Prominente bei ihren Lieblings-Heurigen

Wein ohne Heurigen oder Buschen­schank ist wie Sommer ohne Sonne. Falstaff begleitete prominente Gourmets zu ihren Lieblings­plätzen und philosophierte mit ihnen über das Kulturgut Heurigen.

Für Harald Krassnitzer ist es bei Ausflügen in österreichische Weingegenden seit ­jeher sozusagen Pflicht und Kür zugleich, einem Heurigen einen Besuch abzustatten. Denn schließlich, so der erfolgreiche Schauspieler, sei der Heurige ein heimisches Kulturgut, wie in Italien die Osterien, in denen die Mamas kochen. »Hier in Oggau kocht auch eine Mama, aber eine junge und fesche«, lacht Harald Krassnitzer und zwinkert Stephanie Eselböck-Tscheppe, der Hausherrin des Guts Oggau, freundschaftlich zu. Als das junge Paar Eduard Tscheppe und Stephanie Eselböck vor vier Jahren ein altes Gut kaufte, stand erst mal der Wein im Vordergrund. Freunde überzeugten die beiden drei Jahre später aber, die wunderschöne Struktur des Hauses für alle zu öffnen, und bald war die Idee eines Heurigen geboren.  Irgendwann trug es den Schauspieler zwischen Dreharbeiten an diesen besonderen Ort, und er entdeckte ein Juwel. Nichts scheint auf den ers­ten Blick so wie in einem klassischen, urtümlichen Heurigen. Eine beinahe loungeartige, chillige Atmosphäre empfängt einen. Geschmackvoll, zurückhaltend, jung und trotzdem unglaublich authentisch zeigt das Paar, wie ein Heuriger heutzutage auch sein kann.

Rachinger liebt den Blick vom »Sirbu« auf die umliegenden Weingärten
Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen NationalJohanna Rachingerbibliothek,   besucht Heurige gerne mit Freunden, Geschäftspartnern aus dem Ausland oder auch in trauter Zweisamkeit mit ihrem Mann. »Für mich ist der Heurige ein Ort der Entspannung, an dem der Stress des Tages von einem abfällt. Das hat auch damit zu tun, dass man das schnelllebige Stadtzentrum hinter sich lässt und eine völlig andere, friedliche Welt betritt.«  Am liebsten zieht es sie zum »Sirbu« auf den Kahlenberg: »Diese Landschaft mit den vielen Rieden am Nussberg und am Kahlenberg ist traumhaft, da gehe ich auch gerne mit meinem Mann spazieren, das ist die pure Erholung.« . 

Simonischek schätzt die vorzüglichen Weine der Familie Brunner
Bereits vor zwanzig Jahren kehrte ­Peter Simonischek mit seinen Eltern regelmäßig bei der Buschenschank der Familie Brunner im steirischen Kleegraben bei Ilz ein. Und es war wohl nicht nur der spektakuläre Blick über die Weingärten bis hin zur Riegersburg, der Familie Simonischek hier viele lauschige Abende verbringen ließ.  Simonischek»Hier ist einfach alles top gepflegt, alle behandeln einen wie einen Freund, und das Essen ist einfach großartig. Das Beste ist aber, dass die Weine nicht nach elendem Buschenschank-Sauerampfer schmecken, sondern einfach tolle, angenehme, elegante und gleichzeitig süffige Weine sind«, weiß Simonischek. Seit über dreißig Jahren gibt es den »Weinhof Brunner« bereits. »Eigentlich war der Hof nur ein kleines Kellerstöckel«, erzählt der Hausherr. Also ein Weinkeller in einer für die Gegend so typischen sehr steilen Hanglage. Es soll ja, so der Weinbauer, in der Oststeiermark mehr als 3500 Hektar Weingärten gegeben haben. Mittlerweile zu einem stattlichen Betrieb angewachsen, setzt das Familienunternehmen auf echte Buschen­schank­tradition. In einer original steirischen Buschenschank wird – im Gegensatz zu vielen Wiener Heurigen – am Tisch serviert, und der Gast muss sich seine Verpflegung nicht vom Buffet holen. Außerdem stammen die ausgeschenk­ten Weine selbstverständlich aus eigener Erzeugung, und das Speisenangebot ist ausschließlich kalt – was natürlich nicht heißt, dass die Leckereien, die da auf den Teller kommen, nicht, wie es sich gehört, deftig und würzig sind.

Für Wagner-Bacher ist eine frische und regionale Küche wichtig
Lisl Wagner-Bacher, Patronin und Küchenchefin im »Landhaus Bacher«, urteilt sehr kritisch: »Für mich muss ein Heuriger ganz traditionell sein, da braucht es kein Chichi. Das beginnt für mich damit, dass der Chef selbst seine Gäs­te bewirtet. Alle Wagner-BacherLebensmittel und Speisen sollten aus der Region und möglichst frisch sein. Wenn ich sehe, dass Convenience-Ware angeboten wird, dann ist das für mich kein echter Heuriger.« Der Lieblingsheurige von Lisl Wagner-Bacher, der Heurige von Bernd Pulker in Rossatz-Rührsdorf am südlichen Donauufer der Wachau, erfüllt ihre Qualitätsansprüche in mannigfaltiger Art. Der Ausblick über die Donau auf die berühmten Rieden Achleiten und Klaus bei Weißenkirchen ist wunderbar, die Terrasse selbst steht mitten in Pulkers Weingarten. Küche und Service lassen nichts zu wünschen übrig. »Ich arbeite mit einem Schweinebauern zusammen, da bekomme ich die besten Stückerln. Ich sure und brate das Fleisch selbst. Aufstriche, Bratlfett und Verhackerts macht meine Oma. Für unseren Wein bin ich selbst zuständig.« Damit trifft er genau den Geschmack seiner prominenten Kollegin: »Das Einfache mit Liebe und Können umzusetzen«, so Lisl Wagner-Bacher, »das liebe ich an einem Heurigen.«

Einladende Fotos von den pittoresken Heurigen mit den prominenten Besuchern in obiger Fotostrecke unter »Alle Fotos«.

von Heidi Mayrhofer und Klaus Buttenhauser

Die vollständigen Interviews finden Sie in Falstaff 05/2010

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