Sideways: Starke Frauen und Glücksritter

Das Rauriser Tal im Nationalpark Hohe Tauern in Salzburg war schon immer ein ­besonderer Ort.

Klare Luft, viel Sonne, gastfreundliche, weltoffene Menschen, unberührte Natur, kulinarische Besonderheiten und atemberaubende Ausblicke: Wer das mag, ist hier richtig. Auf der Karte der Möglichkeiten des Juwels im Pinzgau stehen Goldwaschen in Kolm-Saigurn, Bartgeierbeobachten im Krumltal, Fliegenfischen im Hüttwinklbach, Biken, Skifahren und Wandern im romantischen Seidlwinkltal oder im Rauriser Urwald.

Unsere kulinarische Entdeckungsreise beginnt hoch oben auf der Kalchkendlalm bei Roswi­tha Huber. »Wirklich gutes Brot braucht zum Backen loderndes Feuer«, sagt sie, und wer einmal ihr Brot mit selbst gemachter Butter gekostet hat, der weiß, dass sie recht hat. Die Brotmissionarin hat nicht nur seit vielen Jahren eine Schule auf dem Berg, sondern sie hat auch das Rauriser Brotfest begründet, bei dem Menschen aus ganz Europa zusammen­kommen und Brot im Holzofen backen. Wer bei seinem Besuch auf der Alm den Tag erwischt, an dem sie im offenen Ofen ihren berühmten Schweinsbraten macht, der kommt in den Genuss unverfälschter Geschmackserlebnisse. Und vielleicht ist es ja kein Zufall, dass Brot in dieser rauen Landschaft eine so große Rolle spielt, gibt es doch im ganzen Tal noch 24 Holzöfen, die in Betrieb sind. So findet man auf den bewirtschafteten Almen und in den urigen Gaststuben eine wunderbare Auswahl an würzigen Brotsorten. Und gutes Brot passt zu den bodenständigen Gerichten der Pinzgauer Küche.

Unbedingt probieren: Speckkiachl mit Krautsalat / Foto: www.christinbacher.at

Nicht in Rauris, aber ein Pinzgauer Original: Tresi Bacher / Foto: beigestellt

Wissen Sie, was Erdäpfelnidei sind? Oder wie man Pinzgauer Krapfen zubereitet? Oder dass man dazu Sauerkraut isst? Haben Sie schon Kasnock’n, Kaspressknödl, Pofesen oder Speckkiachl probiert? Ein Ort, an dem man diese Spezialitäten versuchen muss, ist der »Ammererhof«, wo Loisi Tomasek-Mühltaler nach alten Rezepten kocht.

Wer das Glück nicht nur im Gold sucht, der entdeckt am Talschluss in Kolm-Saigurn im »Bodenhaus« kulinarische Schätze, Wildgerichte, saisonale Schmankerln oder Pinzgauer Blattln.

Gehobenes der Extraklasse zaubert der Wirt des Restaurants »Gusto« in Rauris. Auf der Speisekarte von Gregor Langreiter stehen edle Teile vom Pinzgauer Bio-Rind und Pilze aus den heimischen Wäldern neben Seeteufel mit Thaiaromen und Wildgewürzlachs: Tradition und Welt­offenheit ist sein erfolgreiches Küchencredo.

Edle Suppen werden im »Rauriserhof« kredenzt / Foto: beigestellt

»Zur Schütt«: Museale Zeitreise / Foto: beigestellt

Selbst gebrautes Zwickelbier und Liebe zum Detail machen einen Besuch im »Landgasthaus Weixen« zu einem Erlebnis. Die Fische für das Abendessen kann man selbst fangen. Wer dann noch im Gasthof »Zur Schütt« einkehrt, der fühlt sich in eine andere Zeit versetzt und schlemmt zwischen den schönen alten Möbeln pinzgauerisch.

Eingebettet in das imposante Panorama der Hohen Tauern liegt Zell am See, die Bezirkshauptstadt des Pinzgaus. Hier­-her lohnt ein kleiner Ausflug zu Andreas Mayer und seiner kreativen Küche. Kräftige Aromen und künstlerische Momente prägen sein Kochkonzept, mit dem er seine Gäste verzaubert. Eine andere Art der Verzauberung und den Weg immer wert ist ein Besuch bei Tresi Bacher in Stuhlfelden. Pure Frauenpower am lodernden Erlenholzfeuer mit allen Düften der Heimat in der letzten Rauchkuchl Österreichs.

Die Geschichten, die von jeher im Tal daheim waren, bekommen jedes Jahr im Frühling bei den Rauriser Literaturtagen neue Kapitel. Auch sie waren jahrzehntelang von einer Frau geprägt: Brita Steinwendtner. Backkunst, Kochkunst, Literatur – im Rauriser Tal geben oft starke Frauen den Ton an.

Das Rauriser Tal auf einen Blick: die besten Adressen

Text von Ilse FIscher
Aus Falstaff Nr. 02/13

Ilse Fischer
Ilse Fischer
Autorin
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