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Taste of China

Chinesischer Wein ist in Europa noch echte Mangelware. Nun finden die ersten Weine von Projekten auch den Weg zu uns. Die folgenden Tropfen stellen eine Bereicherung jeder Weinkarte dar.

Selbst in bestsortierten Fachgeschäften wie auch im Online-Handel sind Flaschen aus dem Reich der Mitte kaum zu bekommen. In den folgenden Weinprojekten in China sind Europäer federführend.


Domaine de Long Dai

Qiu Shan Valley, Shandong

2009 entschied man sich auf Château Lafite-Rothschild (DBR), in der Provinz Shandong im Nordosten Chinas ein kleines, aber feines Weingut zu gründen, und erwarb rund 30 Hektar, von denen heute 25 im Ertrag stehen. Auf insgesamt 360 Terrassen werden Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Marselan, dazu etwas Merlot, Syrah und Alicante angebaut. Zehn Jahre später kommt am 19. September 2019 der erste Wein auf den Markt. »Mit unserem Projekt wollen wir zeigen, dass es in China möglich ist, Weine zu erzeugen, die den höchsten Ansprüchen genügen«, so Baroness Saskia de Rothschild im Gespräch mit Falstaff. »Andererseits möchten wir damit eine junge Generation toller chinesischer Önologen und Winzer anspornen, auch diesen Weg zu gehen.«

Der Premierenwein wurde zu 50 Prozent in neuem Holz ausgebaut und für 18 Monate im Holz gereift, erzeugt wurden 2500 Kisten. Entstanden ist mit Long Dai kein »Bordeaux aus China«, sondern ein Wein mit eigenständigem aromatischem Profil, der einerseits das Terroir und Klima der Region widerspiegelt und andererseits durch die Verwendung der Rebsorte Marselan – eine südfranzösische Neuzüchtung aus Cabernet Sauvignon x Grenache Noir – eine unverwechselbare individuelle Note erhält. »Wir haben bei der Vinifikation darauf hingearbeitet, dass der Wein von Anfang an gut trinkbar sein soll, da wir wissen, dass es in China, wie überall, Weinfreunde gibt, die den Wein sofort trinken möchten, wenn er verfügbar ist«, so Saskia de Rothschild.


Château Changyu Moser XV

Bereits 1892 gründete der Geschäftsmann Zhang Bishi das Weingut Changyu, unterstützt wurde er dabei vom österreichischen Önologen Freiherr Max von Babo. Heute ist Changyu das älteste und renommierteste Weingut Chinas – und das einzige, das unter den World’s Top 50 Brands of Spirits and Wine zu finden ist. Changyu besitzt Weingüter in allen wichtigen Regionen Chinas. Seit einigen Jahren ist der internationale Weinprofi Lenz M. Moser (o.) als Berater tätig, ihm wurde 2013 das Château Changyu Moser XV in Ningxia gewidmet, wo er mit seinem Team exzellente Weine macht, die mittlerweile auch in Europa verfügbar sind.

Weinprofi Lenz M. Moser
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Weinprofi Lenz M. Moser

Ao Yun – Der Wein aus Shangri-La

Der Luxusgüterkonzern LVMH steht vor allem für Marken mit langer Tradition. Doch seit 2010 besitzt das Unternehmen ein Weingut in einem abgelegenen chinesischen Bergdorf: Höhenlagen zwischen 2200 und 2600 Metern über dem Meer, 314 kleine Parzellen auf 27,7 Hektar.

2Und eine Lese, die bis Mitte November dauert. Importiert sind einzig die Rebsorten – Cabernet Sauvignon (im Blend 80 bis 90 Prozent) und Cabernet Franc (10 bis 20 Prozent). Das Ergebnis ist ein Roter, der China mit großem Nachdruck auf die Landkarte des Spitzenweins setzt. Einiges haben die LVMH-Weinmacher vor Ort bereits gelernt: etwa, dass auf 2500 Metern Höhe die Wirkung des Sauerstoffs beim Fass­ausbau viel geringer ist als etwa in Bordeaux auf Meereshöhe. Und auch der Geschmack des Weins variiert enorm mit der Höhe. Das Abenteuer Ao Yun, es ist in vollem Gang.

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Erschienen in
Falstaff Nr. 06/2019

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