Da wird in einer unprätentiösen, sinnlichen und gescheiten Art und Weise drauflosgekocht, dass man gar nicht weiß, was man zuerst bestellen soll.
Namen, Namen, Namen. Schon lange nicht wurden anlässlich einer Eröffnung der Öffentlichkeit so viele Menschen als Mitwirkende kundgetan. Ex-IT-Unternehmer Andreas Wiesmüller ist Patron. Javier Mancilla erfand u. a. das Wanderprojekt »Betonküche« und wirkt als »Creative Director«. Peter Fallnbügl gibt den Koch, zuvor war er an internationalen Promi-Adressen und im Volksgarten-Pavillon. Und Rainer Stranzinger, Spitzenkoch im »Tanglberg« in Vorchdorf, macht den Berater. Das seltsamste bleibt der Name des Lokals, »Heuer« soll irgendwas mit zeitlicher Veränderung zu tun haben, oder so. Optisch wurde das zuletzt von Bernd Schlacher halbherzig betriebene »Kunsthallencafé« attraktiv aufgemöbelt. Viel Grips und Geld also für ein Lokal, das bislang eher für Trinken als für Genuss stand. Doch das »Heuer« ist gerade die Überraschung der Saison. Da wird in einer unprätentiösen, sinnlichen und gescheiten Art und Weise drauflosgekocht, dass man gar nicht weiß, was man zuerst bestellen soll. Rote Rübe aus Schöngrabern wird schlicht in der Folie gegart und mit Fleur de Sel und Waldviertler Graumohnsenf serviert. Ganz pur, ganz köstlich. Der ganz frisch geräucherte Saibling aus dem hauseigenen Smoker kommt in Butterpapier mit Zeitung außenrum auf den Tisch, dazu gibt’s (ziemlich wenig) Apfel-Radi-Salat auf Schwarzbrot. Lammzunge aus dem Rauch mit braisiertem Chicorée, Wildkräutersalat und Salzrhabarber – gar köstlich. Man darf gespannt sein, ob diese Küche mit dieser ideenreichen und verblüffend innereienreichen Karte dauerhaft bei der Karlsplatz-Klientel punkten kann. Ein Glas Champagner auf diesen Ort – mit € 8,– für den sehr guten Zweitsprudel aus dem Haus Billecart-Salmon eine wohlfeile Sache.
BEWERTUNG
Alexander Bachl
Essen 44 von 50
Service 15 von 20
Weinkarte 15 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 82 von 100
€
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Heuer am Karlsplatz
Treitlstraße 2
1040 Wien
T: +43/(0)1/890 05 90
Mo.–So. 9–2 Uhr
www.heuer-amkarlsplatz.com
Text von Alexander Bachl
aus Falstaff 03/2014
