Sixpack, Teil 5: Schank zum Reichsapfel

Ein einzigartiger Ort mit einer überraschend gut bestückten Weinkarte.

Eine Warnung: Vegetarier oder gar Veganer sind hier falsch. Es sei denn, sie begnügen sich mit Senfgurke und Pfefferoni. Allen anderen Genießern sei dieser einzigartige Ort wärmstens ans Herz gelegt. Ein altes Gasthaus wurde mit enormem Gespür fürs Detail in eine Schank verwandelt, in der jederzeit Hans Moser einen heben und Anton Karas dazu spielen könnte. Die Zutaten für diese Zeitreise: eine alte Lamperie, historisches Mobiliar, groteske Heurigenlampen, ein prächtiger Kachelofen, selbstredend in Betrieb. Echte Glühbirnen spenden schummrig warmtöniges Licht. Gescheite Volksmusik tönt aus einem Kofferradio. Soweit zur Hardware, die Gerald Hammerschmid und Günther Rogatschnig zusammengetragen haben. Die zwei haben sich in den letzten Jahren vor allem in der Barszene hervorgetan. Nun sperrten sie die stimmungsvollste Trinkstube der Stadt auf. Als Unterlage dienen überaus köstliche Spezialitäten der vielfach prämierten Fleischhauer Nötsch aus Puchberg am Schneeberg und Hartl aus Villach, etwa eine geniale Rindfleischsülze, geselchte Hauswurst oder Chili-Grammelschmalz. ­So weit, so fett! Schon die Schankweine (vom Weingut Trapl) müssen sich nicht verstecken. Die wahre Überraschung in diesem vermeintlich antiquierten Ambiente ist aber die Weinkarte. An die achtzig Bouteillen sind gelistet, von klingenden Wachauern über spannende Burgenländer, große deutsche Rieslinge, leistbare Burgunder bis hin zum toskanischen Topwein Monteverro. Cham­pagner von Ayala ist auch im Haus, wie alles wohlfeil kalkuliert. Für die Weinkarte zeichnet Robert Stark, zuletzt Sommelier im »Sinohouse« und »Living­stone«, nun Wien-Repräsentant von »WeinArt« und Freund der zwei Wirte. Eine Eröffnung mit schwerem Kultverdacht.

BEWERTUNG
Alexander Bachl
Essen 42 von 50
Service 15 von 20
Weinkarte 16 von 20
Ambiente 10 von 10
GESAMT 83 von 100

Für dieses Lokal liegt im Falstaff Restaurantguide noch keine Bewertung vor.


Schank zum Reichsapfel
Karmeliterplatz 3
1020 Wien
T: +43/(0)650/981 92 88
Mo.–Sa. 16–24 Uhr
www.zumreichsapfel.at

Text von Alexander Bachl
aus Falstaff 01/14

Alexander Bachl
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