Die Ausgewogenheit zwischen den Geschmacksrichtungen ist das oberste Ziel der Thai-Küche. Die Zutaten dafür werden auch per Boot angeliefert.

Die Ausgewogenheit zwischen den Geschmacksrichtungen ist das oberste Ziel der Thai-Küche. Die Zutaten dafür werden auch per Boot angeliefert.
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Thailand: Der Reiz der exotischen Küche

Thailands Küche ist einzigartig und vollkommen zu Recht äußerst beliebt. Denn sie ist leicht, bekömmlich und kann wesentlich mehr als die hierzulande bekannten Thai-Currys.

Paradiesische Strände, prunkvolle Paläste und Sonne ohne Ende. Klingt doch eigentlich schwer nach dem Paradies – und genau das ist Thailand für viele Genießer auch. Genauso bunt und vielfältig, wie sich dieses Land des Lächelns visuell offenbart, präsentiert es sich nämlich auch auf dem Teller. Die Küche Thailands verkörpert Exotik pur, ist reich an Aromen und genau deshalb so beliebt. Wer in Thailand unterwegs ist, wird im Nu von der kulinarischen Vielfalt des Landes erfasst. An jeder Ecke dampft und brutzelt es in kleinen Kneipen. Fliegende Händler verkaufen rund um die Uhr herzhaftes Fingerfood oder auf Eis gekühltes Obst. Am Straßenrand parken fahrbare Garküchen, rundherum stehen ein paar Hocker und Tischchen. Thailand ist eine einzige Open-Air-Küche, sein Street Food, vor allem in Bangkok, ist legendär. 

Mehr als Phat Thai

Spricht man hierzulande von Thai-Küche, meint man damit in der Regel jene aus dem Zentrum des Landes, die weltweit wohl am meisten Einfluss genommen haben dürfte. Von hier stammen die uns bekannten Currys und auch eines der Nationalgerichte Siams, wie Thailand bis 1939 hieß: Phat Thai. Das komplexe, leicht süßliche und deutlich scharfe Gericht erzählt einen Teil der kulinarischen Evolution der thailändischen Küche, die unter anderem von China, Indien, Malaysia und auch Europa beeinflusst wurde. Die Nudeln im Phat Thai kommen ursprünglich aus China, den Chili brachten europäische Seefahrer im 18. Jahrhundert mit ins Land. Ohne Letzteren wäre die Thai-Küche überhaupt nicht möglich. Thailänder verwenden Chilis äußerst großzügig, wobei die schärfste Küche im Süden des Landes zu finden ist, wo sich der Einfluss von Ma­laysia besonders bemerkbar macht. Hier leben im Vergleich zum Rest des Landes zudem viele Muslime und auch chinesische Einwanderer, weshalb die Aharn-Phat-Thai, die südliche Küche, mehrere Stile vereint. Weil der Süden Thailands an das Meer grenzt, spielen Meeresfrüchte und Fisch eine besondere Rolle. Äußerst populär sind zudem Currys nach indischem Vorbild, wie die durchaus feurig scharfe Kaeng Masaman, übersetzt so viel wie Moslem-Suppe. Eine weitere Spezialität sind Roti, eine Abwandlung des indischen Fladenbrots namens Chapati

Kulinarische Dreifaltigkeit

Im Nordosten Thailands ist die Küche stark von Laos und Kambodscha beeinflusst. Die kulinarische Dreifaltigkeit setzt sich hier zusammen aus Gai Yang (gegrilltem Huhn), Som Tam, einem scharf-saurem Papayasalat, und Khao Niao (Klebreis). Gemeinsam stellen sie die Essenz der nordthailändischen Küche dar. Der Klebreis spielt im Norden Thailands generell eine bedeutende Rolle. Übernommen wurde er aus dem angrenzenden Laos.

Warum Thailands Küche so unverschämt gut ist? Weil gute Thai-Küche vor allem nach einem sucht: Balance zwischen den Geschmacksrichtungen süß, salzig, sauer und scharf. In einem perfekten thailändischen Gericht herrscht Harmonie. Hinzu kommt die unendliche Vielfalt an Aromen. Thai-Basilikum, Galgant, Ingwer, Kreuzkümmel, Kurkuma, Tamarinde, Zitronengras, Kaffirlimettenblätter und natürlich Kokosmilch – in dieser aromatischen Vielfalt manifestiert sich die gesamte Pracht dieser unverwechselbaren Küche.


Foto beigestellt

»Thailand – Das Kochbuch«

Die Bibel der thailändischen Küche

Über drei Jahre recherchierte Fotograf und Food-Journalist Jean-Pierre Gabriel für dieses Buch. Entstanden ist eine perfekte Einführung in die Thai-Küche mit über 500 Rezepten von Street Food bis hin zu Klassikern (Phaidon).


Erschienen in
Falstaff Nr. 08/2020

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