Fritz Wieninger, Rainer Christ, Michael Edlmoser, Thomas Podsednik, Gerhard J. Lobner und Thomas Huber

Fritz Wieninger, Rainer Christ, Michael Edlmoser, Thomas Podsednik, Gerhard J. Lobner und Thomas Huber
© Raimo Rudi Rumpler

So umschifften Wiener Winzer die Corona-Klippen

Die WienWein-Gruppe berichtet, mit welchen Strategien die Einbußen durch die Pandemie wettgemacht wurden und was die Zukunft bringt.

»Ein echter Wien-Wein geht nicht unter!« Mit dieser Anspielung auf die legendäre Wiener TV-Serie mit »Mundl« als Hauptdarsteller blickten die sechs Winzer der WienWein-Gruppe auf ein extrem herausforderndes Jahr zurück. Auch wenn ein Minus von rund einem Viertel im Vergleich zum Vorjahr in Kauf genommen werden musste, zeigten sich die Wiener Weinbauern nicht unzufrieden. Gemessen an den Problemen an allen Fronten – von geschlossener Gastronomie bis zum Totalausfall des Wien-Tourismus – sind die Einbußen weit geringer als befürchtet. Grund dafür sind entschlossene Gegenstrategien und rasches Handeln.

Eine der wichtigsten Maßnahmen war Digitalisierung im Eilzugstempo. Kommunikation und Einkaufsverhalten verlagerten sich während der Pandemie fast vollständig ins Internet. Webshops wurden eingerichtet, bestehende Online-Portale modernisiert, der digitale Auftritt in den sozialen Medien deutlich intensiviert. 

»Vor 2020 hatte der Online-Verkauf bei niemandem von uns eine große Rolle gespielt«, berichtet der neue WienWein-Obmann Rainer Christ. »Jetzt wird das bleiben, weil die Konsumenten entdeckt haben, wie einfach man mit einem Klick Wein kaufen kann.«

Die Konzepte in der Krise

Die Mitglieder der WienWein-Gruppe hatten immer schon unterschiedliche geschäftliche Schwerpunkte. Weshalb die Pandemie bei jedem unterschiedliche Gegenstrategien erforderte. 

Bei Thomas Huber (Weingut Fuhrgassl-Huber in Neustift) beispielsweise spielt der beliebte Heurige seit jeher eine große Rolle, da machten sich die Schließungen besonders bemerkbar. Er reagierte mit einem bilderbuchreifen Take-Away Konzept, das sensationell gut angenommen wurde. Michael Edlmoser vom Weingut Edlmoser in Mauer kompensierte den Ausfall der Gastronomie durch starkes Online-Wachstum – und erlebte einen Abhol-Boom. 

Thomas Podsednik (Weingut Cobenzl) und Rainer Christ (Weingut Christ) konnten ihre Gastro-Einbußen durch erhöhte Präsenz im Lebensmittelhandel wettmachen. Gerhard J. Lobner (Weingut Mayer am Pfarrplatz) steigerte die Online-Absätze vor allem in Deutschland. Und Fritz Wieninger verzeichnete Zuwächse in den USA. 

Solidarität der Wiener

Die WienWein-Weingüter haben im Pandemiejahr bewiesen, dass sie am internationalen Markt verankert sind, und dass Wein aus Wien weltweit gefragt ist. Der wirklich entscheidende Faktor für das gute Durchkommen des Wiener Weins auch in Krisenzeiten ist aber die Treue der Wiener selbst. In Zahlen bedeutet das: Die WienWein-Gruppe hat im Zeitraum März 2020 bis März 2021 rund 30 Prozent mehr Wein an Privatkunden in Wien geliefert als im Schnitt der drei Jahre davor.

Thomas Podsednik zeigt sich entsprechend dankbar: »Der Wiener Wein und die Wiener Bevölkerung sind ein gutes Team. Dafür möchten wir uns endlich einmal bedanken. Unser Dank besteht in erster Linie darin, dass wir uns verpflichten, auch in Zukunft richtig guten Wein zu produzieren.«

Für die Zukunft gerüstet

Die WienWein-Winzer haben sich gut auf die Zeit nach der Pandemie vorbereitet. Vor allem im Bereich des Weintourismus, von dem viel erwartet wird. Einige haben das gastronomische Angebot erweitert (Weingut Christ), eine neue Buschenschänke im Weingarten errichtet (Weingut Edlmoser) oder einen neuen Weinshop samt weitläufiger Terrasse gebaut (Weingut Mayer am Pfarrplatz).

»Für einen Wien-Urlauber sollte ein Besuch in einem unserer Weingüter oder Heurigen zum Pflichtprogramm gehören. Wir glauben, dass diese Art des sanften Genuss-Erlebnisses zurückkommt und sehen deshalb sehr optimistisch in diesen Sommer«, sagt Michael Edlmoser.

wienwein.at

Bernhard Degen
Autor
Mehr zum Thema