Produkttest – Vanilleeis: Vanille eiskalt erwischt

Eine Fachjury hat Vanilleeis aus dem Supermarkt getestet und fand viele Proben zu künstlich, zu süß und zu fett. Es waren aber auch stimmige Produkte darunter.

Vanilleeis ist die beliebteste Eissorte Österreichs und eine dankbare Basis für vielfältige Dessertkrea­tionen. Egal ob klassisch mit frischen Beeren oder etwas ausgefallener mit schwarzen Nüssen oder Kürbiskernöl, es ist rasch und unkompliziert angerichtet. Vanilleeis gehört zum Standardrepertoire eines jeden Supermarktes, weist aber erstaunliche Preis- und Qualitätsunterschiede auf.

Nur wenige Produkte sind noch zur Gänze mit echter Vanille aromatisiert, es lohnt sich, die Zutatenliste genau zu lesen: Idealerweise steht da schlicht »Vanille« oder »Vanilleschoten«. Häufig wird der Terminus »natürliches (Bourbon-)Vanillearoma« verwendet. Dabei müssen die Aromen zu mindestens 95 Prozent tatsächlich aus der Vanillepflanze gewonnen werden. Skepsis ist bei den Bezeichnungen »naturidentisches Aroma« oder »mit Vanillegeschmack« angebracht: ­Übersetzt heißt das, dass natürlich vor­kommende Stoffe »nachgebaut« wurden, also im Labor entstanden sind. Und bei schwarzen Pünktchen im Eis handelt es sich nicht automatisch um frisches Mark der Vanilleschote, oft wird hier die ganze Schote gemahlen, was nicht so geschmacksintensiv ist. Ein gutes Vanilleeis kommt mit Milch, Zucker, Eigelb und Vanille aus. Tatsächlich wird das Eis aber oft mit vielen anderen Zusatzstoffen gepimpt: Pflanzenfett, Butterfett, Carotin-Farbstoffe, Verdickungsmittel und vieles mehr. Obwohl wir in Österreich auf die hervorragende Milchqualität stolz sein können, werden für die Herstellung von Speiseeis fast nur Milch bzw. Milchprodukte aus dem Ausland verwendet. Wer Wert darauf legt, dass die Hauptzutaten aus Österreich kommen, sollte nach dem AMA-Gütesiegel Ausschau halten.

Da die Auswahl an Vanilleeis riesig ist, haben wir wieder die führenden Supermärkte gebeten, je ein Produkt zu nominieren. Die kompetente Fachjury, bestehend aus Köchen, Sommeliers und Eisprofis, hat in der Blindverkostung Optik, Geruch, Geschmack und Konsistenz beurteilt. Sommelier Steve Breitzke resümierte treffend, dass jene Proben, deren Farbe die intensivsten Gelbtöne aufwiesen, auch am künstlichsten geschmeckt haben. Die Hauptkritikpunkte waren, dass das Vanillearoma in vielen Fällen zu aufdringlich und die Konsistenz zu mollig und zu fett war.

Text von Bernhard Degen
Aus Falstaff Nr. 05/2013

Bernhard Degen
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