Küchenchef Thomas Hofer und Gastgeberin Eva-Maria Pürmayer

Küchenchef Thomas Hofer und Gastgeberin Eva-Maria Pürmayer
© Manuel Steeger

Thomas Hofer zaubert im »Culinariat by Bergergut«

FOTOS: Mühlviertler Küche auf ungeahntem Niveau, sensationelle Bierbegleitung und ein Küchenchef, der seine Gäste zu überraschen weiß.

Oberafiesl ist eine beschauliche Gemeinde im nördlichen Mühlviertel, liegt nur einen Steinwurf von der tschechischen Grenze entfernt und hatte laut jüngster Zählung 79 Einwohner. Dass dieses Nest dennoch überregional bekannt ist, liegt an der Vision der Familie Pürmayer, die aus einer Landwirtschaft mit Weberei ein beliebtes Hotel für höchste Ansprüche gemacht hat. Dass Oberafiesl nun auch zu den besten kulinarischen Adressen Oberösterreichs gehört, liegt an Küchenchef Thomas Hofer der seit drei Jahren das Restaurant »Culinariat by Bergergut« leitet. Die bodenständige Mühlviertler Küche hat er von Mutter und Großmutter von klein auf mitbekommen, Raffinesse und Kreativität hat er u.a. bei Stationen wie dem »Taubenkobel« oder dem »Steirereck« gelernt. Virtuos verbindet er beide Welten und hat ganz offensichtlich große Freude am Kochen.

Was die Auswahl der Zutaten betrifft, ist Hofer ein besessener Produktfetischist. Auf einer mannshohen Schautafel stellt er seine Lieferanten vor und gibt die Entfernung zu den Betrieben an. Es ist ein gesegnetes Land, wenn man Fleisch, Fisch, Eier, Gemüse und vor allem Bier und Schnäpse aus nächster Umgebung beziehen kann. »Nur beim Käse und bei den Kräutern war ich mit dem lokalen Angebot nicht ganz zufrieden«, verrät der talentierte Koch im Gespräch mit Falstaff. Mit den Vorarlberger Käseexperten von kaes.at kann er aber nun auch diese Bedürfnisse decken und lässt sich sogar wöchentlich 50 Kilo Butter von unvergleichlicher Qualität liefern. Im Kräuter-Bereich suchte er sich Unterstützung bei der Wiener Gärtnerin Eveline Bach, die landesweit als profundeste Expertin gilt. Er begnügt sich aber nicht damit, sich die Kräuter liefern zu lassen, er ist nun über weite Strecken Selbstversorger. »Die Hochbeete stehen hinter dem Haus. Ich kümmere mich persönlich darum, das entspannt und erdet mich. Da kommen mir auch die besten Ideen für meine Küche«, schwärmt Hofer. Diese Passion schmeckt man, der Einsatz von frischen Kräutern ist fast in jedem Gericht bemerkbar und verleiht ihnen das gewisse Etwas, das seine Küche so außergewöhnlich macht.

Hofers Handschrift definiert sich aber nicht nur durch kundigen Einsatz von Kräutern, es ist vielmehr die liebevolle Integration lokaler Zutaten und Verehrung seiner Heimatküche. Er schwärmt von Paprikahendl mit böhmischen Knödeln, »aber die Mühlviertler Variante, mit Schwarzbrotwürfel drin!«. Geschätzte Spezialität der Region im Dreiländereck Bayern/Böhmen/Mühviertel ist freilich auch Bier. Hopfenplantagen erstrecken sich über die gesamte Region, die Tradition des Anbaus geht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Entsprechend umfangreich ist die Bierauswahl im »Bergergut«, Gäste können aus über 40 verschiedenen Bieren wählen. Biersommelier Tamas zelebriert sensationelle Bierbegleitungen und überrascht unter anderem mit dem »Bierstacheln«: Dabei wird ein glühender Metallstab in das Bierglas getaucht wodurch der Restzucker karamellisiert und ein cremig weicher Schaum entsteht.

Das »Bergergut« war früher hauptsächlich als Romantikhotel positioniert, wird aber nun immer mehr zum Genießerhotel – ohne dass die Ausrichtung auf Paare und das Adults-only-Konzept aufgegeben werden. Gäste schätzen die aufwendig eingerichteten Zimmer und Suiten, den Wellnessbereich mit In- und Outdoor Pool sowie die Wanderwege der Umgebung. Aber immer mehr kommen wegen der Küche, die zweifelsohne zu den besten des Bundeslandes gehört. Schon beim Frühstück überraschen die Gastgeber mit einer ausgiebigen À la Carte-Auswahl und dem Verzicht auf ein austauschbares Buffet. Höhepunkt ist aber sicherlich das sechsgängige Dinner von Thomas Hofer, das durch Grüße aus der Küche noch zusätzlich aufgewertet wird. Für Überraschungen ist der Koch auch noch gut – kurzerhand hat er unser Menü noch geändert und serviert als Hauptgang Paprikahendl mit böhmischen Knödeln, natürlich in der Mühlviertler Variante. Ein Traum!

Bernhard Degen
Autor
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