Schöner Wohnen auf der Domaine Riberach

Intensive österreichische Beteiligung am innovativen Weinguts- und Hotelprojekt in Südfrankreich.

»Es ist hier wie in der Toskana in den 60er-Jahren, vor der Blüte« schwärmt Moritz Herzog, der Marketing-Beauftragte der burgenländischen Pannobile-Winzer. Sein Engagement in Südfrankreich, nahe der spanischen Grenze, hat aber nichts mit seinem Brotberuf bei den Golser Winzern zu tun. Abgesehen davon, dass es in beiden Fällen um hervorragenden Wein geht. Die Landschaft ist wild-rustikal, die Böden sind steinig bis felsig und in der Luft liegt der Duft frischer Kräuter. In unmittelbarer Nähe ragen die ersten Ausläufer der Pyrenäen in den Himmel und im Osten liegt das Mittelmeer. Die Weingärten waren jahrzehntelang fest in der Hand von großen Genossenschaften, die mit ihrer Massenware aber immer mehr Absatzprobleme bekamen und um die Jahrtausendwende in eine existenzielle Krise schlitterten. Viele Rieden wurden nicht mehr bewirtschaftet und drohten zu verwildern.

Bis zu 100 Jahre alte Reben
Aufgrund der Massen-Ausbeute und der damit einhergehenden dürftigen Qualität des Weines erkannten nur wenige das gewaltige Potenzial der autochthonen Rebsorten und des speziellen Terroirs. Zwei davon waren der Architekt und Weinliebhaber Luc Richard aus Bélesta und der Österreicher Herzog, die nicht zulassen wollten, dass bis zu 100 Jahre alte Rebstöcke gerodet werden sollten. In Jugendfreund Jean Michel Mailloles und dem Önologen Patrick Rodrigues fand er zwei weitere Enthusiasten, die neben Geld auch ihre Talente und ihr Herzblut in ein gemeinsames Projekt investierten: gemeinsam schufen Sie die Domaine Riberach, benannt nach dem historischen Namen von Bélesta.

Riberach © Werk
Bibliothek im Hotel Riberach - die historische Dachkonstruktion wurde erhalten

Zweiter Frühling der Weinbaugemeinde
Die Weine sind tiefgründig und charakteristisch und nach einigen Experimenten haben die Weinfreunde eine Linie gefunden, die Anerkennung von Gastronomen, Journalisten und Wein-Aficionados findet. Über Moritz Herzog, der bei Riberach für den Wein-Export verantwortlich ist, sind die Weine auch in Österreich (bei Wein & Co) erhältlich und stellen eine spannende Abwechslung zum heimischen Angebot dar. Die Domaine Riberach basiert auf einer Kooperative, deren Blütezeit lange vorüber ist. Das Leben der Dorfgemeinschaft von Bélesta fiel mit dem wirtschaftlichen Niedergang des wichtigsten Arbeitgebers immer mehr in einen Dämmerzustand. Schön langsam wird die vernachlässigte Region aber von jungen, zahlungskräftigen Parisern wieder entdeckt und Luc Richard und seine Freunde tragen das Ihre zum zweiten Frühling der Ortschaft Bélesta bei, dessen Dorfcafé nun auch wieder eröffnet wurde. Der Ort war überaltert, aber nun scheint eine Trendwende geschafft, auch die Schulen verzeichnen wieder Zuwächse. Nach den ersten Erfolgen des Weinguts wurde auch das lange geplante Hotelprojekt durch Luc Richard und seine Frau Karin Pühringer umgesetzt und in den dicken Mauern des am Fels gebauten Hauptgebäudes der Kooperative eine stylishe Herberge errichtet.

Nachhaltige Nutzung
Richard und Pühringer / © WerkWein und Menschen haben bezüglich ihres Aufenthalts die gleichen Bedürfnisse: Beide wollen es nicht zu kalt und nicht zu warm. Luc Richard und Partnerin Karin Pühringer nutzten die baulichen Gegebenheiten der Anlage aus dem Jahr 1925 für eine nachhaltige Nutzung einerseits wiederum als Weingut und andererseits als Beherbergungsbetrieb. Im Keller können 14 Grad das ganze Jahr über gehalten werden und auch im Hotel bedarf es keiner Klimaanlage. Der Energieaufwand ist sehr gering und Kühlung bzw. Heizung erfolgen per Wärmetauscher über Kernbohrung, Brunnen und Swimmingpool. Der ursprüngliche Charakter des Gebäudes wurde bewahrt und mit coolem und puristischem Charme aufgewertet. Die ehemaligen Zisternen wurden in Zimmer umfunktioniert, der ursprüngliche Verwendungszweck ist aber bewusst weiterhin erkennbar. Für das nicht unbeträchtliche Investment steht Karin Pühringer (Bild), Tochter des Palais-Coburg-Regenten Peter Pühringer. (Es war übrigens auch im Palais Coburg, wo Moritz Herzog als Restaurantleiter arbeitete und Luc Richard kennen lernte).

Restaurant & Weinangebot
Das Hotel schließt ebenso wie das dazugehörige Restaurant ein touristische Lücke in der wildromantischen Region. Küchenchef Laurent Lemal ist ein Ducasse-Schüler, der vorwiegend mit Zutaten aus der unmittelbaren Umgebung arbeitet. Die Weinkarte umfasst neben den Riberach Weinen (‘Thèse’, ‘Antithèse’ und ‘Hypothèse’ sowie die Cuvée Synthèse’.) 250 Positionen, vorwiegend aus dem Roussillon und dem benachbarten Languedoc, sowie einer kleinen Auswahl aus anderen französichen Regionen und internationalen Weinen. Zielgruppe des Hotels sind junge, urbane Leute aus den Metropolen von Frankreich und England. Aber auch Skandinavier, Deutsche und Österreicher entdecken vereinzelt die Reize von Perpignan, Girona und den etwas abseites gelegenen Gemeinden wie Bélesta. Mit Ryan Air kommt man beispielsweise sehr günstig von Bratislava nach Girona.

Hotel und Weingut Riberach
Zimmerpreise: 120 bis 180 Euro pro Doppelzimmer
2a, rte de Caladroy
66720 Bélesta
www.riberach.com

Bezugsquelle für die Weine: www.weinco.at

(von Bernhard Degen)

Bernhard Degen
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