© Shutterstock

Starke Weine für echte Kerle

Die Rotweine aus dem Napa Valley haben die Statur des einstigen Gouverneurs Arnold Schwarzenegger. Sie verbinden Power und Charme auf jene Weise, die Freunde des kraftvollen Weinstils schätzen.

Im kalifornischen Napa Valley wachsen einige der besten und zugleich mächtigsten Rotweine der Welt. Berühmt sind die Weine basierend auf der Edelsorte Cabernet Sauvignon, die hier an der amerikanischen Westküste besonders prächtig gedeiht und Weine mit erstaunlicher Kraft und zugleich Frucht und Eleganz entstehen lässt. Längst sind diese roten Ikonen weltweit bekannt und gesucht, wir stellen an dieser Stelle die Namen jener Kultweine vor, die man als Mann von Welt einfach kennen muss.
Auch wenn die Weingeschichte Kaliforniens bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht, begann die Zeit­rechnung des modernen Weinbaus hier erst in den Siebzigerj­ahren des vergangenen Jahrhunderts. Eine bunte Mischung aus Wein­bauern und Hippies legte den Grundstein zu jener Weinindustrie, die heute im Norden und Süden von San Francisco einen gewaltigen Boom erlebt. Pioniere vom Schlag eines Robert Mondavi, Joe Heitz oder der Brüder Gallo machten den kalifornischen Wein Zug um Zug populär, in den vergangenen Jahrzehnten kamen zahlreiche Boutique-Weingüter dazu, die teilweise nicht einmal über eigene Wein­gärten verfügen und dennoch heraus­ragende Weine erzeugen können. Aufgrund der enormen Inlandsnachfrage erreichen die Preise der Top-Kalifornier leider meistens schwindelerregende Höhen, die zudem von den oft sehr kleinen Produktions­­mengen angeheizt werden. Jene Weine, die wir nun hier vorstellen, ge­hören zu den Erstgewächsen des Napa Valleys und zugleich zu den gesuchten Ikonen der inter­nationalen Weinwelt.

2015 Dominus Proprietary Red – 100 Punkte

Foto beigestellt

Yountville, Napa Valley, Kalifornien, USA
dominusestate.com

Foto beigestellt

Als der später als Eigentümer von Château Pétrus im Bordeaux bekannt gewordene Christian Moueix im Napa Valley Önologie studierte, verliebte er sich in die Region. Als sich die Gelegenheit ergab, einen der legendärsten Weingärten, nämlich Napanook Estate zu erwerben, schlug er 1983 gemeinsam mit lokalen Partnern zu. Seit 1995 ist er Alleinbesitzer und erzeugt den hocheleganten Dominus, dem man nachsagt, er schmecke mehr nach Alter Welt denn nach Neuer Welt. Der Rebberg am Fuße der Mayacamas-Berge bringt jedenfalls herausragende Trauben hervor, Kellermeister Tod Mostero verwandelt diese mit dem Eigentümer, der zwischen Frankreich und Kalifornien pendelt, in einen großen Wein, der bis heute zu den wenigen leistbaren Spitzenweinen aus Kalifornien zählt. 100 Parker-Punkte für die jüngsten Jahrgänge 2010, 2013, 2015 und 2016 sprechen eine klare Sprache.
Zur Verkostungsnotiz
cb-weinhandel.de, € 295,–


2013 Eisele Vineyard Cabernet Sauvignon – 100 Punkte

Foto beigestellt

Napa Valley, USA; eiselevineyards.com

Foto beigestellt

Der Eisele-Rebberg ist Ursprung eines der besten Cabernet Sauvignons. Bereits Anfang der 70er-Jahre erzeugte Paul Draper von Ridge Vineyards daraus einen großen Wein, später Bon Mondavi, dann Joe Phelps. Berühmt gemacht hat ihn später aber Bart Araujo, der diesen Weingarten ab 1991 bewirtschaftete. Seit dem Jahrgang 2013 hat nun ein bekannter Name aus Bordeaux hier das Sagen, der Besitzer von Château Latour à Pomerol, der Milliardär François Pinault, hat die Kontrolle über dieses Juwel im Napa Valley übernommen, und nun ist Frédéric Engerer auch hier für die Weinqualität zuständig. Neben dem Spitzenwein wird auch der Zweitwein Altagracia weitergeführt. Die Franzosen gehen mit all ihrem Know-how an die Aufgabe heran und wissen jedenfalls auch in Kalifornien, wie es geht – wie 100 Parker-Punkte für 2013, 2015 und 2016 eindrucksvoll beweisen. Zur VerkostungsnotizFachhandel/Auktion, ca. € 500,–


2002 Harlan Estate – 100 Punkte

Foto beigestellt

Napa Valley, Kalifornien, USA; harlanestate.com

Foto beigestellt

Bill Harlan gründete seinen längst legendären Betrieb im Jahr 1984 und verfolgt seither sehr erfolgreich das Ziel, einen kalifornischen Grand Cru zu vini­fizieren. Der erste Jahrgang des komplex-eleganten Harlan-Estate-Rotweins kam 1990 auf den Markt. Hinter diesem tollen Wein steht die Expertise von zwei der besten Fachmänner, die man im Napa Valley im Keller haben kann: Bob Levy und Don Weaver. Zusätzlich hatte hier auch der Starberater Michel Rolland aus dem Bordeaux seine goldenen Hände im Spiel. Ebenso einen Versuch wert: der zweite Rotwein des Hauses, »The Maiden«. Große Jahrgänge dieses umwerfenden Weins kommen unter anderem aus den Jahren 1994, 1997, 2001, 2007, 2013, 2015 oder 2016 – allesamt mit 100 Parker-Punkten geadelt.
Zur Verkostungsnotiz
millesima.at, € 840,– bis € 1500,–


2012 Screaming Eagle – 100 Punkte

© GettyImages

Napa Valley, Kalifornien, USA; screamingeagle.com

Foto beigestellt

Das Label mit dem kreischenden Adler begann mit dem Premierenjahrgang 1992 über den Köpfen der Weinfreunde zu kreisen. Immobilien-Lady Jean Phillips hatte schon so manchen Weingarten für neue Produzenten ausfindig gemacht, als sie aber 1986 auf jenem Flecken Land stand, wo heute die Reben für den teuersten Roten Kaliforniens wachsen, hat sie selbst zugeschlagen und ihr Weingut in Oakville gegründet. Gemeinsam mit der Star­önologin Heidi Peterson Barett hat sie Screaming Eagle zum gesuchtesten Kultwein des Landes gemacht. Im Jahr 2006 wurde das Weingut schließlich an die Investoren Charles Banks und Stanley Kroenke verkauft, Letzterer ist mittlerweile Alleininhaber. Das Weingut erzeugt einen weiteren Rotwein namens »The Flight« und einen qualitativ zu vernachlässigenden Sauvignon Blanc zu einem vollkommen absurden Preis.
Zur Verkostungsnotiz
ungerweine.de, € 2975,–


2013 Colgin IX Estate Proprietary Estate – 100 Punkte

Foto beigestellt

Napa Valley, Kalifornien, USA; colgincellars.com

Foto beigestellt

Auch dieser hochelegante Wein trägt den Namen einer Gründerin, nämlich den von Ann Colgin. Das kleine Weingut in St. Helena startete mit dem Jahrgang 1992, damals mit Unterstützung der Topönologin Helen Turley. Für die ersten Jahre konnte man auf die Trauben aus dem Herb Lamb Vineyard zurückgreifen, dann entschied sich der Traubenlieferant, selbst Winzer zu werden. Heute erzeugt Colgin Cellars, das sich in die Luxus-Weinfamilie LVMH eingereiht hat, von seinen eigenen Reben neben dem IX Estate auch einen von der französischen Rhône-Region inspirierten reinsortigen Syrah sowie Cuvées aus den Cariad Vineyards und dem Tychson Hill Vineyard, weiteren erstklassigen Terroirs im Napa Valley mit speziellen geologischen und kleinklimatischen Bedingungen.
Zur Verkostungsnotiz
millesima.at, € 730,–


2014 Realm Beckstoffer to Kalon – 100 Punkte

Foto beigestellt

Napa Valley, Kalifornien, USA; realmcellars.com

Foto beigestellt

Realm Cellars sind noch relative New Kids on the Block. Die Etiketten der Weinpalette tragen Namen wie »The Tempest«, »Falstaff« oder »The Bard«, und auch die grafisch auffällige Gestaltung darf nicht vom Inhalt der Flaschen ablenken. Denn die Flaschen mit dem großen R als Logo, die haben es in sich. Die Top-Cuvées kommen aus einigen der allerbesten Weinbergen des Napa Valleys, und so ist es wenig verwunderlich, dass die Anhängerschaft von Realm Cellars exponentiell wächst. Allein in den Jahrgängen seit 2012 wurden neun Weine mit den begehrten 100 Punkten von »The Wine Advocate« ausgezeichnet. Hier heißt es also rechtzeitig einkaufen, denn die Preistendenz zeigt steil nach oben.
Zur Verkostungsnotiz
finewineshop.com, € 419,–


2016 Bryant Family Vineyard – 100 Punkte

Cabernet Sauvignon
Napa Valley, Kalifornien, USA, bryantwines.com

Foto beigestellt

Über Jahrzehnte hinweg war der Cabernet Sauvignon von Don Bryant eines der am bestgehüteten Geheimnisse des Napa Valleys. 1987 kaufte der Geschäftsmann aus St. Louis einen winzigen abgewirtschafteten Weingarten am Pritchard Hill – heute bekannt als eine der allerbesten Quellen für Top-Trauben der Sorte Cabernet Sauvignon. Um hier den bestmöglichen Wein zu machen, engagierte Bryant stets Önologen, die zur Elite ihrer Zunft zählen. Helen Turley war ebenso dabei wie Philippe Melka oder Mark Aubert, der wiederum von Michel Rolland unterstützt wurde. Die rund 1000 Kisten, die jährlich erzeugt wurden, fanden still und leise Absatz bei Freunden und in der regionalen Gastronomie. Mit den ersten 100 Punkten im Jahrgang 1997 änderte sich das Bild schlagartig. Seither ist die Vormerkzeit auf der Mailing List entsprechend lang und der Wein eine echte Rarität.
Zur Verkostungsnotiz
In Auktion ab € 600,–


2013 Abreu Cabernet Sauvignon – 100 Punkte

Foto beigestellt

Madrona Ranch
Napa Valley, Kalifornien, USA; abreuvineyards.com

Foto beigestellt

David Abreu stammt aus Rutherford im Napa Valley, wo sich seine Familie bereits vor Generationen niedergelassen hat. Niemand kennt die Weinberge hier so gut wie er, und so kam es, dass er eine Beratungsfirma für Vineyard Management gründete. Zahlreiche Spitzenweingüter zählen seit Jahrzehnten zu seinen treuen Kunden. 1980 entschloss er sich dazu, auch für sich selbst einige Rebberge zu bepflanzen, und 1986 erzeugte er schließlich seinen ersten Wein. Mit dem Jahrgang 1987 kam dann der Cabernet Sauvignon von der Madrona Ranch auf den Markt und ist seither ein Fixstern für Liebhaber der kalifornischen Top-Weine. Weitere Spitzenweine aus dem Sortiment von David Abreu heißen »Capella«, »Rothwell Hyde« oder »Thorevilos« und heimsen alle 100 Parker-Punkte ein.
Zur Verkostungsnotiz
finewineshop.com, € 589,–


Erschienen in
Falstaff Man's World 01/2019

Zum Magazin

Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
Mehr entdecken
Mehr zum Thema