Perchten: Geister-Vertreiber Die Perchten können einem schon Angst einjagen. Allerdings verjagen sie auch böse Geister.

Perchten: Geister-Vertreiber Die Perchten können einem schon Angst einjagen. Allerdings verjagen sie auch böse Geister.
© Monika Stellmayr

Salzburger Brauchtum

Um Weihnachten und Neujahr hat sich vieles an Brauchtum, Mystik und Aberglauben gehalten. Im 21. Jahrhundert kann man die sagenumwobenen Raunächte aber vor allem zur Besinnung nutzen.

Wer kennt sie nicht, die seit der Kindheit liebgewonnenen Bräuche in der Weihnachtszeit? Da wären etwa der Adventkalender, der die Tage bis zur Nacht der Nächte verkürzt, und die Barbarazweige, am 4. Dezember geschnitten, sollen bis zum Heiligen Abend blühen und Glück bringen. Dann kommen Nikolaus und die Krampusse, und man nähert sich mit Riesenschritten Weihnachten. Diese Wochen davor sind für ganz viele Menschen eine besonders schöne Zeit im Jahres­kreis. Auch wenn im 21. Jahrhundert vieles oft in der Alltagshektik verloren geht, gibt es doch noch die Rückzugsgebiete in die Besinnung und weihnachtliche Stimmung.

Ein Leuchten in den Raunächten

Zu keiner Jahreszeit sind die Nächte dunkler und länger als rund um Weihnachten und den Jahreswechsel. Besonders die »Rau­nächte« sind wichtige Zeiten für altes Brauchtum. Die zwölf Raunächte liegen zwischen Wintersonnwende am 21. Dezember – einst bei den Kelten als Tag des Lichtes gefeiert – und dem Dreikönigstag am 6. Jänner. Die Nacht der Wintersonnwende, die Heilige Nacht, Silvester und die Nacht zum Dreikönigstag sind die vier großen Raunächte.
Der Begriff kommt vermutlich vom Weihrauch, der in dieser Zeit mit verschiedenen Kräutern verräuchert wurde. Heute wie damals hoffen die Menschen, durch das Räuchern Böses abzuwenden. Mit Einbruch der Dunkelheit gehen gerade heute wieder viele mit der Räucherpfanne durch Haus und Hof, um mit Weihrauch oder Myrrhe Geister zu vertreiben und um Schutz und Segen zu bitten. Gerade am Weihnachtsabend sollen alle Geisterwesen eine starke Macht haben und die Tür zur »Anderswelt« weit offen stehen. Die Sonne durchläuft am 24. Dezember ihren tiefsten Punkt im Jahreslauf, um dann mit dem Erscheinen des Sternbilds der Jungfrau wieder aufwärtszusteigen. Diese Nacht steht für Hoffnung, Wiederkehr und Erlösung. Und es ist auch eine Zeit, um sich beim Universum und den Menschen für alles Gute zu bedanken.
Vielfältig sind die Geschichten, die man sich über Übersinnliches in der Heiligen Nacht erzählt. Für wenige Stunden steht dem Menschen der Einblick in die Zukunft offen, und man vermag vielleicht zu erkennen, wie das kommende Jahr werden wird. Man bedient sich dabei oft skurriler Orakelbräuche, aber auch Abwehrriten gegen Geister, Dämonen und die »Wilde Jagd« sind weit verbreitet. Beispiele aus der Geschichtenwelt gefällig?

Die Geschichtenerzähler

Schneidet man als Mädchen in der Heiligen Nacht eine weiße Zwiebel und streut Salz darauf, so werden sich bis zum Morgen die Züge des zukünftigen Gatten darauf abbilden. Zwischen elf und zwölf Uhr soll man in der Weihnachtsnacht den Hühnern Speck zu fressen geben, dann sind sie im nächsten Jahr vor dem Habicht geschützt.
Vor dem Mettengang war es auch üblich, ein am Heiligen Abend gelegtes Ei aufzuschlagen. Nach der Rückkehr von der Mette sieht man in den Topf und deutet die Formen, die das zerronnene Ei bildet. Dem Volksglauben nach kann man in der Heiligen Nacht zudem auch noch die Tiere im Stall und im Wald sprechen hören. Übrigens: Die Raunächte waren für unsere Vorfahren einst heilige Nächte. In ihnen wurde möglichst nicht gearbeitet, sondern gefeiert und mit der Familie oder Freunden gemeinsam Zeit verbracht. Da wären sie wieder, die Rückzugsorte, die Zeit der Stille und der inneren Einkehr. Um diese Zeitqualität für uns wiederzufinden, dafür ist das achtsame Feiern der Raunächte wunderbar geeignet.

Erschienen in
Falstaff Special »Stille Nacht«

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Ilse Fischer
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