Starwinzer Bruce Jack über sein Südafrika

Der Exportanteil von 31 Millionen Flaschen Kumala-Wein könnte noch verdoppelt werden. Wegen eines Bergbau-Projekts sind allerdings 4.700 Hektar Rebfläche gefährdet.

»I can't drink it«, hat Winemaker Bruce Jack gesagt, als ihn die Verantwortlichen vom Weltkonzern Constellation Wines die südafrikanischen Kumala-Weine kosten ließen. Das war vor rund drei Jahren. Mittlerweile ist der umtriebige Südafrikaner der Chief Winemaker von Constellation Wines South Africa und somit auch für die Kumala-Weine selbst verantwortlich. Jack machte aus den anonymen Massenweinen ein südafrikanisches Aushängeschild mit klarem Herkunftsbezug, das er mittlerweile auch gerne selbst trinkt. Er setzt auf Nachhaltigkeit und verbessert die Arbeitsbedingungen und somit auch die Lebensqualität auf den Partner-Weingütern. Constellation kauft fertige Weine ein und verschneidet die einzelnen Chargen auf dem Flagstone-Weingut. Die Verträge sind langfristig ausverhandelt, damit die Weingüter in Qualität und Mitarbeiter-Entwicklung investieren können. »Wir machen einen Wein, auf den die Südafrikaner stolz sein können«, sagte Bruce Jack beim Weinblogger Round Table am Donnerstag in Hamburg.

Der deutsche Weinhändler Wein Wolf hat im Moment vier Kumala-Weine im Sortiment: einen Colombard/Chardonnay, einen Rosé (60% Pinotage, 20% Merlot, Cabernet Sauvignon, Shiraz), einen Merlot/Pinotage sowie einen Cabernet Sauvignon/Shiraz. Mein Favorit war der Colombard Chardonnay 2009, der mit einer feinen exotischen Nase mit Ananas und Grapefruit verführte. Dazu ein kräftiger Körper mit animierender Würze, frischer Säure und einem Touch Holznoten, die allerdings – das wird nicht verschwiegen – von Eichenholzspänen kommen. Alle Kumala Weine sind mit 4,99 Euro eher dem günstigen Segment zuzuordnen. Weitere Verkostungsnotizen in Peter Mosers Flaschenpost vom Kap.

Im Vorjahr wurden 31 Millionen Flaschen Kumala exportiert. Bruce Jack sieht aber noch viel Potenzial, er kann sich sogar eine Verdopplung vorstellen. 2007 hat er sein Weingut »Flagstone« an Constellation verkauft, heute ist er zwar nicht mehr der ausführende Winzer, aber als Chief Winemaker von Constellation übt er dennoch gewichtigen Einfluss auf die Weinbereitung aus. Unter der Marke Flagstone werden hochwertigere Weine vertrieben, mein Favorit in der Verkostung war der »Music Room 2007«, ein reinsortiger Cabernet Sauvignon: Dunkle Würze, Lakritz, Thymian, Rumtopf und Mon Cherie in der Nase. Am Gaumen kräftiger Fruchtschmelz, engmaschige Tannine, dunkle Schokolade; bereitet viel Trinkvergnügen. Einziger Wermutstropfen: Im Moment ist der Wein im deutschsprachigen Raum nur ganz schwer zu bekommen.

Weingärten in Gefahr
Bruce Jack berichtete von den großartigen Klima- und Bodenverhältnissen in Südafrika und über gewaltige Entwicklungsmöglichkeiten hin zu noch besseren Weinen. Was aber allen Winzern im Moment große Sorge bereitet, ist ein geplantes Bergbau-Projekt, das die südafrikanische Regierung in der Weinregion Western Cape plant. Durch den beabsichtigten Abbau von Zinn, Zink, Blei, Kupfer und Silber sind 4.700 Hektar Rebfläche in Gefahr. Einen Videokommentar von Bruce Jack zu diesem Thema finden Sie auf Michael Pleitgens Seite der Weinakademie Berlin. Weiterführende Links hat Mario Scheuermann in seinem Weblog gesammelt. Im Facebook hat sich mittlerweile eine ansehnliche Protestbewegung formiert, weitere Unterstützung ist aber sehr willkommen.

Gastgeber der Weinblogger war der österreichische Exil-Gastronom Toni Viehhauser im Hamburger Hafen-Klub.

von Bernhard Degen

Bernhard Degen
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