Wolfgang Renner ist Önologe und im Landwirtschaftlichen Versuchszentrum Steiermark Trainer in der Erwachsenenbildung.

Wolfgang Renner ist Önologe und im Landwirtschaftlichen Versuchszentrum Steiermark Trainer in der Erwachsenenbildung.
© www.fotofurgler.com

Renner: »Das Zeitfenster ist so günstig wie noch nie.«

PROFI sprach mit Wolfgang Renner, Önologe und in der Versuchsstation für Obst- und Weinbau Haidegg Trainer in der Erwachsenenbildung, über »PiWi«, eine pilzwiderstandsfähige Rebsorte.

»PiWi« ist eine sogenannte pilzwiderstandsfähige Rebsorte. Also eine Sorte, die genetisch gegen die gefährlichsten Feinde des Weinbaus, den Echten und den Falschen Mehltau, abgesichert ist. Zwei Pilzkrankheiten, die im schlimmsten Fall die ganze Ernte vernichten können, gäbe es da nicht Pestizide, chemisch-synthetische im konventionellen Weinbau und deren Alternativen im biologischen Weinbau, von denen vor allem Kupfer zu nennen ist.

Profi: Wie definieren Sie den Vorteil von »PiWis«?
Wolfgang Renner: »PiWis« sind ökologisch nachhaltig, die Pflanzenschutzintensität kann durchschnittlich um 70 Prozent reduziert werden. Das heißt, wesentlich weniger Durchfahrten mit dem Traktor, signifikant weniger CO2-Ausstoß und viel weniger applizierte Pflanzenschutzmittel. Die für »PiWis« meist verwendeten Mittel stammen aus dem Bio-Weinbau und sind nicht chemisch-synthetischer Natur! Daraus ergibt sich auch eine ökonomische Nachhaltigkeit, denn auch die Maschinen-, Mittel- und Personalkosten werden somit deutlich gesenkt.

Als dritten Vorteil sehe ich die »soziale« Nachhaltigkeit. Weniger Spritzmittel bedeutet auch geringerer Kontakt für den Anwender, außerdem muss im Steillagenweinbau nicht bei rutschigen Bodenverhältnissen nach Niederschlägen gefahren und die Gesundheit riskiert werden, um enge Spritzintervalle sicherzustellen.

»›PiWis‹ funktionieren im Weingarten, in der Traubenproduktion. Sie erreichen mittlerweile eine hohe Qualität im Glas, das zeigen Vergleichsverkostungen und Wettbewerbe.«
Wolfgang Renner, Önologe

Wie kann man dem Gast »PiWis« näher bringen?
Mit ganz viel Kommunikation. Erklärungen, Erklärungen, Erklärungen! Probieren lassen! Am besten mit Blindverkostungen. Die Weinbranche ist leider (oder auch Gott sei Dank) konservativ, Veränderungen werden nur langsam angenommen. Der Blaue Zweigelt brauchte fast 80 Jahre von der Kreuzung weg bis er die Haupt-Rotweinsorte Österreichs wurde! Die Gastronomie sollte den Mut haben, auch mal »PiWis« als »Wein der Woche« anzubieten oder spezielle Menübegleitungen zu arrangieren. In einigen Sommelierkursen in Österreich wird bereits vorsichtig das Thema »PiWi« gelehrt, diese meist jungen Menschen sind offen für Neuigkeiten.

Was sind die Chancen von »PiWi«?
Sie funktionieren im Weingarten, in der Traubenproduktion. Sie haben mittlerweile hohe Qualität im Glas, das beweisen viele Vergleichsverkostungen und Wettbewerbe (z. B. internationaler »PiWi«-Weinpreis oder neue/innovative Rebsorten von »PiWi« Österreich). Das Zeitfenster ist so günstig wie noch nie.

»Green Deal« und »Farm to Fork« streben nach eklatanten und »ehrlichen« Reduktionen der Pflanzenschutz- und Düngemittel. Die Konsumenten werden immer sensibler. Eine besondere Chance stellen »PiWis« für den Bio-Weinbau in humiden Weinbauregionen dar, wo in manchen Jahren sogar öfters für den Pflanzenschutz durchgefahren werden muss, als im konventionellen Weinbau (weil die ausgebrachten Bio-Mittel zum Teil geringere Wirksamkeiten haben).

sommelierunion.at

Alexandra Gorsche
Alexandra Gorsche
Herausgeberin Profi
Mehr entdecken
Mehr zum Thema