Sixpack, Teil 3: Clementine im Glashaus

Ein neues, wirklich junges Team lüftet im ehemaligen »Basteigarten« sehr wacker kulinarisch durch.

»Jung« ist ein Wort, das mit dem Palais Coburg wohl nun wirklich niemand assoziiert. Das vom überaus wohlhabenden Peter Pühringer revitalisierte Haus umweht eher die Aura der altehrwürdigen Unnahbarkeit. Wer die weitläufige Vorhalle dieses Palastes betritt, wird stets nach dem Begehr gefragt. Man gibt sich nobel und verschlossen.

Als fast schon radikales Kontrastprogramm gibt sich das zum wiederholten Mal neu gestaltete Zweitrestaurant, zuvor »Basteigarten« und quasi die »Economy Class« neben dem »Silvio Nickol« mit seinen First-Class-Tarifen. Als Namensgeberin des Lokals fungiert Prinzessin Clementine d’Orléan, dereinst wohnhaft im Palais und nun in Gestalt eines Ölschinkens zwischen zwei Clementinenbäumchen zugegen. Nur – ein paar Meter neuer Stoff auf sehr alt wirkenden Stühlen und nicht wirklich dazupassende Leuchten von Tom Dixon machen noch kein zeitgenössisches Ambiente. Dennoch trifft man hier plötzlich auf eine junge schicke Klientel, die sich zuvor sicher nicht ins Haus verirrte. Was wohl mit dem neuen, wirklich jungen Team zu tun hat, das hier sehr wacker kulinarisch durchlüftet. Martin Nuart in der Küche und Martin Morolz im Service sind beide 23 und waren zuvor ein paar Jahre nebenan bei ­Nickol in Diensten. Ein Highlight ist etwa der scharf angeflämmte Karfiol mit Madeira­saft, ein paar Tupfern Sauerrahm und Rosinen. Oder butterzartes Huhn mit Pastinaken, Lavendel und Kürbis. Oder richtig saftig ­gebackener Zander mit Fenchel, aromatisiert mit Zitronengras, dazu Kartoffelstampf.

So speist man gern »economy«. Die kleine Weinkarte bietet ein paar nette Optionen, wer Zeit und ein wenig Ahnung hat, greift besser zum Gesamtverzeichnis mit seinen 5000 Optionen.

BEWERTUNG
Alexander Bachl
Essen 44 von 50
Service 16 von 20
Weinkarte 20 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 88 von 100
€€

Für dieses Lokal liegt im Falstaff Restaurantguide noch keine Bewertung vor.

Clementine im Glashaus
Coburgbastei 4
1010 Wien
T: +43/(0)1/518 18 130
Mo.–So. 7–22.30 Uhr
www.palais-coburg.com

Text von Alexander Bachl
aus Falstaff 03/2014

Alexander Bachl
Alexander Bachl
Autor
Mehr zum Thema