Der niederösterreichische Winzer Johannes Pitnauer spricht im Interview über Trends in der Weinbranche und Herausforderungen eines Kellermeisters.
Profi: Worauf legen Sie beim Weinbau wert?
Johannes Pitnauer: Das Wichtigste für mich beim Weinbau sind die Menschen, für die ich produziere. Unsere Produkte sollen Lebensfreude verbreiten und bewusst konsumiert werden. Authentische, leistbare Weine produzieren, für Menschen, die sie mit dem ganzen Herzen genießen und trinken, das ist mir wichtig!
Was sind die Aushängeschilder Ihres Weinguts?
Unser wichtigster Wein ist der Zweigelt Bienenfresser. Der Name kommt von einem afrikanischen Zugvogel, der Mitte der 80er-Jahre in unserer Region aufgetaucht ist. Meine Eltern haben damals mit Rotweinen experimentiert und haben eine Galionsfigur gebraucht. Der Zugvogel war perfekt. Er signalisiert warmes Klima, spezielle Böden und ein wenig Exotik. Um diesen Wein herum wurde das Weingut Pitnauer über 35 Jahre lang aufgebaut.
Trends 2021 – Wohin entwickelt sich die Weinbranche Ihrer Meinung nach?
Es gibt viele neue Strömungen, die ihren Einfluss auch vom konventionellen Weinbau haben. Zum Beispiel die Barrique Weine, Orange Wein oder schwefelarme Produktion – all das beeinflusst die Gesamtströmung. Der Trend sind wiederkehrende Prozesse. Es gibt sehr viele Neuentwicklungen, aber auch neues Bewusstsein für traditionelle, althergebrachte Abläufe. Diese Dinge bilden einen ganz eigenen, spannenden Kreislauf. Dieses Wechselspiel ist mein Trend 2021.
Was sind die größten Herausforderungen eines Kellermeisters?
Definitiv das Wetter. Es hat schon immer Frostschäden oder zu viel Hitze und Sonnenbrand gegeben. Aber die Häufung und der starke Wechsel – das ist neu. Diese Extreme fordern uns. Weinbau findet man auf der ganzen Welt. Wenn man etwas Gutes herausholen will, muss man sich Gedanken machen, wie man die Rebe an das Klima, den Boden, die Lage, den Standort anpasst.
Man hat sich so auf die Erziehungsmaßnahmen fixiert, dass man diese Formen nicht mehr hinterfragt. Wenn man im Keller einen Wein hat, der von Jahr zu Jahr weniger Säure hat, dann sollte man sich überlegen, ob man an diesem Bewirtschaftungs-Dogma aus den 90ern wirklich noch festhalten sollte. Man muss immer für Veränderungen bereit sein!
Wie kommt Ihr Webshop bei den Kunden an?
Wir bekommen sehr viele Anfragen. Wir haben gleich auf kostenfreie Zustellung in Österreich und Deutschland umgestellt. Es gibt bei uns auch noch 10 Prozent Rabatt, wenn jemand bei uns direkt online bezahlt.
