Riva, la Diva - Mit dem Luxusboot in See stechen

Falstaff präsentiert die ultimativen Stilikonen. Diesmal: Riva. Motorboote im Kielwasser der Träume.

In einer Vollmondnacht im Jahr 1966 buhlte Gunter Sachs um die Gunst der damals begehrtesten Frau der Welt. Rote Rosen ließ der Lebemann aus einem Helikopter auf das südfranzösische Anwesen von Brigitte Bardot regnen. Der Legende nach legte Sachs dann im Smoking mit seinem Riva-Boot am Steg von Bardots Anwesen La Madrague an. Sein Plan ging auf: Die französische Schauspielerin erlag dem deutschen Bonvivant. Fotos, die das strahlende Paar – er in Badehose, sie im Bikini – an Bord eines schnittigen Riva-Boots an der Côte d’Azur zeigen, bezeugten das Glück. So sah also das Dolce Vita aus.

Luxuriöses Kultobjekt
Die schönste Form für das Wasser wurde von Carlo Riva erschaffen. Was Ferrari auf der Straße war, wurde Riva zu Wasser. Enzo Ferrari und Carlo Riva haben Männern zwei wundervolle Spielzeuge geschenkt. Riva-Boote und Ferrari-Sportwagen sind Monumente der Designkunst, betörend in ihren Formen und berauschend in der Geschwindigkeit, Ikonen von erlesenstem Geschmack und luxuriösem Lebensstil.

»Der Amerikaner«

Dolce far niente auf einer­ Riva Tritone aus den 1960er-JahrenCarlo Riva verachtete den Rennsport. Als er die 1842 gegründete Werft von seinem ­Vater Serafino übernahm, erhöhte er die Preise für Rennboote auf das Doppelte – in der Hoffnung, diese Sparte nach und nach still­legen und den Namen Riva als Synonym für die begehrtesten Luxusboote der Hautevolee etablieren zu können. Wegen seiner Ambition, eine industrielle Fertigung aufzuziehen, wurde er von den Bootsbauern der Riva-Werft verächtlich »Der Amerikaner« genannt.Detailversessene PerfektionAls Carlo Riva 1949 im Alter von 27 Jahren den Familienbetrieb übernahm, setzte er seine Vision mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks um. Der Schlüssel dazu: aus­gereifte Technik und die Ästhetik des italienischen Sportwagendesigns. Mit sechs PS-starken Modellen ging er in den Markt: Tritone und Aquarama verfügten über zwei 240 bis 350 PS starke Motoren, Sebino, Florida, Olympic und Ariston waren einmotorige Pleasure-Boats. Der optische Auftritt war nicht minder beeindruckend. Carlo Riva setzte üppige Chromapplikationen bei den Kühllufteinlässen und Bugverstärkungen ein und gab seinen Booten damit einen unverwechselbaren Look. Den Bootskörper modellierte er so lange, bis die Bugwelle ein perfektes V bildete. Der Vorteil war nicht nur optischer Natur – Wasserskifahrer erkannten in den Riva-Yachten sehr bald die idealen Zugmaschinen und Wellenproduzenten. Perfektionist und detailversessen von Natur aus, legte Carlo Riva selbst auf die einheitliche Ausrichtung von Schraubenschlitzen großen Wert.

Unverzichtbares Lieblingsspielzeug
Für die Hochprominenz der Wirtschaftswunderjahre war der Besitz einer Riva-Yacht bald unverzichtbar. Sean Connery, Sophia Loren, Aga Khan, Aristoteles Onassis – sie alle und noch viele mehr aus der Kaste von reich & schön fegten mit ihren Rivas über Seen und Meere oder sonnten sich darauf in den Buchten um Monaco, Porto Cervo und Marbella. Vor allem die zweimotorige Aquarama avancierte zum Lieblingsspielzeug einer hedonistisch begabten Elite.

Aquarama: Boot der ­Begierde aus den ­frühen Tagen – bis heuteAquarama: Boot der ­Begierde aus den ­frühen Tagen – bis heuteKursprognose: steigendDer Handel mit den schwimmenden Old­timern der früheren Bauweise blüht, sie ge­hören zu den gesuchtesten Exemplaren des ­Vintage-Boot-Markts. Für eine kleine Florida (Länge 5,40 m) aus den 1950ern müssen heute an die 60.000 Euro gezahlt werden. Da mit dem Alter auch der Wert der Boote steigt, nehmen Enthusiasten aufwendige Restaurierungen in Kauf und legen für eine Top-Riva bis zu eine Million Euro aus, Kursprognose: steigend. Da einige der für die frühen Boote verwendeten Hölzer heute nicht mehr zu haben sind, wird sich der Preis von Original-Rivas in den nächsten zehn Jahren verdoppeln.Exzellente WertanlageJedes Riva-Boot hat seine eigene Geschichte, und wenn die interessant ist, macht sich dies auch auf dem Preisschild bemerkbar, etwa wenn es einem Prominenten gehört hat. Axel Schmidt, Leiter der gleichnamigen Yacht­akademie und leidenschaftlicher Riva-Besitzer: »Diese Boote sind nicht nur der ­Inbegriff von Schönheit, sondern auch eine exzellente Wertanlage.« Besitzen ist alles, fah­ren ist nebensächlich. So erwarb ein ­Japaner eine mehr als 500.000 Euro teure Aquariva Super, um sie in seinem Garten ­abzustellen. See oder Meer gibt es in der ­Region nicht. Andere Besitzer verwahren ihre Riva unter Dach, nur um hin und ­wieder kurz auf dem Kapitänssitz Platz zu nehmen. Den Kontakt mit Wasser (der ja der Schönheit abträglich sein könnte) wollen sie ihren Booten nicht zumuten.By GucciDas Leben nach dem emotionalen Scheintot kam mit der Übernahme des Alte Zeiten, neue Zeiten. Links eine Vintage-Riva aus den 1960ern. Mit der neuen Aquariva by Gucci soll der Mythos wieder lebendig werdenUnternehmens durch die Werft des chinesischen Shandong-Weichai-Konzerns. Anstelle von stilvollen Booten fertigt Riva seither Großyachten in der Zehn-Millionen-plus-Preisklasse wie beispielsweise die 35 Meter lange 115 Athena.Aber man besinnt sich auch wieder auf den Ursprung der Marke. Anlässlich ihres 90-jährigen Jubiläums im Jahr 2011 initiierte die Modemarke Gucci eine Zusammen­arbeit mit der mit dem Gründungsjahr 1842 noch erheblich traditionsreicheren Riva-Werft. Die daraus ­resultierende Aquariva by Gucci sollte als Botschafterin eines glanzvollen und eleganten Lebensstils fungieren und Erinnerungen an jene Zeiten wecken, in denen Dolce far niente noch ein akzeptiertes Lebensziel war.

Neue Generation - Großes Potenzial
Die Aquariva by Gucci erinnert nicht nur dem Namen nach an die legendäre Aquarama – sie hat möglicherweise auch das Potenzial, den Mythos Riva in eine neue Genera­tion anspruchsvoller Lebensgenießer zu ­tragen. Die Diva unter den Sportbooten ist zurück auf dem Parkett.

Text von Thomas Martinek

Den vollständigen Artikel mit allen Informationen zur Geschichte und den Meisterwerken von Carlo Riva finden Sie im aktuellen Falstaff Nr. 05/2012.

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