Tag des Kaffees

Geschichte, Trends, Hintergründe und Neuheiten in der österreichischen Kaffekultur – das große Falstaff-Spezial.

Der erste Oktober ist DER Feiertag für österreichische Kaffeehäuser und den Handel. Die Österreicher kommen jährlich auf einen durchschnittlichen Verbrauch von 162 Litern Kaffee oder acht Kilogramm Kaffeebohnen pro Kopf. Das sind ca. 2,6 Tassen pro Tag. Damit ist Kaffee in Österreich abgesehen von Wasser mit Abstand das beliebteste Getränk: mit großem Abstand folgt Bier mit einem Pro-Kopf-Konsum von 108 Litern. Damit liegen die Österreicher auch im europäischen Spitzenfeld, häufiger als hierzulande greifen nur die Finnen, Norweger und Dänen zur Kaffeetasse. Am Festtag der Kaffeekultur gibt es im Handel eine Vielzahl an Aktionen und in den Kaffeehäusern eine Reihe an Schwerpunktveranstaltungen. Auch Falstaff widmet den Kaffee-Freunden ein eigenes Special mit folgenden Themen und Empfehlungen:

>> Die wichtigsten Anbaugebiete der Welt, von Hawaii bis Java
>> Der Kaffee-Krimi: Todesstrafe bei Export von keimfähigen Bohnen
>> Diskussion: Traditionelle Kaffeehäuser vs. Mc Café & Co
>> Erstmals zwölf Punkte auf der Nespresso-Skala
>> Neuheit: ENA 9 One Touch von Jura mit Feinschaum-Technologie
>> Melitta CAFFEO CI mit »My Coffee Memory«-Funktion
>> Philips Saeco Exprelia mit neuem System für mehr Aroma-Entfaltung

Geschichte
Die erste Kaffeeverkostung in Mitteleuropa 1631 ging gründlich daneben. Ein deutscher Kaufmann aus Merseburg erhielt von einem Amsterdamer Geschäftsfreund das mysteriöse, verlockend duftende braune Pulver zugeschickt – allerdings ohne zweckdienlichen Hinweis auf die Zubereitung. Seine Frau goß das Teufelszeug kurzerhand mit Hühnerbrühe auf. Den Siegeszug der Kaffeebohne konnte dieser Fauxpas aber nicht aufhalten. Schon im 17. Jahrhundert öffneten die ersten Kaffeehäuser, heute ist Kaffee das wichtigsten Genussmittel weltweit. Lag die Weltproduktion von Rohkaffee 1750 bei 
rund einer Wagenladung, wurden 2009 über 7,4 Millionen Tonnen gehandelt.

Die Kaffee-Pflanze
Ganz anders als die Weinrebe – eine Überlebenskünstlerin par excellence – ist die Kaffeestaude eine launische Diva. Temperatur, Sonnenschein, Niederschläge, Boden und Wind müssen zusammenwirken, um eine perfekte Kaffeekirsche reifen zu lassen: möglichst wenig direkte Sonne, eine Jahresdurchschnittstemperatur zwischen 15 und 25 Grad Celsius und ein darauf abgestimmter Niederschlag. Temperaturen unter elf Grad Celsius können die Pflanze gefährden.

Die Herkunft
Hinsichtlich der aromatischen Ausprägung haben Wein und Kaffee vieles gemeinsam: Frucht, Körper, Säure und Aroma sind je nach Anbauregion und Plantage sehr verschieden. Je höher das Anbaugebiet liegt – in Äthiopien oder Kenia auf bis zu 2000 Meter Seehöhe –, umso gehaltvoller sind die Bohnen durch die langsamere Reifung.

Preisfrage
In einer Sache sieht Karl Heissenberger, seit 20 Jahren mit gut sortierten Fachgeschäften in Wien und Graz im »fine coffee«-Segment aktiv, den Wein dem Kaffee weit voraus: »Die Zahl jener, die sich für höherwertigen Kaffee interessiert, steigt zeifellos. Was immer noch fehlt, ist das Verständnis dafür, dass gewisse Sorten einen Preis von sechs bis acht Euro pro Viertelkilo haben. Beim Wein fragt schon lange keiner mehr, warum das Piemont teurer ist als Baden oder das Burgenland.«

Vorreiter Nespresso
Als Preisbrecher im positiven Sinne erwies sich der Markteinsteig von Nespresso, der das Thema der Kaffeeherkünfte auf einer breiten Basis salonfähig machte und auch die Preisakzeptanz der Konsumenten nach oben schraubte. Ein Trend, den sich die Elite der kleinen Kaffeeröstereien zunutze macht.

Aus: Falstaff Nr. 6/2010

(von Bernhard Krumpel und Bernhard Degen)

Bernhard Degen
Autor
Mehr zum Thema