Zig Fake-Bewertungen lassen US-Gastronomen zweifeln

Zig Fake-Bewertungen lassen US-Gastronomen zweifeln
Symbolbild © Shutterstock

Review-Bombing: Impfgegner attackieren Restaurants

Weil sie sich und ihre Gäste mit Corona-Maßnahmen schützen wollen, hagelt es für Betriebe in den USA negative Fake-Bewertungen auf Plattformen wie Yelp oder Google.

Es sollte ein sicherer Restart der Gastronomie werden. Doch von manchen Restaurant- und Bar-Betreibern eingeführte Schutzmaßnahmen, kamen bei Impfgegnern nicht so gut an. Während es in Österreich klare Vorschriften wie die »3-G« (wer in ein Restaurant möchte, muss entweder genesen, geimpft oder getestet sein) gibt, regeln Gastronomen in den USA den Zutritt zu ihren Betrieben selbst. Etwa mit Schildern, die darauf hinweisen, dass ausschließlich Geimpfte ins Lokal dürfen, während Nicht-Geimpfte »nur« im Gastgarten Platz nehmen oder das Take-Away-Service nutzen dürfen. Oder aber mit der Unterteilung des Innenbereichs in getrennte Bereiche für Geimpfte und Nicht-Geimpfte.

Hassmails und Fake-Bewertungen

Die Kennzeichnungen der »Mother's Ruin« Bar im New Yorker Stadtteil Manhattan ging viral – und zwar bei Impfgegnern in Europa. In einem Bericht des »MIT Technology Review« erzählt der Eigentümer, dass er binnen kürzester Zeit Hassmails bekam, jemand wünschte ihm sogar, dass seine Bar niederbrennen solle. Und dann kamen die schlechten Bewertungen auf Google und Yelp – zu einem großen Teil von Accounts aus Europa, also von Menschen, die die Bar wohl nicht besucht haben können.  

Erheblicher Schaden

Das Verhalten des so genannten Review-Bombings ist nicht neu, liest man in dem »MIT Technology Review«-Bericht. Bereits vor der Pandemie und währrenddessen – etwa wenn es darum ging, Lokale mit Maskenpflicht zu schädigen – war die Praktik zu beobachten. Nun hat das absichtliche Abgeben schlechter Fake-Bewertungen, um einem Betrieb zu schaden, allerdings eine neue Dimension angenommen. Das Dilemma: Die Bewertungen werden chronologisch gelistet, die jeweils aktuellsten werden potentiellen Gästen als erstes angezeigt. Sind diese schlecht, geht der Gast eben woanders hin. Zudem fallen die betroffenen Betriebe durch die künstlich nach unten gedrückte Gesamtbewertung aus Bestenlisten und Rankings raus. Für Restaurants und Bars, die sich ihre guten Bewertungen oft über Jahre aufgebaut haben, entsteht dadurch neben dem Image- auch ein wirtschaftlicher Schaden. Gerade angesichts der Corona-Krise ist das doppelt bitter.

Mensch vs. Maschine

Darüber, wie die Plattformen Spam- und Fake-Bewertungen umgehen bzw. bereinigen, gibt es seitens der Betreieber keine bzw. keine klaren Auskünfte. Fest steht, dass es keine Verifizierung gibt, ob jemand, der eine Bewertung abgibt, auch tatsächlich vor Ort war. Bei Yelp gibt es laut dem Beitrag im »MIT Technology Review« so genannte »unusual activity alerts«, die die Bewertungsfunktion bei Betrieben sperren, bei denen beispielsweise ungewöhnlich viele Bewertungen binnen kürzester Zeit abgegeben werden. Zudem gibt es laut Yelp-Auskunft Moderatoren, die Fake-Bewertungen aussortieren. Außerdem vertraue man auf Keyword-Filter, allerdings wissen das auch diejenigen, die die Fake-Bewertungen verfassen und »tarnen« diese bzw. vermeiden heikle Phrasen. Experten sind der Ansicht, dass weder Menschen wie Moderatoren oder auch Betroffene, noch Maschinen solche falschen Bewertungen zu 100 Prozent erkennen können.

Seriöse Guides

Bleibt Gästen nur, auf seriöse Quellen zu vertrauen – etwa renomierten Guides wie Michelin auf internationaler oder dem Falstaff Restaurantguide auf nationaler Ebene. Oder zumindest bei Bewertungsplattformen, bei denen der dahinterliegende Prozess nicht klar nachvollziehbar ist, kritisch zu sein. Und oft ist es dann doch am besten, man macht sich selbst ein Bild. Dabei unterstützt man dann außerdem die ohnehin bereits genug gebeutetelte Gastronomie.

Marion Topitschnig
Autor
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