Sideways: Käser, Köche, Künstler

Trotz viel medialer Aufmerksamkeit ist der Bregenzerwald eine reizende Region geblieben – mit vielen kleinen Betrieben und großer kulinarischer Kompetenz. Mit Falstaff zu den besten Adressen entlang der »Sideways«.

Für einen Geheimtipp zu bekannt, als großer Tourismusmagnet jedoch zu klein – diese Kombination macht den Charme des Bregenzerwalds aus. Und genau darin liegt die Chance der Region.Gerade einmal 30.000 »Wälder« leben in dem abgeschiedenen Tal. Noch vor 40 Jahren waren die Einkommen dort sehr niedrig. Heute sind neben Käsern und Köchen auch Handwerker, Architekten und Künstler durch eine Kombination von Tradition und weltoffener Innovation ­erfolgreich.

Tradition als Landschaftsbild
Wer den Bregenzerwald besucht, bemerkt schnell, dass das Landschaftsbild von Kühen geprägt ist. Dort hat man die traditionelle Art der Bewirtschaftung weitgehend beibehalten – das kommt dem Käse zugute. Die Senner und Hütebuben ziehen im Frühjahr mit den Tieren auf die Maien- und Vorsäße. Sie verarbeiten die begehrte Sommermilch an Ort und Stelle und kehren im September in einem feierlichen Almabtrieb ins Tal zurück. Das Tal lebt nach diesem Rhythmus, seit Schweizer Senner vor über 150 Jahren das Wissen über das Käsen hierher gebracht haben.

Die Küche der Region hat ihren ganz eigenen Charakter: Ausgehend von guten regionalen Produkten, fokussieren die ­meis­ten Köche auf einfache, produktbezogene Gerichte. Rezepte mit Innereien haben ebenso eine lange ­Tradition wie die bekannten Kässpätzle. Die Küche mag unspektakulär erscheinen, sie ist in ­ihrer qualitativen Ausrichtung und Schlichtheit jedoch sehr ehrlich.

Käse als Kernkomponente –
auch in der Küche

Der Kampf um die kulinarische Oberhoheit verdichtete sich jahrelang am Kirchplatz von Schwarzenberg – einmal lag der »Hirschen« vorne, dann wieder der »Adler«. Neuerdings zeigt sich deutlich mehr Diversität. Susanne Kaufmanns Küche in der »Post« in Bezau spielt seit zwei Jahren in der oberen Liga. Das »Schulhus« in Krumbach wirkte als Parade­beispiel für die Entwicklung der Region inspirierend auf das nähere Umfeld. Besonders hochwertige Küche bietet auch der Schwanen
in Bizau. Dort werden nur Produkte aus biologischer Landwirtschaft verarbeitet, und ein Vier-Gänge-Menü nach Hildegard von Bingen ist Teil der ­Halbpension.
Das »Schiff« in Hittisau ist ein gutes Beispiel für einen Betrieb, der sich konsequent, aber leise an hoher Qualität orientiert. Hervorzuheben ist auch das Engagement für Käse.

Beim Käse gibt es im Bregenzerwald generell wieder ­einen Trend zu einem höheren Qualitätsstandard. Nach der Einführung der Käsestraße haben in der ersten Euphorie die Marketingleute ­die Oberhand gewonnen, nun ­fokussieren viele ­Produzenten ­wieder auf eine ­gewissenhaftere Herstellung. »Im ganzen Tal hat sich eine erfreuliche Menge Gaststätten entwickelt, in denen man gut und teils erstaunlich preiswert essen kann«, fasst Herlinde Moosbrugger vom Bregenzerwald Tourismus zusammen. »Weil es hier nur kleine Strukturen gibt, ist die Vielfalt eben umso größer, bei Restaurants ebenso wie bei den Herbergen.«

Die Skigebiete der Region sind von überschaubarer Größe. Umso mehr Möglichkeiten bieten sich für Spaziergänger, Schneewanderer, Tourengeher, Langläufer und Rodler – und auch im Sommer ist der Bregenzerwald
einen Besuch wert.

Tipps: Die besten Adressen des Bregenzerwaldes auf einen Blick

Text von Peter Hämmerle
aus Falstaff 01/12

Peter Hämmerle
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