Robert Parker verlässt die En Primeur-Bühne

Der Weinguru widmet sich Bordeaux 2012, einem Jahrgang, den Falstaff schon verkostet hat. Bewertungen hier.

Robert Parker Jr, der einflussreichste Weinverkoster der Welt tat gestern offiziell kund, dass er die En Primeur-Verkostung der Bordeauxweine 2014 auslassen und an Neal Martin delegiert hat, der seit 2006 für den Wine Advocate arbeitet. Parker beschäftigt sich stattdessen in der Zwischenzeit mit einer umfangreichen Revision des Jahrgangs 2005 und wird den gefüllten Jahrgang 2012 beleuchten.

Es ist bei aller Wertschätzung für Neal Martin nun schwer zu sagen, welches Gewicht seine »Parker Punkte« auf die Markt- und Preis-Entwicklung der En Primeur-Kampagne haben werden, für die Bordelaiser Winzer, so signalisieren erste Reaktionen vor Ort, ist das keine gute Nachricht – schon gar nicht nach den zähen letzten Kampagnen. Jetzt hatten sie auf ein positives Machtwort des Großmeisters gehofft, dass in Wechselwirkung mit dem starken Dollar den aller Voraussicht ganz ansehnlichen 2014er dem amerikanischen Weinfreund attraktiv gemacht hätte. Jetzt wird man wohl statt dessen bis zur Vinexpo im Juni mit der Preisfindung zuwarten, um dann wieder um einiges teurer als erhofft den Markt zu beglücken.

Falstaff Überblick über 2012
Die Verkostung der Bordeaux-Arrivage (Marktankunft) der 2012er ist auch für Falstaff Weinchefredakteur Peter Moser ein wichtiges Thema, da man erst an Hand der abgefüllten Weine wirklich sagen, wie zutreffend die En Primeur-Prognosen waren. Jetzt haben die Weinfreunde erstmals Zugriff auf die Weine, und können sich immer noch entscheiden, ob sie kaufen wollen oder nicht. Sie haben es nicht mehr mit der »Katze im Sack« zu tun und die Preise sind publiziert und können gut verglichen werden. Peter Moser hat im Jänner 2015 die klassifizierten Gewächse und deren Zweitweine vom Linken Ufer probiert, also jene aus dem Médoc, Graves und die Süßweine aus dem Sauternes.

Vergleich mit Parker
Schließlich wird auch spannend sein, diese Ergebnisse mit jenen zu vergleichen, die Meister Parker in Bälde zu publizieren gedenkt. Die Weine von rechten Ufer werden dann bei Falstaff Mitte Juli zur Verfügung stehen. Davor kommt natürlich bereits im Mai eine umfangreiche Präsentation der Ergebnisse der kommenden En Primeur-Probe der 2014er.

Arrivage-Probe 2012
In Zusammenarbeit mit dem Conseil de Grands Crus Classés wurden die klassifizierten Gewächse des Jahrgangs 2012 im gefüllten Zustand, sowie die meisten Zweitweine überhaupt erstmals probiert. Mit Ausnahme der Erstgewächse erfolgt diese Probe geordnet nach Appellationen in Blindverkostung, um einen möglichst hohen Objektivitätsgrad zu erreichen. Leider gibt es jedes Jahr einige wenige Betriebe, die sich dieser Prozedur nicht unterwerfen wollen, es ist den Weingütern natürlich frei gestellt, sich mit den anderen klassifizierten Weinen messen zu lassen oder nicht. Leider nicht dabei waren La Lagune aus dem Haut-Médoc, Ducru-Beaucaillou und Léoville-Las-Cases aus Saint-Julien und Palmer aus Margaux. Lediglich jahrgangsbedingte Ausfälle gabe es im Bereich der Süßweine in Sauternes: dort entschieden sich die Topbetriebe wie Yquem, Rieussec oder Suduiraut den Jahrgang auszulassen. Hier geht es zu den Ergebnissen (gefüllt verkostet von Peter Moser im Jänner 2015):

  • Blanc du Médoc 2013
  • 
Blanc du Médoc 2012
  • Haut-Médoc
  • Haut-Médoc Zweitweine
  • Margaux
  • Margaux Zweitweine
  • Saint-Julien
  • Saint-Julien Zweitweine
  • Pauillac
  • Pauillac Zweitweine
  • Saint-Estèphe
  • Saint-Estèphe Zweitweine
  • Péssac-Léognan Rouge
  • Péssac-Léognan Blanc
  • Graves Rouge
  • Graves Blanc
  • Sauternes & Barsac
  • Sauternes & Barsac Zweitweine
  • Sauternes : Trockene Weißweine 2011 – 2014

(von Peter Moster)