© Peter Moser

Tasting Report: Granato im Fluss der Zeit

Die Grande Dame des Trentiner Weines, Elisabetta Foradori, war auf Wienbesuch. Sie brachte zehn Jahrgänge ihres Spitzenweines Granato mit. Verkostet wurde im Steirerck.

Der Granato wird, heute bereits in der Verantwortung von Elisabettas ältestem Sohn Emilio Zierock-Fordori aus der rar gewordenen Rotweinsorte Teroldego gekeltert und trägt heute die Herkunftsbezeichnung Vigneti delle Dolimiti IGT. Die Reben stehen auf steinigen Schwemmlandböden  auf rund 4 Hektar in den Lagen Cesura, Regin, Vignau – Mezzolombardo Campo Rotaliano. Es handelt sich um breite alte Pergola-Anlagen mit sieben Meter, der Ertrag liegt bei etwas 35 hl am Hektar. Insgesamt sind in Trentino vom Teroldego noch etwa 450 Hektar gepflanzt. Der Wein wird im Holz vergoren und 18 Monate in Fässern gereift. Durchschnittlich werden jährlich 20.000 Flaschen produziert. Der erste Jahrgang des »Granato« war 1986 und er fügte sich damals nahtlos in die aufkeimende Vini da Tavolo-Welle Italiens. 

Chefredakteur Peter Moser verkostet mit der Spitzenwinzerin im Steirereck.
Foto beigestellt
Chefredakteur Peter Moser verkostet mit der Spitzenwinzerin im Steirereck.

Ein aristokratischer Rotwein

Elisabetta suchte sich damals die besten Stöcke ihrer »Teroldego-Anlagen« und vermehrte dieses Erbgut über den Weg der »sélection massale«. Heute sind genau diese Weingärten ein kleiner genetischer Schatz. In den ersten Jahren wurde »Granato« in Top-Barriques von François Frères, die auch für die »Domaine de la Romanée-Conti« küfern, ausgebaut. Bis 2001 wurde immer etwas neues Holz verwendet, allerdings immer weniger bis es schließlich nur mehr 20 Prozent waren. Im Jahr 2002 wurde die Produktion zur Gänze auf Biodynamie umgestellt. »Es brauchte dann etwa weitere sieben Jahren bis diese gute Welle auch in der Frucht zu spüren war. Mit 2009 ist der echte biodynamische Wendepunkt anzusetzen, da begann man das auch in den Weinen selbst zu spüren,« erzählt die sympathische Winzerin mit fühlbarer Begeisterung. Ab dem  Jahrgang 2009 wird nur mehr in großen Eichenfässern ausgebaut, immer wieder kommen ein paar neue Fässer von der österreichischen Firma Stockinger dazu.
Tasting Granato
Die Entwicklung das »Granato« über die Jahrzehnte hinweg spricht eine klare Sprache. Er ist ein aristokratischer Rotwein von fast burgundischer Eleganz, der Stil des Weines hat zunehmend an Feinheit gewonnen. Er spricht in leisen Tönen mit seinem Gegenüber und Blindverkostungen kann er wohl nicht gewinnen. Für den Liebhaber eines leichtfüßigen und doch energiegeladenen Weines hat er sehr viel an Nuancen zu bieten. Ebenso auffällig wie erfreulich war die Tatsache, dass die Weine jüngeren Datums immer geringere Alkoholwerte aufwiesen, der diese werden trotz der Klimaerwärmung dank der biodynamischen Arbeit eher weniger, weil die Trauben einfach früher reif werden. »Der Wuchs wird geringer, die Trauben fallen kleiner aus und doch schmecken die Weine nicht weniger facettiert.« Der Granato ist heute mehr denn je aus vielen Gründen eine wahre Bereicherung für jeden Weinkeller.

Das Weingut von Elisabetta Foradori in der italienischen Provinz Trentino.
Foto beigestellt
Das Weingut von Elisabetta Foradori in der italienischen Provinz Trentino.
Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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