Sechs Jahrgänge Brunello flossen in den Gully

Der erfolgreiche Winzer Gianfranco Soldera wurde Opfer eines »Mafiaaktes«, wie er selbst sagt.

Der Polizei und der Winzerfamilie bot sich ein entsetzlicher Anblick: Der gesamte Keller glich einem »See aus Wein«, wie der italienische Corriere della Sera berichtete. In der Nacht von 2. auf 3. Dezember haben bisher unbekannte Täter am Weingut Case Basse von Gianfranco Soldera sechs komplette Jahrgänge – von 2007 bis 2012 – zerstört. Die Täter waren durch ein Fenster in den Keller eingedrungen und ließen rund 600 Hektoliter Wein aus den Fässern beziehungsweise Tanks aus. Sie hatten es laut Polizei ausschließlich auf den Wein abgesehen, denn es wurde sonst nichts gestohlen oder zerstört.

Unermesslicher wirtschaftlicher Schaden
Gianfranco Soldera selbst bezeichnet die Tat als »Mafiaakt«, während die Polizei von einem Vandalenakt spricht. Solderas Sohn Mauro bestätigt dem Corriere della Sera gegenüber, dass das Weingut zuvor Drohungen erhalten habe. Offensichtlich sollte dem Weingut gezielt Schaden zugefügt werden. Man habe einen unermesslichen wirtschaflichen Schaden erlitten, gebe aber nicht auf. Es werde mit dem Weingut weitergehen und man werde mit aller Kraft und vollem Engagement am Ball bleiben. Gianfranco Soldera kann dabei auch auf die Unterstützung des Consorzio del Brunello di Montalcino zählen, das die 250 Brunello-Poduzenten unter einem Dach vereint. Die Vizepräsidentin Donatella Cinelli Colombini könne sich an keinen vergleichbaren Vorfall in Montalcino erinnern und zeigt sich gegenüber dem Corriere bestürzt und beunruhigt.

Spitzenweine
Soldera zählt zu den berühmtesten Winzern Montalcinos. Nicht die Mengen, sondern die unvergleichliche Qualität seiner Weine machten ihn zu einem der größten Weinbauern der Region. Produziert werden jährlich rund 15.000 Flaschen, die Preise der Spitzenweine liegen zwischen 165 und 170 Euro. Das Weingut Case Basse, das auch Wohnort der Familie ist, liegt eingebettet in Weinberge, umgeben von Olivenbäumen sowie Zypressen – eine Idylle, die nun jäh zerstört wurde.

www.soldera.it

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Marion Topitschnig
Autor
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