Sterneküche als Stehpartie

Essen im Stehen: Was in Japan erfolgreich ist könnte bald auch zu uns kommen.

Wir sind immer wieder mit sogenannten Kulinariktrends konfrontiert. Trends kommen und gehen und nur Weniges etabliert sich. Neue skandinavische Küche, Molekularküche, Zutaten aus nächster Umgebung, Pop-Up-Restaurants, Eventgastronomie... Manche Strömungen ergeben sich auch aus der Notwendigkeit heraus: In wirtschaftlich harten Zeiten geben es die Gastronomen billiger. So wie zum Beispiel in London, wo gutes Essen auf einmal wieder leistbar ist. Nun erreicht uns die Nachricht vom Erfolg des japanischen Gastronomen Takashi Sakamoto, in dessen Restaurants die Sitzgelegenheiten fehlen. Es handelt sich aber keineswegs um billige Imbissbuden, sondern um anspruchsvolle Küche von Sterne-Köchen. »Michelin for the masses« bringt der findige Tokyoter sein Konzept in einem ABC-Interview auf den Punkt.

Expansion nach New York
Dass die Rechnung aufgeht, liegt in einer pulsierenden Metropole wie Tokio auf der Hand: Das Restaurant ist durch geringe Personalkosten, platzsparender Einrichtung und einem raschen Umschlag wirtschaftlicher. Sakamoto zufolge machen die Standing Restaurants einen fünf Mal so hohen Umsatz wie traditionelle Betriebe. Somit ist es auch kein Wunder, dass der 69-Jährige nachhaltige Expansionsgelüste hat. Noch heuer soll ein Franchise-Ableger »Ore no Kappo« in New York eröffnen. Die rastlose Metropole an der US-Ostküste scheint für das Konzept wie geschaffen.

Willkommene Abwechslung?
Ich persönlich finde, dass zu einem kulinarischen Erlebnis aber mehr dazu gehört als gute Qualität der Gerichte. So richtig Freude macht es erst, wenn man die Muße hat, die Kreationen der Küche entspannt zu genießen. Aber da Zeit dieser Tage ja der wahre Luxus ist, hat Sakamoto wohl eine gute Nische gefunden. Es ist zwar immer noch Fast Food, aber es sollte wohl besser schmecken und auch gesünder sein, als Gummi-Laberln oder Kebap-Pressfleisch. Und so ganz neu ist Essen im Stehen ja auch nicht, denn bei uns isst man schon seit Jahrhunderten am Wüstelstand im Stehen.

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von Bernhard Degen