© Jaime Travezan

Sting: Pop-Star & Winzer

»Message in a bottle« lautet nicht nur einer der bekanntesten Songtitel von Sting, sondern auch seine aufstrebende Weinmarke. Im Interview sprechen er und seine Frau Trudie über die Vor- und Nachteile als Celebrity-Winzer.

Sting und Trudie Styler sind mit der Toskana nicht nur wirtschaftlich, sondern auch emotional tief verbunden. Als die beiden Anfang der 1990er hier mehrere Monate in einer Villa verbrachten, kam Tochter Coco zur Welt. Die Liebe zur Toskana entwickelte sich zu einer tiefen Verwurzelung der ganzen Familie mit dem Land. Der Sänger und die Schauspielerin suchten mehrere Jahre nach einer ständigen Bleibe und erwarben schließlich 1998 das feudale Anwesen »Il Palagio«. Das Gut südlich von Florenz umfasst rund 350 Hektar Land und war zum Zeitpunkt des Kaufs stark renovierungsbedürftig, die Agrarflächen lagen brach. Sting investierte ein kleines Vermögen und revitalisierte das Ensemble. Neben der Produktion von Olivenöl, Gemüse, Obst und Honig wird viel Liebe in den Weinbau gesteckt. Aber auch privat hat sich »Il Palagio« zu einer zweiten Heimat entwickelt, im Sommer wird Stings Tochter am Weingut heiraten.

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FALSTAFF Wie sind Sie auf die Toskana gekommen, um sesshaft zu werden und Wein zu produzieren? War es die Qualität der Trauben, die bezaubernde Landschaft oder das historische Anwesen, das Sie angezogen hat?
STING Unsere Tochter Coco ist in der Toskana auf die Welt gekommen, als wir einige wundervolle Monate in einer gemieteten Villa verbrachten. Wir hatten reichlich Zeit, um das Land lieben zu lernen, und haben begonnen, uns hier richtig wohlzufühlen. Es war der Beginn einer engen und persönlichen Verbundenheit mit der Region. Nach einer sieben Jahre langen Suche nach einer neuen Heimat in Italien haben wir schließlich »Il Palagio« gefunden. Die Weingärten und die Olivenhaine waren wohl die grundlegendsten Elemente, die uns angezogen haben. Das Leben in der Toskana fühlt sich so an, als ob wir hier wirklich hingehören. Wir sind mittlerweile ein Teil von »Il Palagio« geworden und wollen das wertvolle Erbe fortführen.

Malerische Lage in den Hügeln der Toskana.
© Jaime Travezan
Malerische Lage in den Hügeln der Toskana.

Sie bewirtschaften Ihre Weingärten biodynamisch – spielt die Philosophie von Rudolf 
Steiner auch in anderen Bereichen Ihres Lebens eine Rolle?

TRUDIE Wir haben schon ganz zu Beginn – mit der Expertise von Alan York – auf biodynamische Methoden gesetzt. Heute werden unsere Weine hundertprozentig biologisch produziert. Ich bin keine Verfechterin einer blinden Verfolgung der biodynamischen Richtlinien, aber ich bin an einem Punkt in meinem Leben angelangt, an dem ich mit Sicherheit sagen kann, ob das Gefühl passt und ob die angewandten Methoden dazu beitragen, dass Sting und ich unserem Land eine Zukunft geben können. Sogenannte Grundbesitzer sind in Wirklichkeit nur Wegbegleiter. Wir haben die Verantwortung, das Land für künftige Generationen zu erhalten. Das ist wahre Nachhaltigkeit.

Bringt Ihr Celebrity-Status ausschließlich Vorteile für die Vermarktung der Weine 
oder birgt er auch Nachteile?

STING Natürlich verschafft uns unsere Bekanntheit mehr Aufmerksamkeit für unsere Weine. Andererseits sehen wir uns auch mit Vorurteilen konfrontiert, dass wir keine ernsthaften Winzer seien und das bloß als Hobby betreiben würden, weil wir es uns leisten können. Aber wenn Kritiker unsere Weine probieren, dann wird klar, dass wir mit unserem Team hart gearbeitet haben, um Weltklasse-Weine zu keltern. Trudie und ich beschäftigen uns schon wirklich lange und ausdauernd mit dem Thema. Wir sind stolz auf das, was wir bisher erreicht haben!

Der barocke Garten wird ebenso liebevoll gepflegt wie die Weingärten.
© Jaime Travezan
Der barocke Garten wird ebenso liebevoll gepflegt wie die Weingärten.

Beteiligen Sie sich persönlich an den Verkostungen, bei denen die Weine verschnitten werden? 
STING Ja, allerdings ist mein Gaumen nicht so geschult wie der unserer Blender. Aber ich weiß, was mir schmeckt.
Welche Jahrgänge Ihrer Weine trinken Sie persönlich im Moment am liebsten?
STING Sister Moon 2010 (Anm. d. Red.: Rosso Toscano IGT) und Message in a Bottle Bianco 2016.

Könnten Sie sich auch vorstellen, in England Wein anzubauen? Es gibt ja schon erfolgreiche Versuche, vor allem beim Schaumwein.
STING Das ist eine faszinierende Idee! Vielleicht könnten wir auf unserem Gut in Wiltshire ein Experiment starten.

© Jaime Travezan

Erschienen in
Falstaff Nr. 05/2017

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Bernhard Degen
Autor
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