frau Marie-Anne Raue komplettiert den hervorragenden Eindruck, den die Küche hinterlässt.

Auch als Buchautor kann Tim Raue Kritiker begeistern: In seinem Buch »Ich weiß, was Hunger ist: Von der Straßengang in die Sterneküche« schildert er autobiografisch seinen Lebensweg und im Kochbuch »Arome(r)evolution« (siehe Link oben links) gibt er Einblick in sein Schaffen.

Weitere Informationen sowie alle Gastköche 2012 finden Sie unter: www.hangar-7.com

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Marion Topitschnig
Autor
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