Auch Wein wird in Corona-Zeiten vermehrt online bezogen.

Auch Wein wird in Corona-Zeiten vermehrt online bezogen.
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Onlinehandel schließt Lücken: Ein Plädoyer

»Onlinehandel ist ein sehr ernstzunehmendes Standbein, kein Hobby«, sagt der Geschäftsführer von WeinGrube.com Michael Pöltl. Folgend die Tipps vom Experten.

6.000 namhafte Weine von mehr als 600 nationalen und internationalen Winzern aus den Ländern Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien: Mit dem Online-Weinmarkt WeinGrube.com fokussiert sich Michael Pöltl auf den Verkauf qualitativ hochwertiger Weine. Im Interview verrät er, wie der Vetrieb im Web gepusht werden kann und warum es bei ihm auch für Wein eine 100 Prozent Geld-zurück-Garantie gibt.

PROFI: Webshops sind derzeit der ultimative Vertriebsweg. Wie nimmt Ihre Zielgruppe das Online-Angebot an?
Michael Pöltl: Als Pure Player ist unser Online-Weinmarkt immer der ultimative Vertriebsweg. Wir verzeichnen bereits seit Jahren sehr starke Zuwachsraten. Aber was im Moment abgeht, ist absolut phänomenal. Und es freut uns riesig, wenn wir unsere Kunden mit unserem umfassenden Angebot glücklich machen können.

Wie kann der Online-Vertrieb gepusht werden?
Gerade jetzt ist es wichtiger denn je auf die aktuelle Situation zu reagieren. Auf Grund von Corona wurde ein Turbo gezündet, der das Konsum- und Kaufverhalten noch viel schneller Richtung »online« drängt. Die Kunden sind quasi nur noch online. Beispiel Newsletter, im Moment ist es ziemlich egal ob dieser werktags oder am Wochenende ausgeschickt wird. Die meisten Kunden sind zu Hause und lesen Mails täglich.

Auch die Sozialen Netzwerke sind wichtiger denn je. Man kommt kaum unter die Leute, dieses Defizit wird online ausgeglichen. Ich erwische mich selbst immer häufiger dabei, dass ich auf Facebook und Co. nach dem Rechten gucke. Auch wenn ich persönlich kein Freund von solchen Plattformen bin.

Auf Ihrer Webseite sind auch Portraits von Winzern zu finden.
Wein ist ein Erzeugnis, in das der Winzer viel Arbeit, viel Herzblut und vor allem viel Liebe steckt. Umso wichtiger ist es, dass auch der Kunde den Winzer »kennenlernt«. Versteht, wer und was dahinter steckt.

Geschäftsführer von WeinGrube.com Michael Pöltl.
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Geschäftsführer von WeinGrube.com Michael Pöltl.

Sie bieten Gratis-Rückgabe und 100 Prozent Geld-zurück-Garantie bei Nichtgefallen. Ist das bei Weinhandel nicht eher unüblich?
Es ist im Onlinehandel absolut üblich und da möchte ich Wein nicht ausnehmen. Abgesehen davon haben wir den Anspruch, dass unsere Kunden zu 100 Prozent zufrieden sind. Alles andere ist inakzeptabel.

Inwiefern kann die derzeitige Lage eine Chance für die Branche sein?
Onlinehandel ist bereits die Chance. Durch die derzeitige Lage wird nur alles beschleunigt. Ich gehöre aber nicht zu jenen, die behaupten, dass es in Zukunft nur noch Onlinehandel geben wird. Das wird nicht passieren. Aber die aktuelle Situation zeigt besser denn je, wo die Vor- und Nachteile von den bestehenden, alten Strukturen sind.

Onlinehandel ist ein sehr ernstzunehmendes Standbein, kein Hobby. Onlinehandel schließt Lücken, die der stationäre Handel nicht schließen kann – man ist z. B. immer erreichbar. Onlinehandel kann begrenzte Verkaufsflächen erweitern – Waren präsentieren, die nicht zwingend vor Ort gelagert werden müssen. Onlinehandel kann den stationären Verkauf beflügeln. Und Onlinehandel kann, in Situationen wie diesen, die wir vermutlich in Zukunft häufiger erleben werden, das Überleben sichern. Auch die Kunden lernen gerade wie bequem ein Online-Einkauf sein kann. Ich muss nicht vor die Türe und lästig wohin fahren, Parkplatz suchen und so weiter.

Es wird also zu einer viel stärkeren Verbindung beider Vertriebswege kommen. Und all jene, die das jetzt erkennen und – endlich – reagieren, für die besteht eine hohe Chance in Zukunft noch erfolgreicher zu sein.

Haben Sie Tipps für andere, wie sie gut durch diese Zeit kommen können?
Wer jetzt noch keine vernünftigen Strukturen hat – Onlineshop, Logistik und so weiter – der tut sich schwer, der sollte die Zeit zumindest fürs »Lernen« verwenden und sich informieren, damit er nach dieser Zeit mit Volldampf starten kann.

Für jene die bereits im Onlinehandel aktiv sind, die sollten sich nicht auf den im Moment erhöhtem Bestellaufkommen ausruhen. Sondern weiter am Ball bleiben. Gerne stehe ich meinen Branchen-Kollegen beratend zur Verfügung, denn neben dem Onlinehandel betreibe ich seit 20 Jahren eine Web-Agentur mit Fokus auf  Ecommerce. Im Zuge meiner Beratungstätigkeit helfe ich gerade in diesen Zeiten gerne weiter.

Möchten Sie einen Appell an die Branche richten – oder vielleicht auch ein Danke an Ihre Mitarbeiter?
Meinem Team, meinen Freunden gilt immer mein aufrichtiger Dank. Ohne sie läuft gar nichts. Mein Appell an die Branche: Mehr miteinander als gegeneinander. Der Online-Weinhandel ist absolut toll, aber im Vergleich zu anderen Branchen im Ecommerce eine Nebenerscheinung. Die Umsätze, die alle Wein-Onlinehändler österreichweit zusammen jährlich erwirtschaften, machen die Großen in anderen Branchen in wenigen Stunden. Wenn wir unsere Zeit zu sehr mit Grabenkämpfen vergeuden, werden wir überrannt. Konzentrieren wir uns lieber auf Synergien, Effizienzsteigerungen und die Weiterentwicklung im Weinhandel.

weingrube.com

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