Weinhändler und Sommelier Robert Stark mit Gastgeber Tim Urban

Weinhändler und Sommelier Robert Stark mit Gastgeber Tim Urban
© Falstaff/Degen

Stark und Urban: Das neue »Shanghai«

Wien: Robert Stark und Tim Urban krempeln das 1963 gegründete China-Restaurant beim Stephansplatz um und setzen kultverdächtige Akzente.

Tims Mutter Urban-Chao strebte ursprünglich eine Karriere als Pianistin an, um dann als gefragte Dolmetscherin zu einer zentralen Akteurin in der austro-chinesischen Szene zu werden. Ihren ausgezeichneten Kontakten ist es zu verdanken, dass sie den Übersetzer-Job an den Nagel hängte und nun das bekannte China-Restaurant »Sichuan« im Wiener Donaupark führt. Tim Urban fungiert dort als Geschäftsführer und hat viel Gefühl für die wienerisch geprägte China-Küche entwickelt. Schmunzelnd erzählt er im Gespräch mit Falstaff, dass chinesische Köche in Wien erst einmal lernen müssen, wie man die hierzulande so populären »Acht Schätze« zubereitet.

Eines der traditionellsten China-Restaurants in Österreich ist das »Shanghai« in der Jasomirgottstraße beim Stephansplatz, das sich seit dem Eröffnungsjahr 1963 kaum verändert hat. Nach dem Tod des Patrons sah sich die Witwe nach Unterstützung um und fand sie in Tim Urban, der seit mehreren Monaten an einer Neuausrichtung tüftelt und ab nun als Gastgeber fungiert. Als Partner holte er den Weinhändler und Sommelier Robert Stark mit an Bord, der von der Patina des üppig dekorierten Lokals so begeistert war, dass er nicht bloß als Lieferant mitwirken wollte, sondern ebenso als Gastgeber vor Ort sein möchte, zumindest ein bis zwei Tage pro Woche.

Wein-Freaks

Urban und Stark verbindet neben ihrer Freundschaft ihre ausgeprägte Wein-Leidenschaft. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Weinkarte selbst die anspruchsvollsten Weinfreunde zufrieden stellen wird. Einem Champagner-Schwerpunkt folgt auf der Weinkarte eine spannende Auswahl an chinesischen Weinen. Robert Stark hebt eine Rarität besonders hervor, den Puchang Rkatsiteli 2018 (39 Euro die Bouteille), der in einer Oase in der Wüste Gobi kultiviert wird. Die robuste Rebsorte Rkatsiteli ist eine der ältesten der Welt, stammt aus Georgien und wurde von den Sowjets im gesamten Einflussbereich ausgepflanzt. Aus Österreich finden sich Wachauer Klassiker wie von FX Pichler, Knoll oder Hirtzberger ebenso wie eine gute Auswahl an Naturweinen wie Furmint von Gottfried Lamprecht oder den »Felsen« von Christian Tschida. Auch international gibt es Spannendes und Klassisches.

Acht Schätze 

Die österreichisch geprägte China-Küche drehen Urban und Stark mit Witz und Raffinesse in eine anspruchsvollere Richtung und setzen vor allem auf hervorragende Zutaten. Das Fleisch kommt von Höllerschmid oder XO-Beef, der Fisch von Eishken Estate, Gemüse von der Gärtnerei Bach und Kräuterseitlinge von den Pilzbrüdern oder von Hut & Stiel. Eines der Signature Dishes ist »Acht Schätze made in Austria« (21 Euro), bei dem nur bestes Fleisch aus Österreich verwendet wird. Grandios ist das international bekannte China-Gericht »NY Orange Beef« mit Fleisch von XO Beef (25 Euro). Zu empfehlen ist einerseits der Business-Lunch (keinesfalls die Blunzn-Frühlingsrolle auslassen) und andererseits das Degustationsmenü am Abend (Fünf Gänge 58 Euro). 

Im neuen »Shangai« wird austro-chinesische Fusionsküche im besten Sinne geboten. Die vielfältige Wein-Auswahl oder ein Glas Tiger Bier vom Fass bilden den passenden Rahmen. Und zum Schluss gönnt man sich einen Espresso von Vettore.

shanghairestaurant.at

Bernhard Degen
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