Online-Tool zur Bewertung der Nachhaltigkeit

Winzer können selbst messen, wie nachhaltig sie arbeiten und was sie verbessern können.

Nachhaltigkeit ist wohl einer der am häufigsten missbrauchten Begriffe, wenn es um Marketing-Platitüden zur Selbstbeweihräucherung geht. Nun hat der Österreichische Weinbauverband nach mehrjähriger Vorarbeit ein Online-Tool präsentiert, mit dem jeder Winzer selbst bewerten kann, wie nachhaltig er arbeitet. Ziel ist eine unanfechtbare Zertifizierung, die ab dem kommenden Winter möglich sein soll.

Wie sieht nachhaltiger Weinbau aus?
Der Weinbau ist aufgrund der eingesetzten Pflanzenschutzmittel und Dünger sowie aufgrund des Energie- und Wasseraufwandes sowie Transportes eine sehr intensive Form der Landwirtschaft. Zudem reagiert der Weinbau sensibel auf veränderte Wetterverhältnisse, wie lange Dürre- oder Regenperioden, die durch den Klimawandel verstärkt werden. Die Kernfrage in diesem Zusammenhang ist: »Wie sieht nachhaltiger Weinbau aus, der sowohl ökologischen als auch sozial und ökonomisch qualitativ-hochwertigen Wein produziert?«

Zertifizierungssystem
Als Antwort darauf und aufbauend auf vorangegangene Klima-Projekte initiierte der Österreichische Weinbauverband die Entwicklung eines Zertifizierungssystems für nachhaltig produzierten Wein, das Winzer selbst anwenden können. »Das Nachhaltigkeitsprojekt ist kein Marketinggag«, verdeutlicht Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager die Bedeutung der Initiative. »Es ist wichtig, das Thema bei den Konsumenten im Kopf jetzt positiv zu besetzen, bevor es von außen an die Branche herangetragen werde.« »Andere Länder sind beim Thema Nachhaltigkeit bereits seit Jahren aktiv«, erklärt Josef Glatt, Geschäftsführer des Österreichischen Weinbauverbandes. »Österreich ist durch seine Aktivitäten, etwa in Sachen Boden- und Pflanzenschutz, prädestiniert, sich dem Thema Nachhaltigkeit aktiv zu nähern.«

Mehrstufiger Bewertungsprozess

Gemeinsam mit Fachexperten und in mehreren Stufen wurden in unterschiedlichen Prozessen (Traubenproduktion, Weinerzeugung, Weingartenanlage, Soziales und Ökonomie) Qualitätsziele definiert und Maßnahmen zur nachhaltigen Umsetzung erarbeitet. In dem für alle online verfügbaren Programm erhalten Winzer nach Eingabe ihrer betrieblichen Kennzahlen eine Auswertung ihrer Nachhaltigkeit. Die Eingaben in den je nach Betrieb vorhandenen Bereichen (Traubenproduktion, Weinproduktion, Weingartenanlage) werden automatisch nach einem bestimmten Schlüssel bewertet. Das heißt, dass Maßnahmen die nur einen geringen Beitrag zur Nachhaltigkeit haben, eine geringere Wertigkeit bekommen, während etwa die Umstellung beim Flaschenglas auf Leichtglas einen großen Schritt bedeutet.

Für die Bewertung dieser Maßnahmen in Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit werden folgende Kriterien herangezogen:


  • Klimaneutralität

  • Wassernutzung

  • Energieeinsatz

  • Betriebsmitteleinsatz

  • Bodenfruchtbarkeit
  • Biodiversität

  • Hoher Qualitätsanspruch





Jeder soll mitmachen
»Bio ist positiv, aber alleine zu wenig« kommentiert Willi Klinger, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing. »Das neue Nachhaltigkeitsprojekt passt bestens zur Positionierung Österreichs als ursprüngliches Urlaubsland mit reiner Natur. Um mit Nachhaltigkeit argumentieren zu können, muss es langfristig einen hohen Beteiligungsgrad am Projekt geben.«

Zur Bewertung der Nachhaltigkeit (nur für Winzer)

(Redaktion)