Sideways: Der Balkon des Dachsteins

Die Ramsau wartet mit traditionellen Gerichten auf und überrascht mit Spezialitäten wie Bisonfleisch.

Es sind schon die »Evangelischen Krapfen« der Ramsau, die die bevorzugte Lage und die Fruchtbarkeit der Region dokumentieren. Im schattigen Enns­tal, das etwa 400 Meter tie­fer liegt, gedieh früher nur Roggen, aus dem man die »Katholischen Krapfen« zubereitete.

Auf dem sonnenverwöhnten Plateau an der Südseite des Dachsteins wuchs auch Weizen, dessen Mehl Süßspeisen viel feiner geraten lässt. In der seit Jahrhunderten protes­tantischen Ramsau wurden daher die Krapfen mit Weizenmehl gebacken, der feine Unterschied wurde genüsslich im Namen der Mehlspeise überliefert.

Eine geführte Dachsteinüberquerung ist ein unvergessliches Erlebnis / Foto: beigestellt

Der »Skywalk« bietet eine atemberaubende Aussicht auf die Ramsau und die Schladminger Tauern / Foto: beigestellt

Wintersport-Eldorado
Heute ist die auf über 1000 Höhenmetern gelegene Ramsau vor allem für nordischen Skisport im Winter und als Wanderparadies im Sommer bekannt. Während der alpinen Ski-WM in Schladming nutzten Gäste wie Athleten die Ramsau als Rückzugsgebiet. Der Dachstein selbst lockt mit dem Gletscherskigebiet, der Eishöhle und dem spektakulären »Skywalk« das ganze Jahr über Gäste an.

Claudia und Georg Berger führen mit dem »Frienerhof« ein Aushängeschild der »Bioniere« / Foto: beigestellt

Ein gepflegter Weinkeller und ein »Schnapsbücherl« zeichnen den Berghof aus / Foto: beigestellt

Uriges Ambiente, rustikale Küche
Ab März ist die beste Zeit für Skitouren – besonders empfehlenswert ist die National-Skitour Nummer eins, eine Dachstein-Überquerung von Ramsau (mit Aufstieghilfe) nach Obertraun. Diese Tour ist sogar für sportliche Alpinskifahrer möglich. Ein wunderschöner Winterspaziergang führt von Vorberg zur 400 Jahre alten Halser Alm. Bequeme Romantiker nehmen den Pferdeschlitten. In der historischen Stube wird eine herzhafte Jause oder der berühmte flambierte Kaiserschmarren serviert. Nur wenige Hundert Meter davon entfernt liegt die Rösteralm, die ebenfalls rustikale Küche und einen herzhaften Zirbenschnaps offeriert.

Bison als besondere Spezialität
Die »Ramsauer Alm« ist ein neu gebautes Hotel und hat mit den vorgenannten historischen Höfen wenig gemein. Allerdings ist sie wegen einer raren Spezia­lität dennoch sehr gefragt: des Prärie-Bisons. Das Filet ist eine Gaumenfreude und wird präzise nach Wunsch gebraten. Bison-Fleisch hat noch dazu weniger Fett und Cholesterin als Hühnerfleisch. Nur leider geht die übrige Küche nicht über das Niveau eines normalen Landgasthauses hinaus, und die Weinauswahl ist schlichtweg enttäu­schend. Weitaus glücklicher macht uns da der Weinkeller des Hotels Berghof, der von Patron Mathias Wieser liebevoll gepflegt wird und auch einige Magnums bietet. Neben der umfassenden Weinkarte gibt es ein originelles »Schnapsbücherl« und eine ambitionierte Küche mit Fohlenfleisch als Spezialität. Das Hotel Ennstalerhof lockt mit regionaler Küche mit Wildgerichten und einem kleinen Weinkeller.

Evangelische Krapfen und Steirerkas sind authentische Köstlichkeiten / Foto: beigestellt

Johanna Maiers Genussimperium liegt nur eine Viertelstunde von der Ramsau entfernt / Foto: beigestellt

Naturverbundenheit auf dem Teller
Die kulinarischen Ambitionen der Ramsauer Wirte sind sehr regional geprägt, und traditionelle Gerichte wie Kasnocken mit Steirerkas, Schafbratl oder »Schwoschz­beemiasl« (Heidelbeermus) spielen eine wichtige Rolle. Wer aber ganz genau wissen möchte, was auf seinen Teller kommt und woher es stammt, der ist bei den »Bionieren« richtig. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von zehn touristischen Betrieben – vom Bauernhof mit Gästezimmern bis zu größeren Hotels –, die sich als Biobetriebe haben zertifizieren lassen. Ein Paradebetrieb ist der Frienerhof von Georg Berger, der nicht nur wunderschön liegt, sondern auch köstliche Schmankerln auf der Sonnenterrasse und in der heimeligen Stube anbietet. Schladminger Biobier und ein ansehnliches Sortiment an Bioweinen sind weitere gute Gründe für einen Besuch. Und wer doch nicht auf internationale Spitzenküche verzichten will, der hat es von der Ramsau nicht weit nach Filzmoos zu Johanna Maier, die man wohl nicht näher vorstellen muss.

Die Ramsau auf einen Blick: die besten Adressen

Text von Bernhard Degen
Aus Falstaff Nr. 01/13

Bernhard Degen
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