Sideways Alpilles und Camargue: Wilder Fenchel und Flamingos

Falstaff entführt Sie in den Süden Frankreichs - zu wilden Stieren, wunderbaren Weinen, duftendem Fenchel und aromatischem Olivenöl.

Arles, die kleine Metropole der Camargue mit ihren besonderen Restaurants und Cafés im historischen Zentrum rund um die antike Arena, mag dem Besucher wie eine große Speisekarte erscheinen. Auf dem Samstagsmarkt locken Berge frischer Krus­tentiere und Fische, dazu Austern und Seeigel auf ihrem Eisbett, bunte Gemüsetürme, farbenfrohe Gewürzstände, köstlich-würzige Charcuterie mit Würsten aus Stierfleisch, scharfen Chilis und knackigen Nüssen. Und auf großen Blechen glänzen die seltenen Schmetterlingsmuscheln (Tellines) in ihrem Sud aus Petersilie, Knoblauch und Öl.

In den kleinen Gassen kommt einem manches spanisch vor – das hat mit dem Stierkampf zu tun, aber auch mit der Nähe zur Grenze, und auf den Tellern der Wirtshäuser findet man ­safrangoldene ­Paellas und scharfe Chorizos im Weinsud. Im »L’atelier de Jean-Luc Rabanel« trifft hohe Kochkunst auf die Produkte aus der Lagune und den Gärten, in Rabanels ­»Bistrot À Côté« genießt man saisonale Kreationen zu fairen Preisen, die Brandade im Kupfertopf zum Beispiel, eine wahre Sinfonie
aus Stockfisch, Kartoffeln und Kräutern.

Und im »La Mule Blanche« isst man unter den schattigen Bäumen Bistroküche der Extraklasse, einen Schmorbraten von Graden oder zartes Gemüse aus der Crau-Ebene mit fangfrischen Meerbarben.

In der Umgebung von Arles klingen Namen wie Baux de Provence, Maussane les Alpilles, Saint-Rémy oder das einst von dem Dichter Daudet bewohnte Fontvieille nach Idyll und Ferien. Oliven und Wein dominieren Landschaft und Küche. Edel wird es auf den Tellern im »Marc de Passorio«, provenzalisch im »Café de la Fontaine«, raffiniert und authentisch zugleich im »La Cabro d’Or«, ein Erlebnis im »Bistrot du Paradou«, kultig im »L’Industrie«.

Die Arena von Arles ist der Mittelpunkt der lebendigen Stadt / Foto: iStock
Die Arena von Arles ist der Mittelpunkt der lebendigen Stadt.

Tellines sind eine einmalige und rare Delikatesse / Foto: Fotolia
Tellines sind eine einmalige und rare Delikatesse.

Süffige Rosés, erdige Rotweine und frische Weißweine begleiten Geschmackskompositionen, die zu jeder Jahreszeit den Sommer in die Herzen zaubern. Zwischen den Weinstöcken und in den Olivenhainen verbergen sich verwunschene Mas – traditio­nelle Höfe mit Übernachtungsmöglichkeit – und mächtige Châteaux, die zum Verweilen einladen. Be­zau­bernd die einen, mondän die anderen. Wundervoll und ein absoluter Geheimtipp ist das Mas d’Emilie in Fontvieille: Bei Françoise und ­Pascal wird man mit ­offener Herzlichkeit empfangen. Die ent­span­nende Stille wird nur hin und wieder vom Ruf der Zika­den unterbrochen.

In der unendlichen Weite zwischen dem Étang de Vaccarès und den Lagunen um Saintes-Maries-de-la-Mer liegt ein Paradies auf Erden – »La Chassagnette«. Dort kocht der Ducasse-Schüler Armand Arnal mit dem, was das fruchtbare Land in und um seinen magischen Garten zu bieten hat. Und das Ergebnis ist göttlich.

Jean-Luc Rabanel ist ein Meister des einfachen Luxus / Foto: beigestellt
Jean-Luc Rabanel ist ein Meister des einfachen Luxus.

Im Mas d’Emilie findet man Stille im Olivenhain / Foto: beigestellt
Im Mas d’Emilie findet man Stille im Olivenhain.

Artischocken verbinden sich mit Seehecht, zartes Stierfleisch mit Zitrone und Gewürzen, gelackte Aale aus dem Étang mit zart bitteren Kräutern. Über allem liegt der Duft nach wildem Fenchel, der die Alpilles prägt und neben dem Rosmarin zum Inbegriff des Südens wurde. Und dann liegt noch Salz in der Luft, vor allem um Aigues Mortes oder in der Salin de ­Giraud.

Durch die Reisfelder geht es nach Saintes-Maries-de-la-Mer, in die Hauptstadt der Roma, die nicht nur zu ihren Festtagen das Bild bestimmen. In den Gassen gibt es viel Kitsch, aber auch viel Mystisches, in der Krypta die schwarze Madonna in der Hitze Hunderter Kerzen. Auf den Tischen in den Restaurants stehen Fleisch und duftender Reis, köstliche Fischsuppen, Muscheln und frische Austern. Die Flamingos färben die Lagunen rosa, und in den Gläsern schimmert der Rosé der Gegend als perfekter Speisenbegleiter. All das verführt zum Bleiben – oder zumindest zum Wiederkommen.

Tipps: Alpilles-Camargue auf einen Blick

Text von Ilse Fischer
aus Falstaff 04/12

Ilse Fischer
Ilse Fischer
Autorin
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