Die »Unterwirtinnen« aus Ebbs freuen sich über einen gut angelaufenen Restart.

Die »Unterwirtinnen« aus Ebbs freuen sich über einen gut angelaufenen Restart.
© Dominik Zwerger

Restart: Danke, dass ihr durchgehalten habt!

Seit mehr als einer Woche ist die Gastronomie in ganz Österreich nach den Corona-bedingten Einschränkungen wieder für Gäste geöffnet. Doch wie geht es den Wirten bis jetzt? Stimmen aus Tirol und Salzburg.

Unzählige Gastronomen haben landesweite Öffnungsschritte lange herbeigesehnt, mit 19. Mai 2021 traten sie nach sieben Monaten Lockdown in Kraft. Seither dürfen Wirte im Innen- und Außenbereich der Lokale wieder ihre Gäste empfangen – aber nur unter bestimmten Auflagen. Der Nachweis von Test, Impfung oder Genesung ist die Zutrittsvoraussetzung in ein Lokal. »Wir können mit den Auflagen gut umgehen, die Größe und Flexibilität des Lokals lässt uns gut arbeiten«, sagen Irmgard Sitzwohl und Elisabeth Geisler aus dem Innsbrucker »Sitzwohl«. Bedenken äußern sie aber hinsichtlich der von 19. Mai bis 10. Juni geltenden Sperrstunde um 22 Uhr. »Das ist die größte Hürde. Obwohl wir bereits um 18 Uhr in den Abendservice starten, ist es fast unmöglich, bis 22 Uhr das Menü fein zu genießen.« Die Rufe nach baldigen Änderungen wurden gehört, Details zu den Lockerungen sollen nach aktuellen Berichten heute bekannt gemacht werden.

»Es ist einfach nur wunderbar, wieder Gastgeber sein zu dürfen.«
Irmgard Sitzwohl und Elisabeth Geisler, »Sitzwohl« Innsbruck

Anderswo in Tirol, im Restaurant »Das Grander« in Wattens und im »Der Unterwirt« in Ebbs, empfand man die frühe Sperrstunde ebenso als Herausforderung. »Die Gäste kommen trotz 17 Uhr Küchenstart erst gegen 18:30 bis 19 Uhr«, beschreibt Thomas Grander. »Die Situation ist sehr belastend für das Personal. Im Herbst war das eine totale körperliche und geistige Zumutung.« Auch Maria Steindl vom »Der Unterwirt« hat die verkürzte Sperrstunde um 22 Uhr in der vergangenen Woche beschäftigt: »Menüs, Weinbegleitung, Service-Zeit am Gast – hier muss straff getaktet werden.« Erfreut seien beide aber über das kooperative Verhalten der Gäste, sie seien alle sehr entspannt. Steindl berichtet darüber hinaus über eine durchwegs positive und ausgelassene Stimmung bei Gästen und Mitarbeitern. So auch im »Sitzwohl«, in dem man sich über einen »wunderbaren Start« mit sehr guter Buchungslage freut. »Unsere Mitarbeiter und wir waren so nervös. Ich hätte nicht gedacht, dass uns diese Pause so aus der Bahn werfen würde«, erzählt Sitzwohl von ihren Erfahrungen. »Aber die ersten glücklichen Gesichter unserer Stammgäste waren so herrlich zu sehen.«

»Die erste Woche war wirklich wunderbar, so viele glückliche Gesichter!«
Andrea Kaiblinger, »Esszimmer« Salzburg

Eine große Erleichterung verspürte man bereits am ersten Tag nach den Öffnungsschritten im Salzburger »Esszimmer«. Andrea Kaiblinger, die sich gemeinsam mit ihrem Partner Andreas Kaiblinger im April 2021 für mehr Perspektiven für die Gastronomie aussprach, schildert: »Als wir am Mittwoch zu Mittag die Tür aufsperrten und die ersten Gäste ins Lokal gekommen sind, waren wir alle sehr andächtig, um nicht zu sagen gerührt. Ich empfand eine unglaubliche Erleichterung bei Gästen und Mitarbeitern und große Freude bei denjenigen, die bedient wurden sowie ein gutes Gefühl, endlich wieder im Einsatz zu sein, bei denjenigen, die bedienten.« Dennoch lässt sie die »große psychische Herausforderung für viele von uns« der vergangenen Monate nicht unter den Tisch fallen, weshalb sich Kaiblinger umso mehr über die Bestätigungen der Gäste, die »ans Herz gehen«, freut: »Die Gäste kommen mit Blumen, Marmeladen und kleinen Geschenken, um uns eine Freude zu machen. Gleichzeitig bedanken sie sich, dass wir noch existieren.« Danke, dass ihr durchgehalten habt, gilt wohl für viele in dieser Branche.

Berührende Abende, disziplinierte Gäste

Unisono bewerten die Wirte die erste Woche des Restarts der Gastronomie als Erfolg, besonders den Gästen müsse man hierbei ein großes Lob und einen Dank aussprechen. Harald Huber aus »Huber’s im Fischerwirt« in Lieferung bei Salzburg teilt seine Freude: »Alle Gäste sind sehr euphorisch, sehr dankbar, diszipliniert, zuvorkommend. Die Regelungen waren überhaupt kein Problem die Gäste waren allesamt wohl vorbereitet.« Mit dieser Aussage gehen auch Michael Naschberger und Milan Hurt aus dem »Tischlerwirt« in Reith bei Kitzbühel d’accord. Ihre Gäste würden, was die Maßnahmen betreffe, perfekt mit ihnen zusammen arbeiten. »Ausnahmen gibt es natürlich immer, aber die sind sehr selten.«

»Die Wiedereröffnung war wie ein Raketenstart.«
Harald Huber, »Huber’s im Fischerwirt« in Liefering

Große Wiedersehensfreude mit sehr disziplinierten Gästen schildert ebenso Sybille Brunnauer aus dem Restaurant »Brunnauer« in Salzburg Stadt, berührende Abende mit vielen Stammgästen bleiben ihr in Erinnerung. Sie stimmt mit Huber aber bezüglich der geltenden Auflagen nicht überein, besonders an den einschränkenden 2-Meter-Tischabständen stößt sie sich. Durch den verringerten Platz kann das »Brunnauer« derzeit nur vier Abende pro Woche öffnen, weshalb die Gastronomin »diesbezüglich auf baldige Lockerungen, zumindest auf die ein Meter Tischabstandsregelung« hofft. Weniger straffe Regelungen würden auch die Kommunikation mit den Gästen erleichtern, die nach Steindl derzeit aufwendiger ist: »Es wird mehrfach rückgefragt, bis eine Buchung oder eine Reservierung tatsächlich gemacht wird.« Dahingehend äußert auch Brunnauer einen Wunsch für die Zukunft: »Wir wünschen uns, dass die Administration und Bürokratie so einfach wie möglich gehalten wird, damit wir uns um unsere Hauptarbeiten kümmern können, insbesondere um unsere Gäste.«

Optimistische Blicke in die Zukunft

Im Klartext: Wie steht es nun um die Gastronomen in den westlichen Bundesländern Tirol und Salzburg und was erwarten sie sich von der Zukunft? »Wir haben die erste Woche richtig toll erlebt – viel Verständnis und Miteinander, Vorfreude und gleichzeitig spannend«, zeigt sich Nicole Schinwald aus dem »Riedenburg« in Salzburg Stadt begeistert. »Alles in allem sehr, sehr positiv und erfreulich!« Die erste Woche hat Huber dazu veranlasst, optimistisch in die Zukunft schauen: »Wir sind überzeugt, dass wir aus dieser Krise gestärkt, mit einer anderer Sichtweise und Dankbarkeit herausgehen werden.« Irmgard Sitzwohl und Elisabeth Geisler schlagen in dieselbe Kerbe und freuen sich »auf entspannte Gäste, motivierte Mitarbeiter und eine Zeit, in der es wieder mehr um den Mitmenschen geht und sich nicht jedes Gespräch zwangsläufig um Corona dreht.«

»Die Leute waren einfach heiß auf das Wirtshaus.«
Michael Naschberger, »Tischlerwirt« Reith bei Kitzbühel

Apropos Personal: »Die Personalsituation hat sich natürlich noch mehr verschlechtert, man bekommt keine Fachkräfte mehr«, wird Thomas Grander aus dem gleichnamigen Restaurant nachdenklich. »Für die Zukunft mache ich mir persönlich für meinen Betrieb keine Sorgen, aber ich denke, es werden viele Betriebe schließen müssen.« Im Jahr 2021 sieht auch Steindl eine große Herausforderung mit ganz spezifischen Ansprüchen. Die Planungssicherheit sei eher gering, es werde kurzfristiger gebucht. Aber: »Grundsätzlich sind wir davon überzeugt, dass die Genuss- und Reiselust der Menschen ungebrochen ist«, betont die Tiroler Gastwirtin. Gleichermaßen sieht  ihre Salzburger Branchen-Kollegin Kaiblinger die bevorstehende Zeit und gibt einen Rat: »Es kommt, wie es kommt und wir werden uns darauf einstellen. Das ist mit Sicherheit auch die Herausforderung unserer Zeit – flexibel zu bleiben.« Und was sagt man in Reith bei Kitzbühel zu den nächsten Monaten? »Wir glauben, es kommt ein extrem guter Sommer auf uns zu«, schließt Naschberger. Wünschenswert, dass er recht behält.

Alexandra Embacher
Alexandra Embacher
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