Zwei Österreicher, eine Absicht: Der Textilunternehmer Alexander Waibel (l.) erzeugt mit Leo Hillinger (r.) in Südafrika Weine unter dem Namen »Constantia Hill«.

Zwei Österreicher, eine Absicht: Der Textilunternehmer Alexander Waibel (l.) erzeugt mit Leo Hillinger (r.) in Südafrika Weine unter dem Namen »Constantia Hill«.
© Ian Ehm

Out of Africa: Constantia Hill

Leo Hillinger gilt unter Österreichs Winzern als Marketing-Genie mit hohem Bekanntheitsgrad. Alexander Waibel stammt aus einer Vorarlberger Textildynastie und besitzt in Südafrika das Boutique-Weingut Constantia Glen. Dort haben die beiden jetzt zusammen ganz erstaunliche Weine hervorgebracht.

Wenn der Weinmacher Leo Hillinger über Südafrika redet, bekommt er glänzende Augen. Der Mann, der auf den ersten Blick wirkt wie eine Mischung aus Clubbing-DJ und Calvin-Klein-Model, kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. »Dieses Land ist so unglaublich faszinierend, das kann nur verstehen, wer einmal dort war.«

Hillinger ist Österreichs bekanntester Winzer, und er war in den vergangenen Jahren ­so oft wie möglich in Südafrika. Der Burgen­länder gilt als echtes Marketing-Genie, zu Unrecht haftete ihm deshalb lange Zeit das Image an, er sei ein besserer Entrepreneur als Winzer. Dem will er nun einmal mehr entgegenwirken.

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In einem Joint Venture mit dem südafrikanischen Traditionsweingut Con­stantia Glen in Cape Town macht er jetzt Weine mit hohem Qualitätsanspruch zu leistbaren Preisen. Es sei für ihn eine »Herzblut-Angelegenheit«, wie er meint, es ginge dabei nicht so sehr ums Geldverdienen, sondern um die Herausforderung, mit einem international angesehenen Weingut zusammenzu­arbeiten. Ein Weingut, das ebenfalls einem Österreicher gehört, dem Vorarlberger Textilunternehmer Alexander Waibel.

Es ist die Geschichte zweier Weinfanatiker, der eine ein Selfmademan aus dem Burgenland, der mit nichts als einem Berg Schulden angefangen hat, heute zu den erfolgreichsten Weinmachern Österreichs zählt und dem­nächst in München seinen achten Hillinger-Weinshop eröffnet. Der andere ein Spross einer bekannten westösterreichischen Textildynastie, die in der Nachkriegszeit die Marke »Mäser« zu einer Ikone in Sachen Unterwäsche werden ließ. Der eine lebt vom Wein, für den anderen ist das Winzerdasein nur ein Nebenjob, er ist Inhaber einer Textilfabrik in China. In jedem Fall vereint beide eine Affenliebe zum Rebensaft. Alexander Waibel: »Meine Frau sagt immer, wenn ich einmal anfange, über Wein zu reden, dann hör ich nicht mehr auf.«

Foto: beigestellt

Da ist was dran. Wenn Waibel mal in Fahrt ist, dann plaudert der gelernte Jurist über Trauben, Tastings und Tannine wie ein Wasserfall. Und über Südafrika: »Wir haben in vielerlei Hinsicht ein unglaubliches Glück. Unser Weingut liegt in der kühlsten Zone des Landes, was den Weinen sehr zugutekommt. Constantia ist aber auch die älteste und eine der berühmtesten Weinbauregionen Südafrikas.«

Seit 1685 gibt es dort Wein. Und es ist tatsächlich einem glücklichen Umstand zu verdanken, dass Constantia Glen heute im Besitz eines Österreichers ist. Es war Alexander Waibels Großvater, der dort 1951 eine Farm kaufte, um weit weg von Österreich ein zweites Standbein  neben seiner Textilfabrik in Vorarlberg zu gründen. Er hatte Angst, dass sich nach Kriegsende die damalige russische Besatzung im Osten Österreichs auch im Westen ausbreiten und dort die Unternehmerfamilien enteignen würde – wozu es allerdings nicht kam.

»Das 60 Hektar große Grundstück hat mein Großvater damals um einen Pappenstiel erworben», erzählt Waibel. »Im Prinzip war das damals viel Wald, ein bisschen Viehzucht und Apfel- und Pfirsichanbau.« Erst 1990 wurde beschlossen, dort wieder Weine zu keltern. Davor aber mussten noch die Bäume weg, samt Wurzeln. 20.000 Tonnen, weggeschafft mit einem riesigen Bagger. Die ersten Reben wurden dann in den Jahren 2001 bis 2003 ausgepflanzt. 2007 ließ Waibel den Weinkeller errichten.

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»Vor allem durch die Nähe zur Schweiz waren gute Weine, vorwiegend aus Bordeaux, in unserer Familie immer schon ein Thema«, sagt Waibel und fügt lächelnd hinzu: »Man muss sich das vorstellen. Unser Hauswein war früher Lynch-Bages, der war damals noch recht günstig. Heute kosten diese Weine ein Vermögen.«

Auch Waibels Frau stammt aus einer Familie mit Hang zu großen Weinen. Sie ist die Enkelin des verstorbenen US-Milliardärs Paul Getty, der in den 1970er-Jahren wegen einer spektakulären Entführungsaktion in die Schlagzeilen geriet. Ihr Onkel, Gordon Getty, besitzt in ­Kalifornien ebenfalls drei hochprämierte Weingüter.

Heute präsentiert sich Constantia Glen als feines Boutique-Weingut mit 29 Hektar Rebfläche und einer Jahresproduktion von rund 100.000 Flaschen. Zu den vier Weinen des Hauses (der erste, ein Sauvignon Blanc, kam 2004 auf den Markt) kommen jetzt noch zwei Weine in Kooperation mit Leo Hillinger hinzu. Ein Rotwein und ein Weißwein unter der Marke »Constantia Hill«.

Die Weine von Constantia Glen genießen längst hohe Reputation, für die Familie von Alexander Waibel kommt aber noch etwas hinzu: die traumhafte Lage des gesamten Anwesens in einer Höhe von bis zu 270 Meter über dem Meeresspiegel, rund 20 Minuten entfernt vom Zentrum Kapstadts, gleich dahinter der Tafelberg. »Meine drei Töchter sind hier aufgewachsen«, sagt Waibel, »inzwischen leben wir sechs Monate im Jahr in Kapstadt, vier Monate in London und den Rest in Vorarlberg.«

Leo Hillinger lächelt dazu wissend und meint: »Ja, wem dieser Fleck in Südafrika nicht gefällt, dem ist nicht mehr zu helfen, der ist ein unlösbarer Fall.«

Alle Hillinger-Weine mit Falstaff-Punkten finden Sie hier, die Erzeugnisse von Constantia Glen können Sie hier entdecken.

Weingut Constantia Glen in Cape Town: Spektakuläre Lage vor dem Tafelberg in einem Nobelviertel der Region, 20 Minuten vom Stadtzentrum Kapstadts entfernt.
© Ian Ehm
Weingut Constantia Glen in Cape Town: Spektakuläre Lage vor dem Tafelberg in einem Nobelviertel der Region, 20 Minuten vom Stadtzentrum Kapstadts entfernt.

Aus Falstaff Magazin Nr. 06/2016

Herbert Hacker
Herbert Hacker
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