Tim Mondavi und Gerhard Kracher

Tim Mondavi und Gerhard Kracher
© Falstaff/Degen

Tim Mondavi setzt auf Continuum

Der Erbe der berühmten Wein-Dynastie stellt seine Premium-Weine vor und berichtet von den verheerenden Flächenbränden im Napa Valley.

Die Mondavi Familie ist seit dem Jahr 1919 im Weinbau tätig und hat mit mehreren Projekten Weinbaugeschichte geschrieben. Dazu gehört der Erwerb der Charles Krug Winery oder der Aufbau des Gemeinschaftsprojekts Opus One zusammen mit Baron Philippe de Rothschild sowie einer Beteiligung und engen Zusammenarbeit mit Ornellaia. Bei Opus One war Tim Mondavi schon führend beteiligt und verweist heute auf 40 Jahre Erfahrung in der Weinbranche. Mit seiner Schwester und seinen Kindern betreibt er nun das Premium-Weingut Continuum, dessen Name für die kontinuierliche Spitzenqualität in der Weinbranche steht. Die Weingräten liegen am Pritchard Hill, auf einer Seehöhe von rund 500 Metern, also weit höher als der Durchschnitt im Napa Valley.
Tim Mondavi unterstreicht bei der Präsentation Mitte November im Wiener Restaurant »Petz im Gußhaus« die Bedeutung der Lage: »Ein großer Wein kann nur in einer hervorragenden Lage entstehen!«. Auf fast 25 Hektar Fläche am Pritchard Hill werden hauptsächlich Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc, zudem Petit Verdot und  Merlot angebaut. Mondavi schwört auf den kargen, zum Teil vulkanischen Boden und die exponierte Lage, die eine längere Vegetationsperiode bei einer niedrigeren Durchschnitstemperatur zulässt. Für den hochwertigen Continuum werden drei Viertel in Holzgärständern und ein Viertel in Betonbehältern vergoren. Danach dürfen sie in großteils neuen Barriques und auf der Flasche nachreifen. Erst im dritten Jahr nach der Ernte kommen die Weine auf den Markt.

»Rotwein kann man mit Dry Aged-Steaks vergleichen, die Farbe ist mit mehr Reife nicht mehr so brillant, aber das Geschmacksbild wird viel harmonischer.«
Tim Mondavi

Waldbrände im Sommer 2017

Der Jahrgang 2017 wird von der Hitzewelle und den verheerenden Flächenbränden geprägt sein. Gegen Ende des Sommers wurden Rekordtemperaturen gemessen – sogar im üblicherweise kühlen San Francisco wurden 100 Grad Fahrenheit gemessen (ca. 38 Grad Celsius). Bis zu 100 km/h starke Winde haben das Feuer unkontrollierbar angefacht. Das Weingut Continuum musste so wie die meisten Betriebe evakuiert werden, hatte aber die Ernte zum Großteil schon eingebracht. Da der Strom großflächig ausfiel, musste mit Generatoren gearbeitet werden, die glücklicherweise in ausreichender Zahl vorhanden waren. Ob die Beeren bzw. der Wein vom Rauch beeinträchtigt worden sind, muss langfristig beobachtet werden, im Moment konnte Mondavi für seine Weine keine negativen Einflüsse feststellen.

© Falstaff/Degen

Verkostung und Bezug

Gemeinsam mit Importeur Gerhard Kracher (Kracher Fine Wine) stellte Mondavi vier Weine vor:
Continuum 2014: Purpur mit opakem Kern; Lakritze und schwarzer Holler in der Nase; am Gaumen stoffig mit guter Balance aus Fruchtschmelz und Säure, dunkle Kräuternoten wie Wermut, mineralische Würze, gute Länge, großes Potenzial.
Continuum 2013: Rubin, opak; in der Nase balsamische Noten, Zwetschke, Weichsel, beerig und feinwürzig; am Gaumen gute Säure und Tanninstruktur, nicht ganz so präzise wie der 14er, aber ähnlich gute Anlagen und feine Bitternoten im Nachhall.
Continuum 2011: Rubin-Granat, opak; dunkle Beeren, Powidl; am Gaumen jugendlich frisch, fruchtig, lebendig mit sehr schöner Balance und guter Würze; bleibt ruhig liegen.
Continuum 2009: Rubin-Granat, opak; Tabak, Pfeffer und Lakritz in der Nase; am Gaumen schmelzig, engmaschig, frische grüne Kräuter wie Rosmarin oder Thymian, sehr präsent und kaum Alterserscheinungen.

Bernhard Degen
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