»Süßes von beiden Seiten« mit historischen Weinen

Heidi Schröck und Gerhard Kracher erläuterten anhand von grandiosen Süßweinen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Rust und Illmitz.

»Dies ist eine Verkostung, die Sie nie vergessen werden«. Mit diesen Worten eröffnete Winzerin Heidi Schröck den von Falstaff organisierten Süßwein-Workshop am Rande der VieVinum in der Wiener Hofburg. Das war von der Rusterin gar nicht dick aufgetragen, denn im Workshop wurden zum Teil Weine gereicht, die schon lange nicht mehr erhältlich sind. Falstaff-Chefredakteur Peter Moser erläuterte mit den beiden Starwinzern Schröck und Kracher die Besonderheiten der Trockenbeerenauslesen aus dem Seewinkel und des Ruster Ausbruchs vom linken Ufer des Neusiedler Sees.

Im ersten Flight stellte Gerhard Kracher die 2007er Scheurebe TBA vom Angerhof Tschida aus Illmitz vor, einen großartigen Sortenvertreter mit viel Säure und praller Exotik. Heidi Schröck konterte mit dem Ruster Ausbruch Saz Furmint & Gelber Muskateller vom Weingut Wenzel aus Rust, der in französischen Eichenfässern reifen durfte. Zwei typische Vertreter des Jahrgangs 2007 mit sehr früher Botrytis.

Gänzlich andere Stilistik zeigten dann die beiden 2006er, ein Jahrgang mit sehr trockenem Herbst und später Botrytis. Kracher eröffnete mit einer Scheurebe TBA vom Weingut Helmut Lang aus Illmitz und Schröck wählte einen Ruster Ausbruch Riesling & Furmint vom Weingut Schandl aus Rust. Anhand dieser beiden Weine konnten die Unterschiede der beiden Seeufer am deutlichsten aufgezeigt werden. Die Illmitzer TBA zeigt sich insgesamt salziger und mineralischer als der Ruster Ausbruch, der mehr Fruchtausdruck transportiert.

Es folgten Flights aus den Jahren 2004, 1999 und 1995. Kracher lobte den Jahrgang 1995 als größtes Botrytisjahr in der Geschichte seines Weinguts. Mit dem 95er gelang seinem Vater Alois der Durchbruch auf dem internationalen Parkett. Gerhard Kracher kommentierte die Grande Cuvée TBA 1995 seines Vaters, die sich durch besondere Salzigkeit, unglaubliche Frische und lebendige Säure auszeichnet. Heidi Schröck stellte dem Kracherschen Süßwein-Monument eine Ruster Ausbruch Pinot Cuvée 1995 vom Weingut Feiler-Artinger (50 Prozent Weißburgunder, 50 Prozent Grauburgunder) gegenüber. Beide Weine brillierten mit jugendlichem Charakter, viel Finesse und enormem Potenzial für viele Generationen.

Zum Ausklang gab es einen Ruster Ausbruch Welschriesling 2006 aus der Kooperation Schröck und Kracher mit schönem Duft nach Gelben Äpfeln, Kräutern und Pumpernickel sowie exotischen Früchten mit feiner Würze am Gaumen.

Der Unterschied der Weine vom linken und rechten Ufer des Neusiedler Sees resultiert weniger aus der jeweiligen Ausbauart als vielmehr aus den unterschiedlichen Böden und geologischen Gegebenheiten. Ruster Ausbruch ist in der Regel dünkler und weist oft einen typischen Pumpernickelton auf, was auch auf eine oftmals längere Maischestandzeit zurückzuführen ist. Illmitzer Weine transportieren mehr Mineralik und Salzigkeit. Beiden gemeinsam ist aber gewaltiges Potenzial und weltweiter Erfolg.

(von Bernhard Degen)

Bernhard Degen
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