Shangri-La lässt die Eröffnung in Wien platzen (copy 1)

Schwerer Rückschlag für Österreichs Gastroszene - Joachim Gradwohl und sein Team stehen nach Monaten der Vorbereitungen mit leeren Händen da.

Die Wien-Filiale der internationalen Luxus-Hotelkette Shangri-La stand schon vor der Eröffnung, nun scheint der gesamte Deal geplatzt zu sein. Medieninformationen zufolge habe es massive Unstimmigkeiten zwischen den asiatischen Touristikern und dem Bauträger gegeben. Joachim Gradwohl, der schon seit Monaten an dem geplanten Restaurant arbeitet, wurde von der Entscheidung überrascht. Im Gespräch mit falstaff.at sagte er, dass er erst am Montag vom Rückzug erfahren hat und noch nicht weiß wie es weiter gehen soll. »Diese Woche hätte das Gebäude übergeben werden sollen, aber es gab offenbar noch Mängel«. Welcher Art entzieht sich der Kenntnis des Starkochs. Ganz will er die Hoffnung aber nicht aufgeben, die designierte Belegschaft spekuliert mit einem taktischen Schachzug der Shangri-La Manager. Allerdings dürfte die Gesprächskultur bereits sehr frostig sein, denn laut Gradwohl »läuft alles nur noch über Anwälte«. Die Rechtslage scheint jedenfalls nicht eindeutig, es wird bereits kolportiert, dass eine einseitige Kündigung gar nicht möglich ist.

Fast 200 Mitarbeiter hatte die Hotelkette aus Singapur bereits rekrutiert, viele davon waren sogar schon angestellt, nun soll nichts daraus werden. Joachim Gradwohl war sogar schon als Promotor bei Veranstaltungen unterwegs und servierte Kostproben aus der Wiener Shangri-La Küche. Die es noch nicht offiziell gab und allem Anschein nach nie geben wird. Der internationale Personalvermittler »BlackRock« hat schnell reagiert und will noch im Februar den Großteil der beurlaubten Mitarbeitern vermitteln. Man sei bereits mit Shangri-La und Führungskräften in Kontakt und habe einen eigenen Agenten für die Opfer des geplatzen Deals abgestellt.

Eingangsbereich des »Shangri-La« am 23.2. / Foto: Falstaff, Degen

Grund für den Rückzug der Hotelbetreiber waren offenbar gravierende Differenzen mit dem Bauträger und Immobilienbesitzer, der »Bauträger Austria Immobilien Gmbh« (BAI), die die Vertragskündigung nur lapidar bestätigen wollte. Es gab immer wieder Verzögerungen des Baufortschritts - erster kommunizierter Eröffnungstermin war bereits im Herbst 2010 gewesen. Schuld daran war unter anderem ein Sturm, der einen großen Teil des Gerüsts zerstört hatte.

Für die internationale Luxus-Hotelkette »maßgeschneidert«: Der Barbereich im Wiener Shangri-La als Entwurf/Foto: OTS, beyer.co.at

Jürgen Dörr, der seit Jänner das Shangri-La-Projekt in Wien leitet, sagte gegenüber der »Presse«, dass man versuchen werde, für die bereits beschäftigten Mitarbeiter und all jene, die nun beginnen wollten, andere Stellen und Möglichkeiten zu finden. Da die Vertragskündigung »extrem kurzfristig« war, steht die BAI nun mit einem fast fertigen Hotel da, das ganz auf die Bedürfnisse von Shangri-La maßgeschneidert war. Über andere Betreiber zu reden wäre jetzt jedenfalls verfrüht.

Hier werden keine Gäste einchecken. So hätte die Lobby des Luxushotels aussehen sollen. / Foto: OTS, beyer.co.at

Für die Wiener Gastronomie-Szene ist es jedenfalls ein herber Rückschlag. Feinschmecker hatten sich schon auf ein freundschaftliches Match zwischen Steirereck-Patron Heinz Reitbauer, Silvio Nickol und Joachim Gradwohl gefreut. Nun ruhen die Hoffnungen auf Nickol, der das Restaurant im Palais Coburg Mitte März eröffnen soll.

(von Bernhard Degen)

So hätte das Restaurant im Shangri-La in Wien aussehen sollen/Foto: OTS, beyer.co.at

Bernhard Degen
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