Einst kochte Wiegand gerne aufwendig und kompliziert, hier dominieren sympathisch klare Gerichte.
Ganz leicht macht es Oliver Wiegand den Freunden seiner Küche nicht. Egal aus welcher Richtung man den Schildern »Friedrichshof« folgt, man ist stets auf Güterwege von bisweilen erstaunlicher Beschaffenheit angewiesen. Friedrichshof? Da war doch was. In der Tat beherbergte das von Erzherzog Friedrich 1890 gegründete Mustergut ab 1972 die berüchtigte Kommune des Aktionskünstlers Otto Muehl. Heute bewirtschaftet eine Genossenschaft das weitläufige Areal mit Wohnungen, Hotel und einem Restaurant, das Oliver Wiegand nach »Mole West«, »Fossil« und »Zur Blauen Gans« zum vierten Punkt seiner burgenländischen Wanderschaft auserkor. Einst kochte Wiegand gerne aufwendig und kompliziert, hier dominieren sympathisch klare Gerichte. Sein peppig hausgemachter Rollmops »süß-sauer« mit Sojasprossensalat und japanischer Mayonnaise ist einer der wenigen Ausflüge ins nicht so bodenständige Fach. Bries kommt zart gebacken auf Rahmgurken und Dillpesto. In der klaren Rindsuppe, die vor lauter Konzentration ein wenig salzlastig geriet, schwimmen Milzschnitten. Die zarten Tranchen von der geschmorten Kalbsstelze sind von deftigem Kartoffel-Grammel-Püree und ein paar Löfferln Gänselebersauce umgeben. Leichtfüßiger dagegen der gebratene Zander mit Petersilienwurzelcreme, roten Rüben und einem Hauch Wasabi. Adrett angerichtet und erfrischend komponiert dann weiße Schokolade mit Olivenöl, Schokochips und Kirsch-Limetten-Kompott, auch das Somloer Nockerl im Glas ist ganz schnell ausgelöffelt. Die Weinkarte listet sehr viel Burgenland, manch Gutes von Restösterreich und zwei Seiten internationale »Vin nature« von Biodynamie bis Orange.
BEWERTUNG
Alexander Bachl
Essen 44 von 50
Service 16 von 20
Weinkarte 17 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 85 von 100
€€
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Wiegand am Friedrichshof
Römerstraße 2, 2424 Zurndorf
T: +43/(0)2147/7000 600
Mo., Do., Fr., Sa. 11.30–14, 18–22 Uhr, So. 11–17 Uhr
www.wiegand-friedrichshof.at
Text von Alexander Bachl
aus Falstaff 02/2014
