Preziosen aus dem Penfolds-Keller

Preziosen aus dem Penfolds-Keller
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Penfolds-Tasting mit Grange 2016 als Highlight

Bis zu 99 Punkte vergab Peter Moser beim aktuellen Penfolds-Tasting. Extrem hohe Leistungsdichte von Chardonnay bis Shiraz.

Penfolds Chef-Kellermeister Peter Gago und Falstaff Wein-Chefredakteur Peter Moser verkosteten bei ihrem alljährlichen Treffen, das diesmal COVID-bedingt als Videokonferenz stattfinden musste, gemeinsam eine Auswahl der neuesten Weine aus Australiens bekanntestem Weingut.

2019 BIN 311 Chardonnay: 93 Punkte

BIN 311 Chardonnay spiegelt das Mantra von Winemaker Peter Gago und seinem Team wider: »Wir gehen immer dorthin, wo die Reben am besten gedeihen und wo ihre Trauben am besten zu unserem Stil passen.« Seit dem letzten Jahrgang kommen die Trauben aus mehreren kühleren Klimaregionen; Adelaide Hills, Tumbarumba, Tasmanien. Ein echter Bin 311er zeigt Zitronen- und Kalkaromen sowie Mineralität, ergänzt durch Aromen vom Reifen im alten Eichenfass. Die Filtration wird sehr schonend durchgeführt, der Wein bewahrt deshalb elegante Fruchtaromen. Die Tatsache, dass der Wein 8 Monate im französischen Holz verbrachte, davon ein Drittel neu, ist nur zu erahnen.

13%, DV, Helles Grüngelb, Silberreflexe. Zarte Röstaromen, ein  Hauch von Haselnuss, feine gelbe Tropenfruchtnoten, etwas Banane, Mango, einladendes Bukett. Saftig, seidig, elegante Textur, weißer Apfel, finessenreicher Säurebogen, salzig, Limette im Abgang, bereits gut antrinkbar.

2018 BIN 144 Chardonnay Yattarna, 96 Punkte

Erstmals 1998 mit dem Jahrgang 1995 präsentiert, ist der Yattarna Chardonnay das Ergebnis eines der umfassendsten, gezieltesten und bekanntesten Weinprojekte, die Australien jemals erlebt hat. Die Ambitionen und die Eigenständigkeit von Generationen an Penfolds Kellermeistern, inspirierten das Weingut zur Kreation eines Weissweines, der auf einer Stufe mit den Standards des Grange steht. Aufgrund von Selektionierung der allerbesten Chardonnay-Trauben aus Cool Climate Regionen und mittels feinfühliger Vinifikation entwickelt sich der Stil immer weiter. Yattarna spiegelt Penfolds’ Ausdauer und anhaltendes Bekenntnis zu seinen ursprünglichen Zielen wider. Der aus der Sprache der Aborigines entlehnte Name bedeutet „nach und nach, schrittweise“. Jeder Jahrgang trägt dazu bei, das Qualitätsniveau weiter zu heben. Der Wein aus dem nahezu perfekten Jahrgang weist nun bereits einen Anteil von 72% der Trauben aus Tasmanien auf, und ist wohl der eleganteste und subtilste Chardonnay dieser Serie bisher.

13%, DV, Helles Grüngelb, Silberreflexe. Zarte Nuancen von Feuerstein und frischer gelber Tropenfrucht, zart nach Safran, Weingartenpfirsich und Blüten, sehr nuanciertes, facettenreiches Bukett. Mittlerer Körper, dabei straff und mineralisch, feine Extraktsüße, ein Hauch von Steinobst und Ananas, finessenreich strukturiert, salzige Mineralität im Abgang, zitronige Nuancen im Abgang, noch sehr jugendlich, vermittelt ein delikates, seidiges Trinkvergnügen.

Peter Gago im Zoom-Tasting.
© Peter Moser
Peter Gago im Zoom-Tasting.

2018 BIN 407 Cabernet Sauvignon, 94 Punkte

Da im Laufe der Zeit immer mehr hochwertige Cabernet Trauben zur Verfügung standen, wurde BIN 407 erstmals im Jahr 1993 mit dem Jahrgang 1990 auf den Markt gebracht. Der Wein, von Penfolds Bin 707 inspiriert, bietet Fülle, Geschmack und Struktur, ist aber dennoch leicht zugänglich. Bin 407 ist ausdrucksstark und ein Paradebeispiel für einen Cabernet Sauvignon im klassischen Penfolds-Stil, eine Cuvée aus mehreren Weinbergen und mehreren Regionen. Der Kern des Weines besteht aus einer reifen Frucht, unterstützt durch die dezente Verwendung von französischer und amerikanischer Eiche. Die Trauben kamen aus Coonawarra, Padthaway, Wrattonbully, McLaren Vale, Barossa Valley und Robe.

14,5%, DV, Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, zarte Randaufhellung. Mit einem Hauch von Minze und Cassis unterlegtes rotes Waldbeerkonfit, ein Hauch von Orangenmarmelade und süßen Gewürzen. Saftig, elegant, reife Kirschen, zart nach Eukkalyptus, reife, tragende Tannine, etwas Nougat, mineralischer Nachhall, bleibt haften, verfügt über Reifepotenzial, eleganter Speisenbegleiter.

2018 BIN 389 Cabernet Shiraz, 95 Punkte

Der Penfolds Cabernet Shiraz BIN 389 besteht diesmal aus 57% Cabernet Sauvignon und 43% Shiraz die aus Weingärten in McLaren Vale, Barossa Valley, Padthaway, Coonawara, Robe und Wrattonbully stammen. Der Ausbau erfolgt in amerikanischer Eiche, die zu 38% neu war. Dieser Weine wird oft als »Baby Grange« bezeichnet, zum Teil deshalb, weil die Komponenten des Weines in denselben Fässern reifen, in denen sich der vorhergehende Jahrgang des Grange befand. Erstmals 1960 vom legendären Max Schubert vinifiziert, half dieser Wein, bei Rotwein-Liebhabern für Penfolds einen soliden Ruf zu formen. Die Struktur des Cabernet Sauvignon wird dabei mit der Aromenvielfalt des Shiraz kombiniert. Die Präsentation des Jahrganges 2018 im Jahr 2020 erinnert an das 60. Jahr Jubiläum des Bin 389.

14,5%, DV, Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, zarte Randaufhellung. Reifes dunkles Beerenkonfit, ein Hauch von Cassis, Vanille und Eukalyptus. Saftig, wirkt am Gaumen sehr leichtfüßig, feine rote Kirschenfrucht, gut integrierte Tannine, mineralisch und straff, salziger Touch, bereits sehr harmonisch, ein Hauch von Limette im Abgang, antrinkbar, mit sehr gutem Potenzial ausgestattet.

2017 St. Henri Shiraz, 97 Punkte

St. Henri ist eine altehrwürdige und alternative Version von Shiraz und ein faszinierender Kontrapunkt zu Grange. Er ist unter den hochwertigen australischen Rotweinen ein ungewöhnliches Exemplar, da er nicht im neuen Holz lag. Er wurde erstmals Anfang der 1950er Jahre von Penfolds präsentiert (erster Jahrgang 1957) und erfuhr in den 1990er Jahren eine neue Belebung, als seine Qualität und sein unverwechselbarer Stil noch besser in die Flasche kamen. Stolz, ein Weinstil, der nicht dem Diktat der Mode erlag. St. Henri ist vollmundig und samtig, wenn er jung ist. Im Alter wird er noch geschmeidiger, erdige, Mokka ähnliche Charakterzüge kommen durch. Er wird in alten, großen Fässern gereift, die fünfzig Jahre sind und älter und die dem Wein erlauben, sich sanft zu entwickeln und ihm einen zusätzlichen minimalen Eichencharakter schenken. Obwohl mit einem kleinen Anteil Cabernet (3%) vermählt, bleibt der Schwerpunkt in St. Henri die Shiraz-Traube. Der etwas kühlere und später reife Jahrgang 2017 brachte einen St. Henri, der stilistisch an die typischsten Vertreter der Vergangenheit erinnert, ein grandioser Speisenbegleiter mit Potenzial für Jahrzehnte.

14,5%, DV, Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, zarte Randaufhellung. Noch etwas zurückhaltend, feines Waldbeerkonfit, zartes Nougat-Karamell, feine Lakritzenoten im Hintergrund, braucht Luft. Saftig, elegant, zeigt Komplexität und guten Druck, angenehme Extraktsüße, reife, perfekt eingebundene Tannine, bleibt bereits sehr gut haften, feiner, tragender Gerbstoff im Abgang, toller Speisenbegleiter, sicheres Entwickungspotenzial für viele Jahre.

2016 BIN 95 Grange, 99 Punkte

Der legendäre Grange vereint die Penfolds Philosophie aus verschiedenen Weinbergen und Cuvéepartnern, um daraus den wohl meist gefeierten Wein Australiens zu kreieren. Er spiegelt die Tradition wider und steht offiziell auf der Liste der südaustralischen Kulturerben (Heritage Icon of South Australia). In Handarbeit aus reifen Shiraz Trauben, intensiv in Geschmack und Struktur gefertigt, steht Grange für einen einzigartigen australischen Stil, und gilt deshalb als einer der Beständigsten unter den großen Weinen der Welt. Mit einer ungebrochenen Reihe von Jahrgängen seit dem experimentellen 1951er, zeigt Grange deutlich die Synergie zwischen Shiraz, den Böden und Klimazonen Südaustraliens. Der jüngste Jahrgang 2016 reiht sich ein in die Folge der großen »Jungen« wie 2002, 2004 oder 2010, ein Wein von enormer Intensität und Länge, der über viele Jahrzehnte die Weinfreunde begeistern wird.

Herkunft: South Australia. Trauben aus:

  • Barossa Valley,
  • McLaren Vale,
  • Clare Valley,
  • Magill Estate

14,5, NK, Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung. Beeindruckende Nase nach Kokos, Bourbonvanille, schwarzen Beeren und Feigen, etwas Sojasauce, unterlegt mit Noten von Nougat und Eukalyptus, zündet in der Jugend in der Nase ein regelrechtes aromatisches Feuerwerk, volle Grange-DNA. Kraftvoll und engmaschig, dunkles Fruchtspektrum, schokoladige Textur, runde, seidige Tannine, schwungvolle Frischestruktur sorgt für ein dynamisches Finale, Mokkanoten im Rückgeschmack, Potenzial für Jahrzehnte, sollte nun aber noch fünf Jahre als Minimum ruhen dürfen.
(97% Shiraz, 3% Cabernet Sauvignon)

Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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