Johannes Pfefferkorn, Unternehmer aus Überzeugung und Gastgeber aus Leidenschaft.

Johannes Pfefferkorn, Unternehmer aus Überzeugung und Gastgeber aus Leidenschaft.
© Robert Stocker

Pfefferkorn: »Es ist wichtig, dass sich die Menschen impfen lassen.«

Der Vorarlberger Hotelier (»Die Krone von Lech« und »Tannbergerhof«) blickt im Grunde sehr positiv auf den kommenden Winter, es werde eine gute Wintersaison werden. Voraussetzung: Eine ausreichend hohe Impfrate.

Welche Benefits für Mitarbeiter in Ihren Hotels sind für Sie Pflicht?
Leistungsgerechte Entlohnung ist ein Muss. Gleichstellung ist bei uns eine Selbstverständlichkeit. Wir haben keine Einkommensschere zwischen Männer und Frauen.
Alle Mitarbeiter werden von uns kostenlos untergebracht, in Top-Mitarbeiterhäusern. Wir haben seit 2005 drei neue Mitarbeiterhäuser für die »Krone« und den »Tannbergerhof« gebaut. Die sind alle auf einem Top-Niveau, man kann sie mit einer guten Frühstückspension vergleichen. Der Mitarbeiter muss sich wohlfühlen. Es gibt aber auch Orts-Benefits: Skikarte zum halben Preis, Saisonkarte für den Sportpark Lech. Ganz wichtig ist auch die Flexibilität bei den Arbeitszeiten, wir entscheiden im Team und bleiben flexibel.

Was können wir tun, um die Branche wieder attraktiver für den Nachwuchs zu machen?
Wir in Vorarlberg gehen in der Tourismusausbildung mit der »Gast« einen eigenen Weg. Das ist eine duale Ausbildung von Lehre und Schule mit einem Auslandspraktikum und einem Betriebswechsel. Ich glaube, wir müssen uns selbst in die Pflicht nehmen. Wir können nicht nur jammern, dass wir keine Mitarbeiter haben. Es gibt immer weniger Betriebe, die Lehrlinge ausbilden. Wir spüren aber gerade, dass die Lehre eine Renaissance bekommt, auch die Lehre mit Matura.

»Wir müssen bei der Ausbildung ansetzen, dann wird der Job im Tourismus attraktiver.«
Johannes Pfefferkorn, Hotelier »Die Krone von Lech«

Denn auch als Saisonbetrieb, wie die »Krone« einer ist, ist es möglich, Lehrlinge super auszubilden, wenn die schulischen Zeiten flexibler werden. Wir müssen bei der Ausbildung ansetzen, dann wird der Job im Tourismus attraktiver. Man muss auch hervorheben, welche Möglichkeiten man in der Europäischen Union als Koch aus einem guten Haus hat. Ich kann die ganze Welt bereisen! Und man darf nie vergessen: Man hat die Ehre an einem Platz zu arbeiten, wo andere die wertvollste Zeit ihres Lebens verbringen. Man genießt das ja auch als Mitarbeiter.

Wie blicken Sie in die Zukunft?
Auf den kommenden Winter eigentlich sehr positiv. Es wird eine gute Wintersaison werden. Wenn auch es noch einen bis zwei Winter brauchen wird, bis man wieder dort ist, wo man war. Es ist wichtig, dass sich die Menschen impfen lassen. Wir müssen wegkommen von den Beschränkungen und lernen mit Corona zu leben – auch verantwortungsbewusster damit umgehen, weil es uns möglicherweise unser Leben lang begleiten wird.

kronelech.at
tannbergerhof.com

Profi: Seit 1865 ist das Romantik Hotel »Die Krone von Lech« in Besitz der Familie Pfefferkorn. Von der einfachen Gaststätte zum Fünf-Sterne-Hotel. Wie lautet Ihr Erfolgsrezept?
Johannes Pfefferkorn: Ich glaube, das Entscheidende ist, wenn man die Chance hat, so einen Betrieb in fünfter Generation zu übernehmen, Tradition nicht als Ballast und Stillstand zu empfinden, sondern Tradition als Auftrag für Weiterentwicklung und Innovation zu sehen. Denn nur aus Innovation entsteht Tradition – durch Veränderung und Erneuerung, durch ein ständiges In-Bewegung-Sein. Entscheidend ist, dass man immer an die Wurzeln denkt, daran, wo man herkommt.

Das ist bei uns das alpine Dorf, das sich zum Wintersport-Ort von internationalem Ruf entwickelt hat. Für mich ist es wichtig, gewisse Werte zu erhalten. Diese Werte zeigen sich bei uns in der Architektur, im Stil des Hauses, aber auch und vor allem in unserem auf Humanität und Wertschätzung basierenden Umgang mit Mitarbeitern, den Lieferanten, mit unseren Partnern und mit den Gästen. Dies alles ist kein Widerspruch zum Fortschritt, man muss ja auch immer etwas erneuern, investieren, am Puls der Zeit bleiben und mutig sein.

Seit 2019 ist auch der »Tannbergerhof« im Familienbesitz. Eine Erweiterung oder eine Ergänzung der »Krone«?
Der »Tannbergerhof« ist ein gemeinsames Projekt von meinem Bruder Christoph und von mir. Der »Tannbergerhof« ist in direkter Nachbarschaft zur »Krone«. Wir haben 2019 die Chance gehabt, das Haus zu erwerben. Es ist weder eine Erweiterung noch eine Ergänzung zur »Krone«. Der »Tannbergerhof« ist der »Tannbergerhof« – und soll es auch bleiben. Natürlich mit dem Einfluss und der Erfahrung als Gastgeber der »Krone«.

Der »Tannbergerhof« hat seine eigene Geschichte, seine eigene Tradition: Es gibt ihn seit 1930 und er war eines der ersten Hotels in Lech. Er ist ein schönes, kleines Vier-Sterne-Haus. Es zieht den jüngeren, sportlicheren Gast an und bedient ganz bewusst ein eigenes Segment. Wir bieten im »Tannbergerhof« nicht nur Halbpension an, sondern auch Zimmer/Frühstück. So hat der Gast die Möglichkeit, das Gourmetdorf Lech mit den vielen hervorragenden Restaurants zu genießen.

Der Mitarbeiter ist König – so lautet Ihr Motto. Wir wird das gelebt?
Wir begegnen allen Menschen, und dazu gehören die Mitarbeiter, auf Augenhöhe. Sie arbeiten mit uns zusammen und haben Teil am Erfolg unseres Betriebes. Das sagt das Wort »Mitarbeiter« im Kern. Er ist kein Gegner, kein Gegenarbeiter – er ist ein Mitarbeiter. Das macht den großen Unterschied. Außerdem sind in der Saisongastronomie neue Konzepte und Ideen gefragt. Wie wird man familienfreundlicher, wie geht man mit Stunden um. Aber ganz ehrlich, da beißt sich die Katze in den Schwanz: Wenn man die Stunden reduziert, braucht man plötzlich 20 Prozent Mitarbeiter mehr.

Wenn wir auf 40 Wochenstunden zurückgehen, wie es in anderen Branchen üblich ist, müssen wir 20 Prozent mehr Mitarbeiter finden, die es zurzeit gar nicht gibt. Wir müssen aber auch 20 Prozent mehr Mitarbeiter unterbringen. Hier sind wir sicher gefordert, in den nächsten Jahren weiter zu investieren und auch flexibler in den Arbeitszeiten zu werden. Wir sind gefordert andere Arbeitszeitmodelle zu finden. Drei Tage mehr Stunden arbeiten, vier Tage frei. Oder vier Tage mehr Stunden arbeiten, drei Tage frei. Hier ist wiederum die Politik gefordert, weil den Zwölf-Stunden-Arbeitstag gibt es in der Hotellerie nicht. Dieser wird durch den Kollektivvertrag ausgehebelt.

Alexandra Embacher
Alexandra Embacher
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