Vor 20 Jahren brachte Huber den ersten Jahrgang Terroir al Límit auf den Markt. 

Vor 20 Jahren brachte Huber den ersten Jahrgang Terroir al Límit auf den Markt. 
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Terroir al Límit: Der Gourmet-Winzer

Die Gewächse des Weinmachers Dominik Huber gingen Hand in Hand mit der Revolution der spanischen Spitzenküche – weg von Kraft, hin zur Eleganz. Ein Paradigmenwechsel von Katalonien aus in den gesamten mediterranen Raum.

Der gebürtige Münchner Dominik Huber ist ein waschechter Gourmet. Wer wissen möchte, bei welchem spanischen Sternekoch sich ein Besuch gerade besonders lohnt, kriegt bei dem groß gewachsenen, eleganten Weinmacher stets eine Antwort. »Der Teller ist für mich das Wichtigste«, sagt er, »sogar wichtiger als der Wein im Glas.« Diese Aussage erwartet man von einem Menschen wie Huber nicht. Schließlich feilt er seit 20 Jahren im Priorat an seiner Idee des perfekten Terroirweins und heimst mit seinen Lagenweinen Les Manyes und Les Tosses seit Jahren Höchstnoten bei Kritikern auf der ganzen Welt ein. Huber gehört zu den stilistisch einflussreichsten Winzern des modernen Spanien; »Weinfreak« oder »Geek« ist er laut eigener Aussage aber nicht – ihn interessiert in erster Linie das Gastronomische, auch beim Wein.

Schon als junger Mann war Dominik Huber von der feinen Küche angetan. In Italien entdeckte er sein Faible dafür. Als er dann mit Mitte 20 nach Barcelona kam, um Spanisch zu lernen, waren es zwei Begegnungen, die ihn dazu bewogen, den Weg des Weinmachers einzuschlagen. Er lernte einerseits die Winzerfamilie Pérez auf Mas Martinet kennen und durch diese wiederum den südafrikanischen Weinmacher Eben Sadie. Daraus entstanden eine langjährige Freundschaft und ein Hobby-Weinprojekt Namens Terroir al Límit.

Heute führt Huber das Weingut selbst und von Hobby kann längst nicht mehr die Rede sein. Neben den Lagen im Priorat ist er mittlerweile auch mit der Weinlinie Terroir Sense Fronteres im benachbarten Montsant aktiv. Denn während die leichten, eleganten Terroirweine Hubers bei Weinfreaks weltweit Anklang finden, haben sie es in ihrer Heimat bis heute schwer. Wie in vielen Regionen gibt auch im Priorat eine Herkunftsbezeichnung (spanisch D.O.) vor, wie ein Wein zu schmecken hat. Zu den zu erfüllenden Parametern gehört auch der Alkoholgehalt, der mindestens 13,5 Vol.-% bei Rot- und 12,5 Vol.-% bei Weißweinen betragen muss. In Montsant liegen diese Werte ein ganzes Prozent niedriger – für Verfechter von Eleganz und Leichtigkeit eine Wohltat.

Im Priorat entstehen die hochklassigen Lagenweine von Dominik Huber.
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Im Priorat entstehen die hochklassigen Lagenweine von Dominik Huber.

Qualität vs. Typizität

Das Wort Typizität fällt im Zusammenhang mit Hubers Weinen immer wieder. Die Frage, ob für ihn Typizität ein Qualitätsmerkmal sei, verneint er. Der Grundtenor der Weine im Priorat sei seit seiner Ankunft derselbe geblieben: Man setze auf Extrak­tion, hohen Alkohol und viel Neuholz. Natürlich hätte man sich an den Zeitgeist angeglichen, es werde etwas weniger Merlot und Cabernet, dafür Carignan und ­Grenache eingesetzt. Grundsätzlich seien die Weine hier aber noch immer sehr schwer. »Diese Weine passen zu moderner, mediterraner Küche nicht«, so Huber – womit wir wieder bei den Gerichten auf den Tellern wären, die für Huber im Zentrum stehen. Der alte spanische Weinstil passe zu einer verstaubten spanischen Küche mit viel Fleisch, sagt Huber. »In der heutigen Gourmetwelt spielt nicht mehr Fleisch, sondern Gemüse die Hauptrolle, das ist der Hauptgrund, warum ich es bevorzuge, einen leichten, eleganten Stil zu fahren, der diese wunderbare Küche auch begleiten kann.«

Bio ist die Grundlage

Die Weine von Terroir al Límit sind auf den besten Weinkarten Spaniens zu finden – und auch weit darüber hinaus. Mit dem angesagten Natural Wine, der in vielen Sternelokalen und Weinbars aktuell en vogue ist, will Huber nichts zu tun haben. »Das ist für mich alles Quatsch«, sagt er. »Wir machen keinen Natural Wine und wir machen keinen Low Intervention Wine – wir machen Fine Wine. Und für Fine Wine musst du intervenieren.«

Auf die Chemiekeule setzt Huber aber keinesfalls, er ist scharfer Kritiker des Einsatzes chemisch-synthetischer Spritzmittel – für ihn ein No-Go bei der Produktion von Spitzenweinen. Deshalb arbeitet er seit jeher ausschließlich mit biologischem ­Traubengut. Auch von der These, dass Wein allein im Rebberg entsteht, ist Huber nicht überzeugt. »Der Keller ist genauso wichtig, auch wenn wir heute vor allem in die Arbeit im Rebberg investieren. Unseren Weg im Keller haben wir inzwischen gefunden.«

Seit einigen Jahren zeichnet die begnadete Önologin Tatjana Peceric für die Arbeit im Keller von Terroir al Límit verantwortlich. Gemeinsam mit Dominik Huber feilt sie Jahr für Jahr am perfekten Terroirwein.
© Rafael López-Monné
Seit einigen Jahren zeichnet die begnadete Önologin Tatjana Peceric für die Arbeit im Keller von Terroir al Límit verantwortlich. Gemeinsam mit Dominik Huber feilt sie Jahr für Jahr am perfekten Terroirwein.

Seit einigen Jahren ist die begnadete Weinmacherin und heutige Partnerin Hubers Tatjana Peceric für die Arbeit im Keller verantwortlich. Der neueste Coup des Paares: Sie haben im letzten Jahr alle Stockinger-Fuder-Fässer ausrangiert, in denen die Weine seit Jahren reiften. Fortan schlummern alle Weine nur mehr in Behältnissen aus Beton – nur so könne der Ausdruck der Lagen unverfälscht transportiert werden. Seine Art des Weinmachens vergleicht Huber gerne mit der Sterne­küche. Es brauche erstklassige Zutaten, aber auch ein ebensolches Handwerk, sagt er. Und auch was die Kritik an seiner Arbeit angeht, tickt Huber durchaus vergleichbar mit den meisten Spitzenköchen: »98, 99 und 100 Punkte sind die Sterne des Weins – mit allem, was darunterliegt, bin ich nicht wirklich zufrieden.«

Erschienen in
Falstaff Nr. 05/2021

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Benjamin Herzog
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