Österreichs Weine in China immer gefragter

Interview mit Winzerin Silvia Heinrich, die mit einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation auf Reisen ging.

Die Wein-Exportumsätze von Österreich nach China haben sich zuletzt im Jahresabstand fast immer verdoppelt. Im Jahr 2003 wurde von der Statistik Austria erstmals eine Summe von 54.000 Euro ausgewiesen. Zehn Jahre später waren es immerhin schon über 2,5 Millionen Euro. Eben ist eine hochrangige Wirtschaftsdelegation mit Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter, Außenminister Sebastian Kurz und WKÖ Präsident Christoph Leitl von einer erfolgreichen China-Reise zurückgekehrt. Erfolgreich war diese auch für die burgenländische Winzerin Silvia Heinrich, die im Beisein der hochrangigen Delegation einen Exklusiv-Vertriebsvertrag mit Guangzhou Goldberg Co. Ltd im Grand Hyatt in Peking unterzeichnet hat. Der Firmenname des Importeurs erscheint ungewöhnlich, doch dazu gibt es eine Geschichte...

Begonnen hat alles im November 2011, als der damalige chinesische Staatspräsident Hu Jintao bei seinem Österreich-Besuch den Blaufränkisch Goldberg Reserve vom Weingut Heinrich aus Deutschkreutz getrunken hat. Er war von der Qualität beeindruckt und verglich ihn vor Medienvertretern mit den Topweinen aus Bordeaux. Für die Winzerin Silvia Heinrich bedeutete dies eine Riesenchance, die sie zu nutzen wusste. Der Wein-Export nach China wurde bereits im Jahr 2012 aufgenommen und konnte kontinuierlich ausgebaut werden. Mittlerweile liegt die Exportquote nach China bei über 20 Prozent. Dieser positive Trend setzt sich im heurigen Jahr fort: in den ersten sechs Monaten 2014 wurden um 50 Prozent mehr Wein in die Volksrepublik geliefert als im selben Zeitraum des Vorjahres. Im Gespräch mit Frau Heinrich zeigt sich allerdings, dass am Bekanntheitsgrad von österreichischem Wein durchaus noch gearbeitet werden darf:

Falstaff: Was weiß man in China von Österreich generell?
Silvia Heinrich: Österreich ist vor allem wegen klassischer Musik bekannt, aber auch die gute Luft und das klare Wasser hierzulande sind den Chinesen ein Begriff.

Wieviel weiß man über österreichischen Wein?
In Mainland China weiß man nur sehr wenig, zumeist wird hier tatsächlich Austria mit Australia verwechselt. In Hongkong ist das ganz anders, das Weinwissen ist beeindruckend und es sind zum Teil sogar die Weinregionen bekannt.

Bei welchen Gelegenheiten wird in China Wein getrunken?
Chinesen feiern sehr viel, einerseits mit der Familie, andererseits wird jedes Geschäft mit einem Essen abgewickelt. Da wird auch richtig getrunken, nicht bloß verkostet. Zumeist steht neben dem Weinglas auch noch Schnaps und die Gäste müssen jedesmal zum Glas greifen, wenn der Gastgeber zum Trinken ansetzt. Da der Alkohol dadurch rasch seine Wirkung zeigt, sind Essens-Termine auch relativ rasch wieder vorbei. Bei Geschäftsessen muss es zumeist der teuerste Wein sein, das ist kein Klischee.

Wie wird Wein vertrieben?
Das unterscheidet sich gar nicht so sehr von Mitteleuropa, der Vertrieb geht sowohl über Gastronomie als auch über Einzelhandel. Es gibt auch Weine in den Supermärkten, aber da wird man kaum einen aus Österreich finden. In Guangzhou (Anm.: über zwölf Millionen Einwohner) haben wir mit unserem Importeur einen eigenen Goldberg-Shop errichtet, hier gibt es nur österreichische Weine. Und eben haben wir in der Nähe von Wenzhou ein neues Weinlager eröffnet.

Kann man den Wein-Export nach China selbst organisieren?
Man braucht auf jeden Fall einen Importeur mit einem guten Händlernetzwerk, alleine hat man hier keine Chance.

Zu welchen Preis landen die Weine in der Gastronomie bzw. in den Regalen?
Es gibt sehr hohe Zölle und die Transportkosten spielen auch eine Rolle. Unser Cupido beispielsweise kostet in China rund 250 Euro. (Anm.: In Österreich etwa 60 Euro).

Weingut Heinrich in der Falstaff-Weindatenbank

(von Bernhard Degen)

Bernhard Degen
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