Wo bis vor Kurzem nur Halbpensionsgäste verköstigt wurden, gibt es nun die spannendste Küche am Wolfgangsee.
Eigentlich hätte Maximilian Aichinger lieber weiterhin in Gmunden gewerkt, wo er samt Haus, Frau und Kind sesshaft wurde. Zuvor nahm man ihn u. a. im Salzburger »Magazin« oder im »Artner« in Wien wahr. Zuletzt kochte er forciert und kompliziert im Gmundner »Freisitz Roith«. Dort ist nach einer Neuübernahme das Niveau ein anderes geworden (Falstaff berichtete). Aichinger pendelt nun täglich vom Traunsee an den Wolfgangsee, wo er im bezaubernden »Landhaus zu Appesbach« die Küche übernahm. Die 1912 erbaute einstige Privatvilla ist ein Juwel unter den Hotels des Salzkammerguts und liegt abseits des St. Wolfganger Rummels in einem parkartigen Anwesen direkt am See. Wo bis vor Kurzem nur Halbpensionsgäste verköstigt wurden, gibt es nun die spannendste Küche an diesem kulinarisch eher verschlafenen Gewässer. Aichinger hat sich der entrückten Atmosphäre des Hauses angepasst und geht entspannter ans Werk. Terrinen tut sich leider fast kein Koch mehr an, hier gibt es eine fantastisch gesulzte Spielart mit Spanferkelbackerln und Gänseleberstücken. Festfleischiges Filet vom Zander – dezent aromatisiert vom Confieren in Tahitivanille – kommt mit Nussbutterschaum, Sellerie und gebackenen Bauerntopfengnocchi. Und ein mürbes Hochlandbeiried brät Aichinger »rückwärts«, also erst bei Niedertemperatur im Ganzen im Rohr und dann ganz kurz in der Pfanne. Das Ergebnis überzeugt, samt Spargel und geröstetem Madeira-Leinsamenjus. Die Restaurantleiterin versteht sich darauf, auch bei ortstypischem Schnürlregen die Stimmung am Lodern zu halten. Und die kleine, aber sehr feine und wohlfeile Weinauswahl trägt auch das Ihre zum Wohlfühlen an diesem sehr speziellen Ort bei.
BEWERTUNG
Alexander Bachl
Essen 45 von 50
Service 17 von 20
Weinkarte 16 von 20
Ambiente 9 von 10
GESAMT 87 von 100
€€
Für dieses Lokal liegt im Falstaff Restaurantguide noch keine Bewertung vor.
Landhaus zu Appesbach
Au 18
5360 St. Wolfgang
T: +43/(0)6138/22 09
Do.–Mo. 12–14 und 18–21 Uhr
www.appesbach.com
Text von Alexander Bachl
Aus Falstaff Nr. 05/2013
